Montag, 17. Oktober 2016

Johannesburg/Windhoek bis Samsitu



Di  -  11.10.2016

Abflug München

Die S-Bahn ist pünktlich am Flughafen. Einchecken schnell und ohne Probleme. Der Abflug ist 20 min verspätet, das Flugzeug wird erst eine halbe Stunde vor dem geplanten Boarding zum Gate gebracht. Da es eine kleinere Maschine ist als bei der Buchung geplant, fallen die ersten Economy-Reihen weg, und wir sitzen in der zweiten Reihe, direkt hinter der Business Class. Wir wissen schon, dass die Maschinen kurzfristig geändert werden, und buchen die Plätze so, dass wir auf der sicheren Seite sind. Sonst sind die extra mit 25 Euro pp bezahlten Plätze trotzdem weg, und man wird irgendwo hin gesetzt, das ist dann  ärgerlich.

Mi  -  12.10.2016

Johannesburg – Airport en Route

Der Flug ist ereignislos und landet halbwegs pünktlich in Johannesburg. Dann beginnt das Chaos an der Immigration. Vor uns sind riesige Schlangen. Wir waren schon gewarnt, dass die Regierung biometrische Erkennung eingeführt hat, sprich es müssen alle 10 Finger mit einem Scanner abgetastet und gespeichert werden. Das dauert natürlich viel länger  als ein Stempel in den Pass. Bei den ersten Versuchen im Juli muss es schlimme Szenen gegeben haben, weil mache Leute vier Stunden in der Schlange waren und etliche ihren Anschlussflug versäumt haben. Wir merken aber bald, dass gar keine Scans gemacht werden, sondern viel zu wenige Schalter mit Immigration-Beamten des Innenministeriums besetzt sind. Manfred schimpft auf den ANC und die Regierung wegen Sabotage am Tourismus. Nach 1¾ Stunden bekommen wir schließlich unsere Stempel, Beatrix die üblichen 90 Tage, Manfred mit seinem neuen Temporary Residence Permit bis 2020. Von Fingerscan keine Spur.
Durch die Warterei wird gar nicht mehr angezeigt, auf welchem Band unser Gepäck angekommen ist. Erst der dritte Official kann uns sagen, wo die Koffer abgestellt wurden. Die ATM funktionieren, auch wenn wir zwei Banken und je zwei Kreditkarten pro Person brauchen, um die gewünschte Summe zu bekommen. Unsere SIM-Karte funktioniert leider nicht mehr, und die Spezialisten im Vodacom-Shop wissen den Grund nicht (wir haben sie in D regelmäßig benutzt), sondern schicken uns zu irgendeinem anderen Shop außerhalb des Flughafens. Wir werden einfach auf die Karte verzichten.
Bei Hertz geht es halbwegs schnell. Anfangs versuchen wir vergeblich, unsere Koffer ins Auto zu bekommen, sie lassen sich einfach nicht durch die Türen hinter den umgeklappten Rücklehnen der Vordersitze durchzwängen. Schließlich merken wir doch noch, dass unser Kleinwagen vier Türen hat, aber die Griffe der hinteren Türen am oberen Rand ganz unauffällig sind. Peinlich.
Es ist heiß, um die 35 Grad. Wir fahren zu Marion und David, lassen uns die neue License für den Hilux geben – die längere Story soll hier nicht weiter ausgebreitet werden. Nur so viel, dass wir jetzt nicht zu Ämtern gehen müssen und deswegen ein paar Stunden übrig haben. So fahren wir zum Rietvlei Dam Nature Reserve, 35 Minuten Richtung Pretoria. Trotz der Dürre gibt es noch Wasser in den Dämmen und Senken. Viele Vögel, in der Ferne drei Rhinos, es gibt auch Büffel und 5 Geparde, aber die sind unsichtbar. Lunch im Coffee Shop, eine ehemalige Farm unter großen, schattigen Bäumen. Leider müssen wir die Game Drives angeschnallt fahren, weil das Auto uns sonst nervig piepsend nahe legt, dass wir nicht angeschnallt sind. Das ist halt der Zeitgeist mit der Abschaffung der Eigenverantwortung. Abends noch 6 Castle Lager gegen großen Durst, dann brechen wir ab.
Rietvlei Bird Hide
Sacred Ibis
White-browed Robin-Chat

