Tatsächlich waren wir 10 Tage ohne Internet! Das haben wir nicht mal im wenig besiedelten Botswana geschafft.
Mo 22.04.2013
Tankwa Karoo National Park – Skaapwagterpos Campsite
Sukkulenten blühen |
Für
den Vormittag haben wir uns eine kleine Bergwanderung vorgenommen auf die
nächste Anhöhe, und es lohnt sich wirklich, der Blick ist wie von einem
Feldherrenhügel über eine riesige Ebene bis zu den fernen Cederbergen. Danach
geht es auf dem Fahrweg zu unserer letzten Übernachtung im Park. Sie liegt mehr
in den Bergen, in der Nähe von alten, halbverfallenen Schafkrälen mit
Steinmauern, daher auch der Name „Schafwächterposten“.
So 21.04.2013 Tankwa Karoo National Park – Volmoersfontein
Campsite
Nachts
kommt ein Wind auf, der etwas wärmere Luft heranführt. Es sind 35 km bis zur
nächsten Campsite, die liegt weit im Westen des Parks am Rand einer großen
Ebene, wieder bei einer halb verfallenen Farm.
Es ist ein unglaublich weites
Land, man kommt sich ziemlich klein vor. Ein Stück entfernt ist ein einsamer
kleiner Friedhof. Der Campingplatz ist bisher der schönste im Park. Hier gibt
es eine natürliche Quelle, aber die ist fast trocken, früher muss sie mal
ergiebiger gewesen sein, deswegen auch die Ansiedlung. Unterwegs die ersten
Tiere, Oryx und Springböcke, aber sie sind sehr scheu.
Stachelschwein am Tag! |
Ein Highlight ist ein
Stachelschwein direkt am Weg, wir können es einige Zeit beobachten, und wir
sehen, wo es gegraben hat und Pflanzenzwiebeln gefressen hat. Abends ein
prächtiger Sonnenuntergang, es hat einige Wolken, das erzeugt mehr Farben als
der wolkenlose Himmel, der „nur“ in Orangetöne übergeht. Heute ist es abends erfreulicherweise
etwas wärmer. Ein Schatten fliegt durch den Mond, und gleich darauf hören wir
den unheimlichen Ruf einer Schleiereule. Ansonsten fällt die Stille auf, die
hier überall ist, kein menschlicher oder künstlicher Laut ist zu hören,
höchstens mal ein Flugzeug, das in großer Höhe vorbeifliegt. Und da es auch wenige
Insekten gibt, ist die Stille oft komplett - wenn gerade kein Wind geht.
Sa 20.04.2013 Tankwa Karoo National Park – Pyper se Boom Campsite
Gegen
Mittag fahren wir nochmal beim Office vorbei, um mehr Feuerholz zu kaufen. Um ¾
12 kommen wir an die nächste Campsite, und da haben wir wieder mal ein
typisches Erlebnis mit hartleibigen Buren. Zwei Autos stehen da, Familien mit
Kindern, und haben gerade ein Grillfeuer angezündet. Sie erklären uns
großzügig, dass wir natürlich hier campen können, sie machen nur noch ihr
Braai. Das dauert dann zwei Stunden, währenddessen wir in der Nähe stehen und
warten, weil wir uns auf einen ruhigen Platz gefreut haben. Erst als sie weg
sind, sehen wir, dass sie gar nicht hier über Nacht waren, sondern nur eine
Mittagspause eingelegt haben, obwohl auf dem Schild steht, dass der Platz nur
für Besucher mit Reservierung ist. Der Platz ist nicht so schön, es stehen zwei
Ruinen herum und drei Eukalyptusbäume. Aber deren Schatten brauchen wir gar
nicht, so heiß ist es nicht. Wie schon gestern gibt es keine Vierbeiner zu
sehen.
Altes Windrad in Tankwa Karoo Park |
Dafür ein weiter Blick nach Westen bis zur Kette der Cederberge. Das
garantiert einen schönen Sonnenuntergang. Abends ein großes Feuer, wir haben
gemerkt, dass man eine große Glut braucht, dann erzeugt so ein Feuer auch genug
Wärme.
