Mittwoch, 31. Oktober 2018

Duwisib bis Gobabeb



Fr  -  26.10.2018

Duwisib Gästefarm
Vor Sonnenaufgang stehen wir schon auf, eine Wanderung auf der Farm steht an. Wir gehen durch ein Farmtor in den südlichen Teil der Farm auf der anderen Seite der Hauptstraße, zuerst zu einem „Rhinostein“, ein großer, rundlicher, glatt geriebener Felsblock, ca. 1x1x1,5 Meter, angeblich aus Zeiten, als es hier noch Rhinos gab, sie sollen sich daran gerieben haben.
Rhinostein


Wir folgen einer Piste, bis sie zu sehr von einem Rundweg abweicht, und gehen querfeldein zurück, in der Hoffnung, die Straße zu überqueren und auf den Fluss zu treffen. Das klappt leider nicht, entlang der Straße ist der Zaun nicht zu überklettern, und es gibt kein Tor. So müssen wir am Zaun entlang zurück zu dem Tor, durch das wir rein sind. In gut 2 Stunden sind wir fast 8 km gelaufen.
Von 10-12:30 Uhr machen wir mit Jochen eine Farmrundfahrt. Für uns ist die Landschaft karg und abweisend, aber für ihn ist das bestes Weideland für Rinder, Schafe und Ziegen. Man muss nur wissen, wie man es bewirtschaftet, und die eingezäunten Parzellen rotierend nutzt. Es reicht, wenn es alle drei Jahre gut regnet. Es gibt viele verschiedene Gräser, Pflanzen und Büsche mit Nährwert. Zurzeit gibt es 80 Rinder, wir kommen an einer kleinen Herde vorbei, sie sehen gut genährt aus, bekommen kein Futter, sondern nur das, was sie grasen. Sie werden nach Südafrika verkauft und dort fertig gemästet. Nach gutem Regen haben sie 200 Rinder. An einem 100 m tiefen Bohrloch mit Windrad wird die neue Zeit erklärt, das Windrad ist nur noch Backup, es ist viel einfacher, eine Elektropumpe an einem Schlauch hinabzulassen und mit einem Solarpanel zu betreiben. Das 100 m lange Pumpgestänge aus je drei Meter langen Stahlrohren zu unterhalten war ein riesiger Aufwand dagegen. Interessante Pflanzen sind die Wollbüsche mit vielen weißen Blütenbällchen und die Teebüsche, vertrocknet aussehende Pflanzen, die zwei Tage nach einem Regen plötzlich kräftig grün sind.

Farmrundfahrt mit Jochen Frank-Schulz 

Teebusch nach Regen

Vor dem Abendessen schauen wir uns noch die Campsite an (heute zwei Camper, gestern keine), und suchen das Tor im Zaun zum Schloss, dann können wir morgen direkt hinlaufen. Beim Dinner sind 11 Gäste und Jochen. Es wird im Freien serviert, was eigentlich schön ist, sich aber bald als Nachteil erweist, weil der wenige Regen Unmengen von kleinen Heuschrecken produziert hat, die nun vom Licht angezogen werden, und auf die Leute, in die Getränke und das Essen springen. Manche der Gäste reagieren ganz gereizt, uns macht das wenig aus. Es gibt Kürbis-Kartoffelsuppe, Oryx-Gulasch, Bobotie vom Oryx, Kartoffeln, Reis, Tomaten-/Mais-Salat und einen Nachtisch mit Pudding und Wackelpudding.

Sa  -  27.10.2018

Ababis Outpost
Früh eine kleinere Wanderung im Trockenflusstal, da gibt es einige Vögel zu sehen und zu hören, z.B. Rotstirnbartvogel und Sichelhopf. Auf dem Rückweg machen wir die Schlossbesichtigung. Eintritt kostet N$ 70 pp. Man kann inzwischen auch im Schloss übernachten, und es wird ein einfaches Restaurant betrieben. Das Schloss ist tatsächlich sehenswert, ein quadratischer Bau mit Innenhof, davon ausgehend die Zimmer. Hinter dem Eingang gleich der hohe Rittersaal, die Originalausstattung ist noch vorhanden, rechts und links davon die Räume des Barons und seiner amerikanischen Millionärsgattin. Baron Hansheinrich von Wolff muss wirklich ein exzentrischer Charakter gewesen sein.
Schloss Duwisib





Weiterfahrt Richtung Maltahöhe, an einigen Stellen straßenbreite Senken voller Wasser, zweimal gibt es eine Umfahrung, einmal quer durch, man sieht an den vorherigen Spuren, wie man fahren sollte.