Do  -  13.10.2016

Windhoek – Appartement von Kavena

Nachts wird es doch frisch nach dem heißen Tag. Nach den Erfahrungen gestern fahren wir mit großem Zeitpuffer zum Flughafen. Ist aber zum Glück überflüssig, alles geht zügig. So haben wir noch Zeit, einige Buchgeschäfte zu besuchen. Sogar den Raptor Guide bekommen wir, der zuletzt in Deutschland nicht zu bekommen war. Der Flug nach Windhoek ist pünktlich. Die Immigration in Namibia macht ihrem schlechten Ruf alle Ehre. Man wir angeschnauzt, man darf erst zum Schalter zu gehen, wenn man aufgerufen wird, wird sonst zurück in die Schlange geschickt. Und wehe, man geht zu zweit als Paar hin, das geht gar nicht. Der Gipfel ist dann, dass Manfred eine zu kurze Aufenthaltsdauer in den Pass bekommt. Wir sind schon gewarnt, dass das öfters geschieht, und kontrollieren es gleich. Es gibt Fälle, wo Leute ihren Urlaub unterbrechen müssen, um nach Windhoek zurück zu fahren, nur dort kann der Fehler behoben werden. Wir nehmen uns vor, in Zukunft die gewünschte Aufenthaltsdauer immer in Tagen anzugeben, weil die unfreundliche Dame statt sechs Wochen einfach sechs Tage gelesen hat.
Manfred Gorn, der unseren Hilux unterstellt, kommt gerade an, als wir in die Halle kommen. Geld haben wir schon aus Südafrika mitgebracht, aber wir brauchen noch neue Mobilfunkkarten im MTC-Shop. Leider ist der Angestellte nicht so fit, es zieht sich lange hin. Am Ende bekommen wir zu viel Guthaben, aber die Voucher sind bis 2018 gültig. Bei Gorns sehen wir kurz Kai, er erklärt uns die Reparatur (neuer Kühler) und was sie an Wartung gemacht haben.
In die Stadt, kurz was fürs Abendessen und Frühstück kaufen und zu Kavena fahren. Seine Wohnung hatten wir über Airbnb gebucht, und sie stellt sich als sehr gut heraus für nur 26 Euro. Der Besitzer ist ein sogenanntes „DDR-Kind“ aus der Zeit des Unabhängigkeitskriegs der SWAPO. Interessantes Gespräch. Er hat es irgendwie geschafft, war mit einem Fulbright-Stipendium in den USA, und ist jetzt zurück in Namibia. Er möchte ins namibische Film-Business als Produzent o.ä. einsteigen. Wir bemerken, dass er einem Wächter ein Brot gibt, damit er auf unser Auto aufpasst.
 
