Di - 11.10.2016
Abflug München
Die S-Bahn ist pünktlich am Flughafen.
Einchecken schnell und ohne Probleme. Der Abflug ist 20 min verspätet, das
Flugzeug wird erst eine halbe Stunde vor dem geplanten Boarding zum Gate
gebracht. Da es eine kleinere Maschine ist als bei der Buchung geplant, fallen
die ersten Economy-Reihen weg, und wir sitzen in der zweiten Reihe, direkt
hinter der Business Class. Wir wissen schon, dass die Maschinen kurzfristig
geändert werden, und buchen die Plätze so, dass wir auf der sicheren Seite sind.
Sonst sind die extra mit 25 Euro pp bezahlten Plätze trotzdem weg, und man wird
irgendwo hin gesetzt, das ist dann ärgerlich.
Mi - 12.10.2016
Johannesburg – Airport en Route
Der Flug ist ereignislos und landet halbwegs
pünktlich in Johannesburg. Dann beginnt das Chaos an der Immigration. Vor uns
sind riesige Schlangen. Wir waren schon gewarnt, dass die Regierung
biometrische Erkennung eingeführt hat, sprich es müssen alle 10 Finger mit
einem Scanner abgetastet und gespeichert werden. Das dauert natürlich viel
länger als ein Stempel in den Pass. Bei
den ersten Versuchen im Juli muss es schlimme Szenen gegeben haben, weil mache
Leute vier Stunden in der Schlange waren und etliche ihren Anschlussflug
versäumt haben. Wir merken aber bald, dass gar keine Scans gemacht werden,
sondern viel zu wenige Schalter mit Immigration-Beamten des Innenministeriums
besetzt sind. Manfred schimpft auf den ANC und die Regierung wegen Sabotage am
Tourismus. Nach 1¾ Stunden bekommen wir schließlich unsere Stempel, Beatrix die
üblichen 90 Tage, Manfred mit seinem neuen Temporary Residence Permit bis 2020.
Von Fingerscan keine Spur.
Durch die Warterei wird gar nicht mehr
angezeigt, auf welchem Band unser Gepäck angekommen ist. Erst der dritte
Official kann uns sagen, wo die Koffer abgestellt wurden. Die ATM
funktionieren, auch wenn wir zwei Banken und je zwei Kreditkarten pro Person
brauchen, um die gewünschte Summe zu bekommen. Unsere SIM-Karte funktioniert
leider nicht mehr, und die Spezialisten im Vodacom-Shop wissen den Grund nicht
(wir haben sie in D regelmäßig benutzt), sondern schicken uns zu irgendeinem
anderen Shop außerhalb des Flughafens. Wir werden einfach auf die Karte
verzichten.
Bei Hertz geht es halbwegs schnell. Anfangs
versuchen wir vergeblich, unsere Koffer ins Auto zu bekommen, sie lassen sich
einfach nicht durch die Türen hinter den umgeklappten Rücklehnen der
Vordersitze durchzwängen. Schließlich merken wir doch noch, dass unser
Kleinwagen vier Türen hat, aber die Griffe der hinteren Türen am oberen Rand ganz
unauffällig sind. Peinlich.
Es ist heiß, um die 35 Grad. Wir fahren zu
Marion und David, lassen uns die neue License für den Hilux geben – die längere
Story soll hier nicht weiter ausgebreitet werden. Nur so viel, dass wir jetzt
nicht zu Ämtern gehen müssen und deswegen ein paar Stunden übrig haben. So
fahren wir zum Rietvlei Dam Nature Reserve, 35 Minuten Richtung Pretoria. Trotz
der Dürre gibt es noch Wasser in den Dämmen und Senken. Viele Vögel, in der
Ferne drei Rhinos, es gibt auch Büffel und 5 Geparde, aber die sind unsichtbar.
Lunch im Coffee Shop, eine ehemalige Farm unter großen, schattigen Bäumen.
Leider müssen wir die Game Drives angeschnallt fahren, weil das Auto uns sonst
nervig piepsend nahe legt, dass wir nicht angeschnallt sind. Das ist halt der
Zeitgeist mit der Abschaffung der Eigenverantwortung. Abends noch 6 Castle
Lager gegen großen Durst, dann brechen wir ab.
