Sonntag, 4. November 2018

Gobabeb bis Sphinxblick



Mi  -  31.10.2018

Swakopmund
Früh noch ein kurzer Walk mehr in Flussnähe zu einigen Felsformationen. Wir finden ein komplettes Springbockgehörn. Wir zahlen für die Übernachtung 510 N$ pro Person und Nacht, das ist ziemlich günstig.
Die Weiterfahrt geht 100 km entlang des Kuiseb bis Walvis Bay, sie läuft allerdings meist ein ganzes Stück vom Fluss entfernt. Überall sind sehr primitive Siedlungen der Topnaar. Wir fragen uns, wie man da leben kann, denn außer direkt am Fluss ist es baum- und strauchlos. 

Topnaar-Siedlung


Später kommen mehr Anzeichen von Zivilisation, meist in Form von großen Wassertanks, weil Walvis Bay sein Trinkwasser aus dem Untergrund des Kuiseb-Trockenflusses bezieht.
In Walvis Bay kaufen wir unsere Scheibenwaschpumpe. Erstaunlich, was für ein 22 Jahre altes Auto noch so einfach gibt.
Dann zur Lagune am südlichen Ortsrand, dort sind am Meer entlang viele Parkplätze, und man kann den Tausenden von Flamingos zuschauen, die im flachen Wasser nach Nahrung sieben. Ein paar Robben strecken rückenschwimmend ihre Flossen in die Höhe. Und viele Seevögel am Strand.
Seafront in Walvis Bay

Im Hintergrund die Hafenkräne in Walvis Bay
Auf der Küstenstraße geht es 30 km bis Swakopmund, wo wir gleich unsere Übernachtung ansteuern, die hübsche Chala-Kigi Selbstversorgerwohnung am Stadtrand mit Blick auf die angrenzenden Sanddünen. Sie ist im Privathaus eines älteren deutsch-holländischen Paares, Trudi und Karl. An der Küste ist es wie immer kälter geworden, durch die kalte Benguela-Strömung im Meer.
Am Nachmittag spazieren wir noch kurz zum nächsten Supermarkt, um etwas fürs Frühstück zu kaufen. Und durch den riesigen Friedhof auf der gegenüberliegenden Seite der Wohnung, wo es sehr alte Gräber gibt, viele mit deutschen Namen.
Abends zum Dinner ins Bluegrass-Restaurant bei der neuen Shopping-Mall, die „Platz am Meer“ (deutsch!) heißt. Als Vorspeise gibt es Austern und zarte gegrillte Calamari, dann gemischte Fischplatte und Kingklip mit Salat und sahnigem Spinat. Das Lokal ist quasi in die Meeresbrandung hineingebaut, von unserem Fensterplatz sehen wir die Brecher neben uns ans Land rollen. Das Auto ist hinterher von einem Schleier der salzigen Gischt überzogen.

Do  -  1.11.2018

Swakopmund
Das Apartment hat sogar eine Waschmaschine, das ist gut, um die Bettwäsche aus dem Zelt zu waschen, weil wir diesmal nicht mehr campen.
Vormittags laufen wir ins Stadtzentrum, das sind nur 1,5 km, und klappern einige Sehenswürdigkeiten ab, die wir vorher schon ausgesucht hatten. Am alten Landungssteg reichen die Brecher bis über den Fußweg und tosen ganz laut. Ein paar deutsche Buchläden, viele Souvenirgeschäfte, Gebäude aus der Kolonialzeit, zum Beispiel das Woermann Haus. Hier kann man den Turm besteigen, wenn man sich in einem Büro den Schlüssel geben lässt. 
 