 In Maltahöhe gibt es nur das nötigste zu kaufen, im Supermarkt kein Fleisch, dafür kann an der Tankstelle mit Kreditkarte bezahlt werden. Manchmal wird angeblich Fleisch auf der Straße verkauft.
Die Weiterfahrt nach Norden zu den Naukluftbergen führt durch flaches, unfruchtbares, strukturloses Land von der Kategorie „hier möchte man nicht tot über dem Zaun hängen“. Bei der Brücke über den Fischfluss ist eine große Jagdfarm, Nomtsas, und der Fluss steht uferbreit voll Wasser, unerwartet für den Anfang der Regenzeit.
Bei Büllspoort erreichen wir die Berge und queren sie durch ein flaches Tal, das beständig sinkt. Am Ende sind wir wieder am Rand der Namib und haben unser Ziel, die Gästefarm Ababis erreicht. Wir übernachten aber nicht auf der Farm, sondern im „Outpost“, 10 km entfernt in den Bergen. Die Chefin fährt voraus, erst auf der Piste zum Remthoogte Pass, dann durch ein Farmtor mit Schloss weit hinein in ein Seitental. Wir erfahren, dass die Anlage gar nicht der Farm gehört, sondern drei burischen namibischen Familien aus Walvis Bay, u.a. Bauunternehmer, die sich hier ein Feriendomizil gebaut haben, auf einem Sporn über dem Zusammenfluss zweier Trockenflusstäler. In drei Chalets und einem großen Zentralgebäude können bis zu 24 Personen übernachten. Der Baustil ist extravagant – modern, aber einfach -, eine Mischung aus dem lokalen Gestein und verzinktem Wellblech, die Chalets mit großen Glasfronten. Es gab sogar mal einen Fischteich! Manfred fühlt sich sofort an den Film „Zabriskie Point“ aus den späten 1960ern erinnert, da gab es auch so ein Haus in der Wüste, irgendwo in Amerika. Die Besitzer haben die Anlage wohl hauptsächlich genutzt, als ihre Kinder noch kleiner waren, in letzter Zeit aber viel weniger. Eventuell wollen sie die Anlage verkaufen, zurzeit wird sie über Ababis vermarktet.
"Outpost" auf Ababis

Küchenhaus

Unser Haus



Blick von der Terrasse
Unser Chalet hat zwar eine kleine Küche, aber Kühlschrank und Gasherd sind nicht angeschlossen, so benutzen wir die große Gemeinschaftsküche beim überdachten Freisitz, dort ist auch ein Monstergrill eingebaut.

Zum Dinner gibt es das gegrillte Orxy aus Koiimasis, stilvoll mit Tischdecke, Kerzen und Weinkühler. Der Abend ist extrem mild, Manfred sitzt nur mit Shorts herum.
Leider stellen wir dann doch einen Nachteil fest. Es hatte vor ein paar Tagen 30 mm geregnet, und der Regen hat Moskitos produziert, eventuell auch schon vorher der abgedeckte Swimmingpool. Jedenfalls kommen in der Dunkelheit Massen von Moskitos im Chalet hervor. Es gibt zwar ein Moskitonetz über dem Bett, aber es ist nicht rundum dicht, sondern hat einen undichten Überschlag. Um 0:30 Uhr hat Manfred genug und holt aus dem Auto unser mobiles Moskitozelt zum erstmaligen Einsatz, erst danach ist ruhiger Schlaf angesagt.
Unser neues Moskitozelt, nur einmal im Einsatz

So  -  28.10.2018

Ababis Outpost
Früh sind wir wegen der nächtlichen Störungen etwas ausgelaugt, aber eine Dusche und der Kaffee machen wieder fit. Wir wandern ein Tal aufwärts, entlang gibt es eine kaum fahrbare Piste, wahrscheinlich für die Quadbikes, die in einer großen Garage stehen. Viele Spuren von Bergzebras. Ein Abzweig geht steil in die Berge, etwas schweißtreibend, zu einem Köcherbaumwald, wir steigen bis zu den ersten Bäumen auf, die Köcherbäume sind immer spektakulär. Sie stehen zwischen schwarzen Felsplatten mit faszinierend strukturierten Oberflächen, die wie eingeritzt aussehen. Auch Flaschenbäume gibt es hier. Auf einem Bergrücken ein einzelnes Zebra. Zurück brauchen wir unbedingt wieder eine Dusche.




Den Tag verbringen wir im Schatten, Manfred repariert unseren Esstisch an den Rändern mit Silicon. Abends gibt es eine große Pfanne mit Oryx, Paprika, Kartoffel, Tomate und Käse.

Mo  -  29.10.2018

Gobabeb Wüstenforschungsstation
Die obligatorische Morgenwanderung führt in ein anderes Tal, dieses ist enger mit interessanten Felswänden mit Höhlungen. Darin sind Ablagerungen (von Tieren?), die wir nicht identifizieren können. Die letzten Tage hatte es früh immer schon 20 Grad.
Wir packen langsam zusammen und fahren nach 10 Uhr zum Farmhaus, um den Schlüssel wieder abzugeben. 600 g Oryx-Lende für fünf Euro nehmen wir noch mit. Nach 20 km erreichen wir Solitaire, eine Tankstelle, ein Bäckerei/Cafe und eine kleine Lodge, berühmt geworden durch den Apfelkuchen, den ein inzwischen verstorbener Engländer hier etabliert hatte. Heute ist der Platz „der“ Stop zwischen Swakopmund und den Sossusvlei-Dünen, es stehen mindestens 20 Touristenautos auf dem Parkplatz. Wir trinken einen Kaffee, weil wir hoffen, den Blog einstellen zu können, aber die Verbindung ist zu schlecht.
Danach geht es 100 km über die schlechteste Schotterpiste Namibias Richtung Walvis Bay. Alle Touristen, die von der Küste in die Namib wollen oder umgekehrt, müssen da fahren. Sie ist voller Wellblech der übleren Art. Wir wollen sie in Zukunft vermeiden. Sie durchquert die Täler des Gaub- und des Kuiseb-Rivers und erreicht danach die Ebene der Stein-Namib. So viele Touristenautos auf einer Strecke haben wir noch nie gesehen, und alle produzieren eine große Staubfahne.
Endlich zweigt die einsame Piste nach Gobabeb Richtung Süden ab, sie ist aber auch nicht besser. Gut ist nur, dass über weite Strecken eine Parallelspur entstanden ist, die besser zu fahren ist.