Droe Wors, Chilli Bites, Game Biltong

Fr  -  14.10.2016

Otavi – Zum Potije Restcamp

Am Morgen beeilen wir uns einzukaufen, zum Glück geht das schon ab 7:30 Uhr. Erstaunlich ist, was es im Embassy Bottle Store in Klein Windhoek für ein Angebot an teuren Whiskeys, Cognacs und Gins gibt, da muss man in München suchen – na ja, als Diplomat lebt sichs eben gut. Bei Woerman & Brock machen wir unseren Großeinkauf für die nächsten Wochen für 120 Euro. Tolle, trotzdem günstige Spezialitäten sind dabei, Filet und Steaks von Eland, Kudu und Orxy, geräuchertes Wildfleisch, Wildsalami, Koskoskuchen, Kaktusfeigenschnaps. Ein Einkauf im Biltong-Geschäft darf auch nicht fehlen. Nur das für uns ganz wichtige Tonic Water ist nicht aufzutreiben, das ist anscheinend in Windhoek immer ein Problem. Schließlich finden wir ein paar Dosen Tonic in einem Liquor Laden auf. Die ersten Sundowner sind gerettet.
Zurück im Apartment wird alles schnell ins Auto geschichtet, das richtige Einräumen muss noch warten. Um 11 Uhr kommen wir los, es ist noch bei Cymot eine bestellte Hülle für den Kühlschrank abzuholen (kostet hier 50 Euro, in Europa 150). Und wir brauchen eine neue CBC-Plakette für ausländische Fahrzeuge für 260 N$ von der Roads Administration. Es klappt alles, dann geht es noch zum Tanken und endlich auf die Hauptstraße nach Norden bis Otavi. Es sind eine für uns lange Etappe, 380 km, und wir werden 5 Stunden brauchen.
Bis Okahandja, wo die Straße zur Küste nach Swakopmund abzweigt, ist der Verkehr sehr dicht. Die Strecke ist berüchtigt, zum Glück wird sie gerade zu einer neuen vierspurigen Autobahn ausgebaut. Die Baufahrzeuge und der Wind wirbeln große rote Staubwolken auf. Danach wird der Verkehr ruhiger. Im Auto messen wir bis über 40 Grad. Unsere Klimaanlage geht schon länger nicht mehr, und eine Reparatur wäre zu teuer. Da müssen wir durch. Am Straßenrand zeigen sich Warzenschweine und Paviane, das erste Wildlife. Weite Strecken entlang der Straße werden von Köhlern gerodet und in rauchenden Tonnen zu Holzkohle umgewandelt, ein eher trauriger Anblick.
Anfangs vergessen wir die herrschende Lichtpflicht, aber irgendwann fällt uns das wieder ein. Wir haben nur immer Angst, dass wir beim Abstellen vergessen, das Licht auszuschalten, und dann die Batterie leer ist.
Wir hatten mittags die Chefin des nächsten Camps, Zum Potjie, angerufen, auch wegen Abendessen, aber sie hat nur Kohlrouladen anzubieten – darauf verzichten wir dann doch lieber. Der Campingplatz ist schön (100 N$ pp), und wir sind die einzigen Camper, so genießen wir es. Wir werfen ein kleines, leckeres Oryxfilet auf den Grill, dazu nur Tomaten-/Paprikasalat und ganz viel Wasserbier. Die Sonne geht glutrot unter, so viel Staub ist in der trockenen Luft. Nach Sonnenuntergang hat es immer noch 30 Grad. Nachts kommen immer wieder Moskitos ins Zelt. Wir haben keine Erklärung dafür, außer dass sie so dürr sein müssen, dass sie durch das Moskitonetz kommen. Sie interessieren sich allerdings nur für Manfred, was er unfair findet.


 

 Sa  -  15.10.2016

Mururani

Um 6 Uhr geht’s raus, 19 Grad. Wir müssen noch weiter umladen und wegen permanentem Platzmangel besser verteilen, und das geht nur halbwegs angenehm, solange es noch kühl ist. Wir räumen im Canopy nochmal alles aus, machen kleinere Reparaturen und füllen die Wasserkanister. Manfred bringt einen mitgebrachten Ventilator am Kühlschrank an, zur besseren Ableitung der Wärme. Der Ventilator ist übrigens von einem PC-Netzteil, das ist günstig, weil er mit 12V betrieben werden kann. Manfred versucht den Wackelkontakt am Zigarettenanzünder zu beheben, verursacht einen Kurzschluss und muss die Sicherung tauschen.
Es ist so heiß und trocken, dass Nasses, zum Beispiel gespültes Geschirr, Haare oder Stoffe, wunderbar schnell trocknen. Unsere „dreckige Zeit“ hat begonnen: wenn man irgendetwas am oder im verstaubten Auto anfasst, macht man sich und seine Kleidung gleich schmutzig, Hände bleiben nie lange sauber. Weitere kleinere Beeinträchtigungen sind Nasenbluten durch die trockene Luft und Muskelkrämpfe wegen dem Mineralienverlust durch das Schwitzen. Africa is not for sissies ;-)
In der Landsachaft am Weg ist alles dürr, und die Luft ist staubig und in der Ferne ist alles im Dunst.
Auch im nächsten Camp, Mururani, sind wir die einzigen Gäste (90 N$ pp). Es liegt direkt am Vet Gate der „Red Line“, die sich quer durch das südliche Afrika zieht. Südlich davon darf das Rindfleisch nach Europa etc. exportiert werden, nördlich davon sind die Huftiere oft von Maul- und Klauenseuche betroffen.
Das Tor zum Camp ist verschlossen, aber bald kommt jemand vom Shop und schließt uns auf. Später kommt die nette (burische) Besitzerfamilie, die auch auf dem Gelände lebt.
Wir fühlen uns ganz wohl auf dem Platz, nur liegt er in einer besiedelten Gegend, und abends (Samstag!) schallt Musik vom Dorf her, Hunde bellen, Esel rufen. Außerdem fahren immer wieder, auch nachts, laute Lkws durch das Vet Gate direkt daneben. Und das Schlimmste: die Moskitos sind auch hier so dürr, dass sie durch unser Zelt-Moskitonetz passen und wir nachts mehrere erschlagen müssen. Unser Zelt hatte bisher keinen einzigen blutigen Fleck innen, jetzt sind es gleich mehrere. Am Abend gibt es zwei verschiedene Burenwürste vom Grill (eine mit interessanter Sosati-Würzung), zum Essen in Tortillas eingewickelt, mit Salat. Hier gibt es Bradfields Tokos, wir hören zum ersten Mal ihre Rufe.