Arkaden von 1900 im Woermann Haus

Woermann Turm

Nebenan eine Bilderausstellung lokaler Künstler. Wir sind erstaunt, dass die Stadt gar nicht voll ist, wir kennen sie viel quirliger und chaotischer. Im Cafe Anton isst Manfred einen Käsekuchen, Beatrix die Tagessuppe, die sich nach mehreren Verständnisproblemen nicht als „butter-toe“, sondern als potatoe herausstellt.
Hohenzollernhaus in Swakopmund


Landungssteg



Nachmittags baut Manfred die Scheibenwaschanlage ein. Außerdem vibriert der Schnorchel, er braucht neues Dämpfungsmaterial. Und vom Standlicht hat die Rüttelei eine Plastik-Halterung abgebrochen, hier hilft 2-Komponenten-Kleber.
Trudi erwischt eine Frau, die mit einem Auto an der gegenüberliegenden Straßenseite hält und Sand aus mehreren Eimern ablädt. Die Nebenstraßen sind kein Teer, sondern „Salzstraßen“, wie harter Sand. Die Gehsteige sind manchmal Sand. Trudi schimpft und lässt die Frau ihren Sandhaufen wieder aufladen.
Eigentlich wollten wir zum Buffet im „Old Steamer“ Restaurant, aber sie sind fully booked. Wir überlegen herum und beschließen, dass wir zum Sophia Dale Restcamp bei den Swakop-Farmen fahren, dort waren wir schon öfter, und Manfred Lütz ist ein hervorragender Koch. Aber das Telefon klingelt, und Old Steamer ruft uns an, weil sie eine Absage haben, das ist ein unglaublicher Service.
Also laufen wir dorthin, 25 Minuten Richtung Meer und Swakop River-Mündung, die breiten Straßen sind schon fast wie ausgestorben. Die Geschäfte hier schließen zeitig, manche um 17 Uhr, die letzten um 19 Uhr. Es ist ein tolles Buffet mit riesiger Auswahl an Fisch, Fleisch, Meeresfrüchten, Salaten etc. und kostet nur 225 N$ (13,50 Euro). Das Personal ist sehr freundlich und aufmerksam und nicht aufdringlich. Es fällt positiv auf, dass die Gäste gestern und heute überhaupt nicht irgendwie herausgeputzt sind, sondern ganz leger angezogen.

Fr  -  2.11.2018

Sphinxblick Farm
Früh fahren wir zum Namaqa Meat Market, wo wir 1.2 kg Kudufilet erstehen, und kaufen für die nächsten vier Tage beim Superspar ein.
Die Hauptstraße in Inland Richtung Windhoek ist ziemlich voll, es ist die einzige Teerstraße von der Küste ins Hinterland. Sie steigt beständig bis auf 1100 m an. In Usakos drehen wir nach Süden auf die übliche Schotterpiste ab, die aber zum Glück in gutem Zustand ist. An einigen Stellen Spuren von Starkregen, der Belag ist weggeschwemmt. Die Landschaft ist karg, sie hat noch nicht viel Regen abbekommen.
Nach 60 km auf der Piste erreichen wir die Farm Sphinxblick, benannt nach Bergen nahebei, die eine Sphinxform haben.


Sie haben Pferde zum Reiten, ansonsten ist es eine reine Jagdfarm mit Wild. Das Haupttor ist verschlossen, was uns erst verwirrt, aber über einen Nebeneingang fahren wir rein. Die Besitzer sind nicht da, es begrüßt uns Friedhelm Sack, der die Vertretung macht. Was wir zahlen sollen weiß er nicht, wir geben ihm den Betrag, den wir vor 8 Monaten vereinbart hatten. Er beschreibt den Weg zu unserem Haus: quert die Pad, durch ein Gatter, dann immer am Zaun lang 10 km. Wir fahren los, aber irgendwann biegt der Zaun ab. Manfred zweifelt, ob wir richtig sind, und wir fahren nochmal 3 km zurück zum Nachfragen. Ja, der Zaun biegt mal nach rechts ab. Also wieder zurück und immer weiter nach Süden. Über einen flachen Hügel, unten im Tal ein Windrad mit Tränke, eine kleine Gruppe Gnus. In der Ferne die Berge, in die sich der Swakop River eingegraben hat.
Das Haus auf dem Farmteil Vredelus liegt völlig einsam in der kahlen Landschaft, in einer kleinen, grünen Oase. Im Garten wachsen Büsche, Köcherbäume, Kakteen und Fever Trees und kleine Dornbäume. Hier leben einige Rußnektarvögel, die immer laut zwitschernd herumfliegen. Das Haus wird gar nicht für Touristen angeboten, wir haben davon durch Zufall über die Webseite eines sächsischen Kletterers – Hasso Ganze – gehört. Vermutlich sind hier manchmal Jagdgäste, wenn sie nicht im Haupthaus übernachten. Das Haus ist schon recht alt, hat drei Schlafzimmer, eine große Küche mit Wohnecke mit Sofas und eine riesige überdachte Terrasse, die sogar teilweise eine Glasfront als Windschutz hat. Es gibt Solarstrom und auch einen großen 12 V Kühlschrank. Nebenan 200 m weg gibt es noch ein zerfallenes Haus, an dem renoviert wird. 1 km entfernt ist „Ayers Rock“, ein runder Inselberg, eine kleine Variante des australischen Originals.
Farmhaus Vredelus