Rietvlei Bird Hide |
Sacred Ibis |
White-browed Robin-Chat |
Do - 13.10.2016
Windhoek – Appartement von Kavena
Nachts wird es doch frisch nach dem heißen
Tag. Nach den Erfahrungen gestern fahren wir mit großem Zeitpuffer zum
Flughafen. Ist aber zum Glück überflüssig, alles geht zügig. So haben wir noch
Zeit, einige Buchgeschäfte zu besuchen. Sogar den Raptor Guide bekommen wir,
der zuletzt in Deutschland nicht zu bekommen war. Der Flug nach Windhoek ist
pünktlich. Die Immigration in Namibia macht ihrem schlechten Ruf alle Ehre. Man
wir angeschnauzt, man darf erst zum Schalter zu gehen, wenn man aufgerufen wird,
wird sonst zurück in die Schlange geschickt. Und wehe, man geht zu zweit als Paar
hin, das geht gar nicht. Der Gipfel ist dann, dass Manfred eine zu kurze
Aufenthaltsdauer in den Pass bekommt. Wir sind schon gewarnt, dass das öfters
geschieht, und kontrollieren es gleich. Es gibt Fälle, wo Leute ihren Urlaub
unterbrechen müssen, um nach Windhoek zurück zu fahren, nur dort kann der
Fehler behoben werden. Wir nehmen uns vor, in Zukunft die gewünschte
Aufenthaltsdauer immer in Tagen anzugeben, weil die unfreundliche Dame statt
sechs Wochen einfach sechs Tage gelesen hat.
Manfred Gorn, der unseren Hilux unterstellt,
kommt gerade an, als wir in die Halle kommen. Geld haben wir schon aus
Südafrika mitgebracht, aber wir brauchen noch neue Mobilfunkkarten im MTC-Shop.
Leider ist der Angestellte nicht so fit, es zieht sich lange hin. Am Ende bekommen
wir zu viel Guthaben, aber die Voucher sind bis 2018 gültig. Bei Gorns sehen
wir kurz Kai, er erklärt uns die Reparatur (neuer Kühler) und was sie an
Wartung gemacht haben.
In die Stadt, kurz was fürs Abendessen und
Frühstück kaufen und zu Kavena fahren. Seine Wohnung hatten wir über Airbnb
gebucht, und sie stellt sich als sehr gut heraus für nur 26 Euro. Der Besitzer
ist ein sogenanntes „DDR-Kind“ aus der Zeit des Unabhängigkeitskriegs der
SWAPO. Interessantes Gespräch. Er hat es irgendwie geschafft, war mit einem
Fulbright-Stipendium in den USA, und ist jetzt zurück in Namibia. Er möchte ins
namibische Film-Business als Produzent o.ä. einsteigen. Wir bemerken, dass er
einem Wächter ein Brot gibt, damit er auf unser Auto aufpasst.
Fr - 14.10.2016
Otavi – Zum Potije Restcamp
Am Morgen beeilen wir uns einzukaufen, zum
Glück geht das schon ab 7:30 Uhr. Erstaunlich ist, was es im Embassy Bottle
Store in Klein Windhoek für ein Angebot an teuren Whiskeys, Cognacs und Gins
gibt, da muss man in München suchen – na ja, als Diplomat lebt sichs eben gut.
Bei Woerman & Brock machen wir unseren Großeinkauf für die nächsten Wochen
für 120 Euro. Tolle, trotzdem günstige Spezialitäten sind dabei, Filet und
Steaks von Eland, Kudu und Orxy, geräuchertes Wildfleisch, Wildsalami,
Koskoskuchen, Kaktusfeigenschnaps. Ein Einkauf im Biltong-Geschäft darf auch
nicht fehlen. Nur das für uns ganz wichtige Tonic Water ist nicht aufzutreiben,
das ist anscheinend in Windhoek immer ein Problem. Schließlich finden wir ein
paar Dosen Tonic in einem Liquor Laden auf. Die ersten Sundowner sind gerettet.