So  -  16.10.2016

Samsitu

Morgens steuern wir als erstes den Mangetti-Nationalpark in der Nähe an. Das letzte Mal wurden wir nicht in den neuen Park hinein gelassen, angeblich weil gerade noch Schilder aufgestellt werden. Das ist natürlich ein Witz, weil es außer ein paar wenigen „No Entry“-Schildern keine gibt. Die Karte vom Park ist nicht gut, weil es mehr Wege als eingezeichnet gibt und man sich deswegen leicht verfahren würde. Die Hauptpisten sind zum Glück in unserem Navi. Außerdem kann mal in der schwarz-weiß-Kopie die ursprünglich farbigen Symbole (z.B. für borehole oder water hole) nicht unterscheiden. Am ersten Wasserloch ist keine Tränke zu finden, stattdessen sind Zelte zu sehen und Leute zu hören. An den zwei anderen Wasserlöchern sehen wir außer Vögeln nur Gnus. Ganz in der Ferne eine Rappenantilope. Wir sind vier Stunden unterwegs, 40 km, z.T. holpriger Tiefsand. Zumindest bei dieser Dürre nicht wirklich lohnend.
 
Mangetti Park


Brown Snake Eagle
Als nächstes Camp steuern wir Samsitu am Kavango an. Es liegt ein einer ländlichen Gegend mit vielen Krals. Leute fischen in den Backwater-Pools. Im Camp (120 N$ pp) bekommen einen der vier Plätze. Es sind Doppelplätze, zwei Parties stehen auf dem anderen Doppelplatz, was schon sehr eng aufeinander ist, ohne Privatsphäre. Direkt am Ufer gelegen, mit Schattenbäumen, das gefällt uns auf Anhieb. Nur ist leider Sonntag, und es ist ein Community Camp, was wir nicht wussten. Das ist wohl der Grund dafür, dass es für die Einheimischen ein Ausflugsziel ist. Boots-Ausflügler mit Disco-Musik kommen, benutzen das Waschhäuschen, eine Familie mit Kindern lässt sich direkt neben uns nieder, und die Kinder benutzen ausdauernd die quietschende Schaukel, bis wir es nicht mehr aushalten und trotz der Hitze einen Spaziergang in der Umgebung machen. Danach sind sie zwar weg, aber haben ihren Abfall einfach liegen lassen. Andere Leute gehen hin und her zur Bootsanlegestelle, Motorboote kreuzen auf und ab. Die Bar an der Rezeption ist belegt. Am schönsten sind die vielen Vögel mit ihren Gesängen. Das gegenüberliegende angolanische Ufer ist sehr belebt, viele Frauen und Kinder fischen, manche mit einer Art Betttuch stehend im Wasser, manche waschen Wäsche, abends scheinen ihre Feuer. Ein Krokodil sonnt sich auf einer Sandbank.

Hakusembe ist eine Lodge der Gondwana-Kette nebenan, bietet auch Camping an, aber sie ist recht groß mit vielen Gästen, vermutlich von Reiseveranstaltern, die abends in mehreren Ausflugsbooten vorbei gefahren werden.
Samsitu
 
Blick über den Kavango nach Angola

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