Blick vom Wohnzimmer auf den „Ayers Rock“



Abends „quaken“ Rüppelstrappen, es müssen zwei oder sogar drei Paare dieser großen Trappen sein. Und natürlich klicken in der Dämmerung die Barking Geckos.

Sa  -  3.11.2018

Sphinxblick Farm
Morgens wachen wir vor 6 Uhr auf und sehen aus dem Schlafzimmer einen leuchtend orangen Osthimmel, da muss man einfach aufstehen. Ein Nektarvogel fliegt auf die Terrasse und pickt im Flug Insekten von der Glasfront, lebt also nicht nur von Nektar. Gestern hatten wir Giraffenspuren gesehen, und beim Frühstück sehen wir zufällig eine Giraffe an einer Tränke weiter weg. Giraffen hätten wir hier nicht erwartet, es ist ja keine Savanne. 

Wir fahren zum Ayers Rock und klettern hoch. 360 Grad Panorama, im Süden die Berge der Mondlandschaft entlang des Swakop-Rivers verschleiert von Staub und Küstennebel. 

„Ayers Rock“

Farmhaus Vredelus




Wir dürfen auf den Farmwegen herumfahren, so nehmen wir eine Piste, die nach Süden führt. Wir wollen sehen, wie weit wir zum Swakop kommen. Die Piste ist erstaunlich gut, sogar wenn sie über Felsabschnitte geht. Ein Strauß und ein paar Zebras zeigen sich. Aufpassen muss man, sobald die Piste an einem Kameldornbaum vorbeiführt. Da liegen immer abgebrochene Ästchen mit Dornen, die größeren durchdringen jeden Reifen. Also anhalten und die Spur absuchen. Wir kommen knapp 10 km weit, zum Zusammenfluss zweier Trockenflusstäler, da sehen wir, dass es steiler und unwegsamer wird. Zum Swakop sind es sicher noch 6 km, aber das wollen wir nicht mehr fahren. 

Faszinierende Felsformationen


Zurück am Haus vorbei noch in eine Gegend mit bizarren Felsen. Sie sind zwar nicht so spektakulär wie nebenan auf Farm Wüstenquell oder an der Blutkuppe, aber wir hätten sie hier gar nicht erwartet.


Am Haus schreibt Manfred am Blog, seit Gobabeb wurde er vernachlässigt. Das einzige kleine Manko am Haus ist, dass wir kein warmes Wasser haben. Es gibt zwar auf dem Dach ein Solarsystem mit Tank, aber irgendwie kommt da nichts warm. Im Kreislauf ist auch ein Donkey-Boiler, den heizen wir an, aber er scheint das warme Wasser nur aufs Dach zu transportieren, von wo es nicht zurückkommt. Vielleicht müssten wir das Wasser so lange laufen lassen, bis der isolierte Tank auf dem Dach mit dem Donkey Wasser gefüllt worden ist, aber das wäre eine große Verschwendung. Und wir sind ja nicht in der Arktis, sondern können auch mal kalt duschen.

Am Nachmittag ziehen 25 Gnus zu der Wasserstelle, wo wir die Giraffe gesehen hatten. Abends grillen wir das Kudufilet aus Swakopmund, aber leider hat es etwas mehr Wildgeschmack als wir gewohnt sind. Der Wind bleibt beständig, wir sitzen am Rand der Terrasse, das schränkt leider die Sicht auf den tollen Sternhimmel ein.

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