Fr 19.04.2013 Tankwa Karoo National Park – Perdekloof Campsite
Früh
hat es 6 Grad, da muss man mit dem Aufstehen warten, bis die Sonne aufgegangen
ist. Wir fahren zurück zu Hauptstraße, das dauert 45 Minuten, weil wir so viele
Farmtore auf und zu machen müssen. Zum Parkoffice sind es dann noch 25 km. Der
Park ist erst 1986 proklamiert worden, früher war es alles Schafland, aber mit
viel zu wenig Niederschlag und Überweidung. Jetzt ist er 150.000 Hektar groß,
und es gibt Campsites und Übernachtung in renovierten Farmhäusern. Es wurden
auch wieder Oryx, Springböcke und Kuhantilopen angesiedelt. Auch am Office kein
Mobilfunk und kein Shop, wir hatten gehofft, dass das Office vielleicht WiFi
gegen Bezahlung hat. Auch ohne Reservierung bekommen wir die vier Plätze, die
wir geplant hatten. Es sind eine „luxuriöse“ Campsite und drei sogenannte
„informal“ Campsites ohne Infrastruktur, die immer nur an eine Gruppe vergeben
werden. Die bessere Site heißt Perdekloof und liegt am Anfang eines weiten
Taleinschnitts, am Rand eines Bachbetts mit vielen Bäumen und Büschen. Es gibt
dort sechs Plätze, und je zwei haben eine „Doppelhaushälfte“ mit eigener Küche,
Dusche und Toilette, das ist ganz nett gemacht. Wir sind die einzigen Camper
für diese Nacht.
Bokmakierie |
Schön ist, dass es hier viele Vögel gibt, die auch recht zahm
sind. Mittags 22 Grad, das ist eigentlich zu wenig, weil es dann abends zu
schnell abkühlt.
Do 18.04.2013 Hammelhoek Game Reserve Campsite
Früh
ist der Himmel wolkenlos, aber neben dem Chalet rauscht der Biedouw River mit
brauner Brühe vorbei, gestern war er noch ein Rinnsal. Wir müssen ihn auf dem
Weiterweg auf einer Low-Level Brücke überqueren, deswegen sollen wir uns laut
Rat der Verwalter beeilen. Wenn der Fluss weiter steigt, geht es nicht mehr.
Und dann gibt es 30 km weiter noch den viel größeren und gefährlicheren Doring
River. Die Verwalter rufen dort für uns auf einer Farm an, aber er fließt noch
nicht, so können wir losfahren, sonst müssten wir zu unserem Ziel einen großen
Umweg machen. Lustigerweise ist an der Doring-Überquerung auf einer Landkarte
der Ort Uitspankraal eingezeichnet, tatsächlich ist es nur eine Farm im Nichts.
Es ist aber gut, dass es sie gibt. Die Flussdurchquerung ist noch einfach, eine
Sandspur mit etwas Wasser zwischen großen Steinblöcken.
Dahinter geht es
bergauf, die Piste ist stark ausgespült vom gestrigen Regen, dann kommt eine
Senke, die voller Schlamm ist, - und wir bleiben wieder mal stecken! Es ist
eine wässrige Mischung aus Sand und ganz feinem, mehlartigem Schlamm. Wir
versuchen erst gar nicht, das Auto auszugraben, sondern Manfred läuft zur Farm,
die etwa einen Kilometer zurück liegt. Zum Glück ist der Farmer vor Ort und
fährt mit seinem Traktor und zwei Arbeitern los, um uns herauszuziehen. Das
klappt auch auf Anhieb – wir haben Glück gehabt, die Stelle hätte auch weit ab
jeder Besiedlung sein können.