Langsam sehen wir in der Ferne die roten Dünen der Sand-Namib, die aussehen wie ein Gebirge. Um 15:30 Uhr erreichen wir schließlich ziemlich geschafft Gobabeb am Ufer des Kuiseb, der - auch wenn er nur ein paar Mal im Jahr fließt -, die Ausbreitung der Dünen nach Norden verhindert.
Vor drei Jahren waren wir schon mal hier, wir hatten gehofft, diesmal eine der  drei „Villas“ reservieren zu können, die einen besonders schönen Blick auf die Dünen haben, aber sie waren schon für Wissenschaftsgäste reserviert. Umso mehr freuen wir uns, als wir doch in eine einziehen können, weil eine Gruppe zusammen bleiben wollte und woanders eingezogen ist. Außer uns sind zwei kleine wissenschaftliche Besuchergruppen da, keine anderen Touristen. Der Research Manager erklärt  uns ein paar der Projekte.
Eine Dusche, ein Kaffee und zwei Wasserbiere helfen, nach der anstrengenden Fahrt wieder fit zu werden. Die Villas sind schon älter, aber funktionieren noch. Sie sind groß, mir drei Schlafzimmern, Esszimmer, Wohnzimmer und einem bepflanzten Innenhof mit Bäumchen, da zwitschern sogar die Vögel. Sogar eine eigene Zikade haben wir im Innengarten.
Es weht ein starker Wind, der bis abends anhält, und da es keinen geschützten Grillplatz gibt, muss ein Teil des Oryx als Steaks in die Pfanne. 
Villa 2 auf Gobabeb

Blick auf das Dünenmeer, das hinter dem Kuiseb River beginnt


Di  -  30.10.2018

Gobabeb
Früh hat es „nur“ 15 Grad, und die Windschutzscheibe ist voller Tau, als Folge der Feuchtigkeit, die vom Atlantik bis hierher vordringt. Manchmal ist das Tal früh sogar in Nebel gehüllt.
Wir wandern ein paar Stunden in die hohen Dünen auf der Südseite des Flusses. Vor ein paar Tagen ist der Kuiseb tatsächlich geflossen, im Zuge der Niederschläge, die weite Teile des Landes erfasst hatten. An einigen Stellen ist er noch feucht. Die Dünen zu erklimmen ist ganz toll, das geht nur mit Outdoor-Sandalen, Stiefel würden völlig versanden. Auf den höchsten Dünen gehen wir die Kämme entlang, es geht auf beiden Seiten steil hinunter, aber lässt sich trotzdem gut laufen und macht viel Spaß. Nach Süden ziehen sich die Dünen hin, soweit das Auge reicht.
Der Kuiseb war gerade geflossen






Gobabeb Station (könnte auch auf dem Mars sein)



Tagsüber bleiben wir am Haus. Für acht Uhr abends haben wir einen Scorpion Walk vereinbart. Der Zuständige ist zwar nicht da, aber es wurde ein lokaler Science Support Mitarbeiter aufgetrieben und ein brasilianischer Paläontologe, und beide sind ganz enthusiastisch. Allerdings ist die Organisation chaotisch, sie haben keine UV-Lampe greifbar, zum Glück haben wir eine, sonst würde man Skorpione gar nicht sehen können. Wir durchqueren den Fluss und schauen dort zu viert in Kameldornbäumen nach Tree Scorpions und werden auch fündig. 
Tree Scorpion
Es sind nicht so viele wie sonst, weil es relativ kalt ist. Weiter geht es zur „Spider Enclosure“, ein abgezäuntes Sandstück mit Nara-Büschen und dünnem Bewuchs. Der Brasilianer ist ganz wild auf die nachtaktiven Palmato Geckos und fängt auch mehrere, die wir dann schön anschauen können. 

Palmato Gecko

Der andere sucht White Lady Spiders, weil er kaum noch welche gesehen hat. Aber wir finden nur einen Tanzplatz des Spinnen-Männchens und eine Web-Trap, ein mit Sand getarnter Deckel aus Spinnweben auf einem Tunnel, in dem eine Falltürspinne lebt. Fast zwei Stunden sind wir unterwegs, unsere beiden Führer wollen fast gar nicht mehr aufhören. Beim Rückweg kommen wir am beleuchteten Volleyballplatz vorbei, wo das Personal noch am Spielen ist.

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