Zurück im Apartment wird alles schnell ins
Auto geschichtet, das richtige Einräumen muss noch warten. Um 11 Uhr kommen wir
los, es ist noch bei Cymot eine bestellte Hülle für den Kühlschrank abzuholen
(kostet hier 50 Euro, in Europa 150). Und wir brauchen eine neue CBC-Plakette
für ausländische Fahrzeuge für 260 N$ von der Roads Administration. Es klappt
alles, dann geht es noch zum Tanken und endlich auf die Hauptstraße nach Norden
bis Otavi. Es sind eine für uns lange Etappe, 380 km, und wir werden 5 Stunden
brauchen.
Bis Okahandja, wo die Straße zur Küste nach
Swakopmund abzweigt, ist der Verkehr sehr dicht. Die Strecke ist berüchtigt,
zum Glück wird sie gerade zu einer neuen vierspurigen Autobahn ausgebaut. Die
Baufahrzeuge und der Wind wirbeln große rote Staubwolken auf. Danach wird der
Verkehr ruhiger. Im Auto messen wir bis über 40 Grad. Unsere Klimaanlage geht
schon länger nicht mehr, und eine Reparatur wäre zu teuer. Da müssen wir durch.
Am Straßenrand zeigen sich Warzenschweine und Paviane, das erste Wildlife.
Weite Strecken entlang der Straße werden von Köhlern gerodet und in rauchenden
Tonnen zu Holzkohle umgewandelt, ein eher trauriger Anblick.
Anfangs vergessen wir die herrschende
Lichtpflicht, aber irgendwann fällt uns das wieder ein. Wir haben nur immer
Angst, dass wir beim Abstellen vergessen, das Licht auszuschalten, und dann die
Batterie leer ist.
Wir hatten mittags die Chefin des nächsten Camps,
Zum Potjie, angerufen, auch wegen Abendessen, aber sie hat nur Kohlrouladen anzubieten
– darauf verzichten wir dann doch lieber. Der Campingplatz ist schön (100 N$
pp), und wir sind die einzigen Camper, so genießen wir es. Wir werfen ein
kleines, leckeres Oryxfilet auf den Grill, dazu nur Tomaten-/Paprikasalat und
ganz viel Wasserbier. Die Sonne geht glutrot unter, so viel Staub ist in der
trockenen Luft. Nach Sonnenuntergang hat es immer noch 30 Grad. Nachts kommen
immer wieder Moskitos ins Zelt. Wir haben keine Erklärung dafür, außer dass sie
so dürr sein müssen, dass sie durch das Moskitonetz kommen. Sie interessieren
sich allerdings nur für Manfred, was er unfair findet.
Sa - 15.10.2016
Mururani
Um 6 Uhr geht’s raus, 19 Grad. Wir müssen
noch weiter umladen und wegen permanentem Platzmangel besser verteilen, und das
geht nur halbwegs angenehm, solange es noch kühl ist. Wir räumen im Canopy
nochmal alles aus, machen kleinere Reparaturen und füllen die Wasserkanister.
Manfred bringt einen mitgebrachten Ventilator am Kühlschrank an, zur besseren
Ableitung der Wärme. Der Ventilator ist übrigens von einem PC-Netzteil, das ist
günstig, weil er mit 12V betrieben werden kann. Manfred versucht den
Wackelkontakt am Zigarettenanzünder zu beheben, verursacht einen Kurzschluss
und muss die Sicherung tauschen.
Es ist so heiß und trocken, dass Nasses, zum
Beispiel gespültes Geschirr, Haare oder Stoffe, wunderbar schnell trocknen.
Unsere „dreckige Zeit“ hat begonnen: wenn man irgendetwas am oder im verstaubten
Auto anfasst, macht man sich und seine Kleidung gleich schmutzig, Hände bleiben
nie lange sauber. Weitere kleinere Beeinträchtigungen sind Nasenbluten durch
die trockene Luft und Muskelkrämpfe wegen dem Mineralienverlust durch das
Schwitzen. Africa is not for sissies ;-)
In der Landsachaft am Weg ist alles dürr, und
die Luft ist staubig und in der Ferne ist alles im Dunst.
Auch im nächsten Camp, Mururani, sind wir die
einzigen Gäste (90 N$ pp). Es liegt direkt am Vet Gate der „Red Line“, die sich
quer durch das südliche Afrika zieht. Südlich davon darf das Rindfleisch nach
Europa etc. exportiert werden, nördlich davon sind die Huftiere oft von Maul-
und Klauenseuche betroffen.