Leider hört das Abenteuer nicht auf, die weitere
Piste aus dem Flusstal hoch wird immer schlechter, sie besteht eigentlich nur
noch aus geschwemmten Steinen mit tiefen Rinnen dazwischen, und wir müssen
immer wieder anhalten, um sie notdürftig auszubessern. Aber auch das nimmt ein
Ende, und oben bleibt die Strecke flach und wird wieder besser, auch wenn immer
wieder große Pfützen im Weg sind. Das Auto sieht am Ende ziemlich verschweint
aus. Trotzdem zieht sich die Fahrt in die Länge, und auch die Zufahrt zum
Tankwa Karoo Nationalpark, ist eine schlechte Piste. So sind wir froh, ein
Schild „Hammelhoek Private Game Reserve“ mit Campingmöglichkeit zu sehen, und
biegen dorthin ab. Das ist aber immer noch nicht das Ende der Geschichte, wir müssen
uns wie in einer Odyssee von Farm zu Farm durchfragen, bis wir zu einem
Verwalterhaus kommen, aber die Leute dort sprechen nur Afrikaans. Irgendwie
verstehen wir, dass wir zu einen Haus mit einem grünen Dach fahren sollen, das
man Richtung eines Berghangs sieht. Dort stellen wir uns neben der „Hunter’s
Hut“ ab, das wäre für uns ok zum Übernachten. Daneben steht das Haus mit dem
grünen Dach, es sieht wie ein privates Wochenendhaus aus. Nach einiger Zeit
kommt aber der Verwalter angefahren und bedeutet uns, dass wir falsch sind, und
tatsächlich ist hinter dem grünen Haus die eigentliche Campsite mit Waschhaus –
da wären wir nie drauf gekommen. Es ist sogar noch ein südafrikanischer Camper
da, der ein großes Feuer unterhält, an dem wir uns mit wärmen dürfen. Dieser
Tag war etwas anstrengend, obwohl wir gerade mal 110 km gefahren sind.
Mi 17.04.2013 Enjo Farm Camping - Biedouvalley
Nachts
fängt es bald an zu regnen und hört nicht mehr auf, noch dazu mit heftigem
Wind. Das ist unschön; die Zeltseite in Windrichtung wird ziemlich nass, wir
müssen innen unsere Notfallplastikstücke auslegen, damit die Matratze trocken
bleibt. Beim Aufstehen regnet und stürmt es immer noch. Wir klappen ganz schnell
das Zelt zusammen und fahren sofort los. Das schlechte Wetter kam von Westen, aber
wir fahren auf die etwas abgeschirmte Ostseite hinter die große
Cederberg-Kette, die in Nord/Südrichtung verläuft. Da ist der Regen geringer
und hört später auf. Das ist gut so, weil wir eine 4x4-Piste 35 km durch die
Berge bis zum Örtchen Wupperthal fahren. Das ist eine Gründung der Rheinischen
Mission, daher der Name. Der Ort liegt in einem tiefen Tal, und der Abstieg
dorthin ist abenteuerlich, es ist eigentlich keine Straße mehr, sondern ein
steiler, steiniger Trampelpfad für Autos. Wir sind froh, als wir unten sind.
Wir schauen, ob wir was einkaufen können, aber es gibt außer Konserven nur
Eier, und die Bäckerei ist nicht in Betrieb, weil der Ort wegen des Sturms
keinen Strom hat. Der Aufstieg aus dem Tal ist genauso steil, aber zumindest
teilweise asphaltiert.
Chalet als Zuflucht bei Regen |
Das nächste Tal ist das Biedowvalley, hier wollten wir
eigentlich campen, aber angesichts des kalten Wetters geben wir das auf, die
Farm Enjo hat zum Glück auch Chalets mit Feuerstelle innen, das ist dann schön
gemütlich. Es fängt wieder an zu regnen, bis zum Abend. Interessanterweise
gehört die Schaffarm einem ehemaligen Flugkapitän der Lufthansa, der hier sogar
einen Buschflugplatz hat. Es wäre sicher interessant gewesen, sich mit den
Besitzern zu unterhalten, aber sie wohnen die meiste Zeit an der Südküste, seit
die Kinder in die Schule gehen, und fliegen nur am Wochenende ab und zu mal
ein. Die Verwalter sind sehr hilfsbereit, wir können Bratwurst fürs Abendessen kaufen
und am nächsten Morgen kurz unsere Mails abrufen, es gibt weiterhin keinen
Mobilfunk weit und breit.
Di 16.04.2013 Sanddrif Farm Camping – Cederberge
Es
geht früh los, weil wir zu den Wolfberg Cracks aufsteigen wollen. Das sind 650
Höhenmeter ziemlich steil aufwärts. Die Cracks sind eine Sehenswürdigkeit,
mehrere große Risse am Rand einer Art Tafelberg, 30 Meter breit, ab dem oberen Berghang
50 Meter hoch, und nach innen ansteigend bis auf das Plateau. Am Aufstieg viele
Protea-Büsche, an denen Nektarvögel herumfliegen. Der Aufstieg ist ziemlich
anstrengend. Leider ist die Ausschilderung oben sehr schlecht, es soll einen
Eingang in den „Narrow Crack“ geben, wo man durch ein enges Loch kriechen muss,
aber erst finden wir ihn nicht, und dann ist der Einstieg so hoch, dass wir als
Ungeübte es nicht schaffen, ihn hoch zu klettern. So gehen wir den „Wide Crack“
hoch, das ist ein einfacher Weg. Insgesamt sind wir 5 ¾ Stunden unterwegs.