Das Tor zum Camp ist verschlossen, aber bald
kommt jemand vom Shop und schließt uns auf. Später kommt die nette (burische)
Besitzerfamilie, die auch auf dem Gelände lebt.
Wir fühlen uns ganz wohl auf dem Platz, nur
liegt er in einer besiedelten Gegend, und abends (Samstag!) schallt Musik vom
Dorf her, Hunde bellen, Esel rufen. Außerdem fahren immer wieder, auch nachts,
laute Lkws durch das Vet Gate direkt daneben. Und das Schlimmste: die Moskitos
sind auch hier so dürr, dass sie durch unser Zelt-Moskitonetz passen und wir
nachts mehrere erschlagen müssen. Unser Zelt hatte bisher keinen einzigen
blutigen Fleck innen, jetzt sind es gleich mehrere. Am Abend gibt es zwei
verschiedene Burenwürste vom Grill (eine mit interessanter Sosati-Würzung), zum
Essen in Tortillas eingewickelt, mit Salat. Hier gibt es Bradfields Tokos, wir
hören zum ersten Mal ihre Rufe.
So - 16.10.2016
Samsitu
Morgens steuern wir als erstes den
Mangetti-Nationalpark in der Nähe an. Das letzte Mal wurden wir nicht in den
neuen Park hinein gelassen, angeblich weil gerade noch Schilder aufgestellt
werden. Das ist natürlich ein Witz, weil es außer ein paar wenigen „No
Entry“-Schildern keine gibt. Die Karte vom Park ist nicht gut, weil es mehr
Wege als eingezeichnet gibt und man sich deswegen leicht verfahren würde. Die
Hauptpisten sind zum Glück in unserem Navi. Außerdem kann mal in der
schwarz-weiß-Kopie die ursprünglich farbigen Symbole (z.B. für borehole oder
water hole) nicht unterscheiden. Am ersten Wasserloch ist keine Tränke zu
finden, stattdessen sind Zelte zu sehen und Leute zu hören. An den zwei anderen
Wasserlöchern sehen wir außer Vögeln nur Gnus. Ganz in der Ferne eine
Rappenantilope. Wir sind vier Stunden unterwegs, 40 km, z.T. holpriger
Tiefsand. Zumindest bei dieser Dürre nicht wirklich lohnend.
Brown Snake Eagle |
Als nächstes Camp steuern wir Samsitu am
Kavango an. Es liegt ein einer ländlichen Gegend mit vielen Krals. Leute
fischen in den Backwater-Pools. Im Camp (120 N$ pp) bekommen einen der vier
Plätze. Es sind Doppelplätze, zwei Parties stehen auf dem anderen Doppelplatz,
was schon sehr eng aufeinander ist, ohne Privatsphäre. Direkt am Ufer gelegen,
mit Schattenbäumen, das gefällt uns auf Anhieb. Nur ist leider Sonntag, und es
ist ein Community Camp, was wir nicht wussten. Das ist wohl der Grund dafür,
dass es für die Einheimischen ein Ausflugsziel ist. Boots-Ausflügler mit
Disco-Musik kommen, benutzen das Waschhäuschen, eine Familie mit Kindern lässt
sich direkt neben uns nieder, und die Kinder benutzen ausdauernd die
quietschende Schaukel, bis wir es nicht mehr aushalten und trotz der Hitze
einen Spaziergang in der Umgebung machen. Danach sind sie zwar weg, aber haben
ihren Abfall einfach liegen lassen. Andere Leute gehen hin und her zur
Bootsanlegestelle, Motorboote kreuzen auf und ab. Die Bar an der Rezeption ist
belegt. Am schönsten sind die vielen Vögel mit ihren Gesängen. Das
gegenüberliegende angolanische Ufer ist sehr belebt, viele Frauen und Kinder
fischen, manche mit einer Art Betttuch stehend im Wasser, manche waschen
Wäsche, abends scheinen ihre Feuer. Ein Krokodil sonnt sich auf einer Sandbank.
Hakusembe ist eine Lodge der Gondwana-Kette nebenan,
bietet auch Camping an, aber sie ist recht groß mit vielen Gästen, vermutlich
von Reiseveranstaltern, die abends in mehreren Ausflugsbooten vorbei gefahren
werden.
Samsitu |
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