Auf der Hochebene hinter den Cracks |
Nachmittags fahren wir zur Weinprobe, sie kostet nur 20 Rand pro Person, es
gibt 8 Weine zur Auswahl, 5 Weißweine und drei Rote (u.a. Sauvignon Blanc,
Chenin Blanc, Merlot/Shiraz, Cabernet Sauvignon und Shiraz). Sie schmecken sehr
unterschiedlich und gut. Abends weht ein ziemlicher Wind, der nicht nachlassen
will, für morgen ist Regen angesagt, eher unzeitgemäß, wir sind schon in der
Kapregion, die den Winterregen im Juni/Juli hat, im Gegensatz zum Rest des
südlichen Afrika mit dem Sommerregen von Oktober bis März. Da sind wir etwas
vom Pech getroffen. Insgesamt ist uns bisher der südafrikanische Teil der Reise
zu kalt. Da nützt es auch nichts, wenn die langfristigen Mittelwerte wärmer
sind.
Mo 15.04.2013 Sanddrif Farm Camping - Cederberge
Paviane beäugen uns misstrauisch |
Am
Morgen ist wieder Wandern zum Aufwärmen angesagt, eine Runde über den Hausberg,
auf dem viele Paviane sitzen und uns laut ausbellen, aber nur eine geringe
Entfernung zu uns halten. Normalerweise haben sie eine größere Fluchtdistanz.
Manche sitzen auf den Proteabüschen und fressen die jungen Blüten ab. Nach nur
einer kurzen Fahrt zum Teil durch das Cederberg Wilderness Gebiet checken wir
für zwei Tage in der Sanddrif Farm ein. Es ist eigentlich eine Weinfarm, die
höchstgelegene in Südafrika, mit Weinfeldern zwischen 850 und 1000 Metern Höhe.
Morgen wollen wir eine Weinprobe machen. Wir kaufen gleich Permits zum Wandern
in verschiedenen Teilen des Gebiets. Ganz faszinierend finden wir den Ausflug
am Nachmittag zum Stadsaal-Gebiet. Große, von der Natur skurril geformte
Sandsteinformationen mit Säulen und Überhängen, mit tollen Mustern und Figuren,
laden zum Erkunden ein. Man könnte hier Tage verbringen und immer wieder Neues
entdecken. Die Ocker- und Rottöne werden im Nachmittagslicht immer intensiver.
Und das Unglaubliche ist, dass wir die einzigen Besucher sind. Wir finden es eigentlich
eine Sehenswürdigkeit von Weltrang.
So 14.04.2013 Driehoek Farm Camping - Cederberge
Die
Jamaka-Campsite liegt in einem tiefen, engen Talgrund der Cederberge, da
sammelt sich die Kälte. Schon ab Sonnenuntergang wird es unangenehm feuchtkalt;
wir verziehen uns schon um acht Uhr abends ins Zelt.
Protea-Blüte |
Am Morgen hat es nur 9
Grad, aber das ist nicht schlimm, weil wir ganz bald aufstehen und auf den
nächsten Berg wandern. Dabei wird es uns schnell warm. Von oben bieten sich
schöne, weite Ausblicke. Hier gibt es noch Mobilfunk, danach absolut nichts
mehr, das hatten wir in bewohnten Gegenden nicht mal in Botswana.
Uitkykpass in den Cederbergen |
Auf der Passhöhe |
Weiter geht die
Fahrt über den Uitkykpass, wieder ein spektakulärer Schotterpass. Der Anhänger
eines Wagens, der uns entgegen kommt, hat einen Platten und verliert genau auf
unserer Höhe den Gummireifen komplett – ohne es zu merken. Der Pass endet in
einem Hochtal – sieht aus wie Schottisches Hochland.
Dort liegt nicht weit unsere nächste Campsite,
auf der Farm Driehoek. Außer uns sind nur noch zwei andere Camper da, die
meisten Wochenendcamper sind wohl schon abgereist. Abends brauchen wir wieder
ein Feuer, erst mal zum Grillen der Straußensteaks und Straußenbratwurst aus
Clanwilliam, dann zum Wärmen.
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