Mittwoch, 11. November 2015

Weissenfels Farm bis Gobabeb Wüstenforschungsstation



Di -  10.11.2015
Gobabeb Wüstenforschungsstation - Campsite
Früh schlafen wir lange und gehen noch ein wenig um die Weissenfels-Farmgebäude. Im Flussbett treibt sich eine Horde Paviane herum. Große fliegende Käfer sind ganz wild auf Kakteenblüten, an denen sie fressen. 
Die Fahrt geht an der Hakos Astro-Farm vorbei, wo wir auch schon waren, dort steigen viele Amateurastronomen ab, die in Namibia Himmelsfotografie betreiben, nebenan ist der über 2000 m hohe Gamsberg, eigentlich ein idealer Platz für astronomische Großteleskope, leider ist daraus nichts geworden, in einem früheren Blog hatten wir schon mal darüber geschrieben, jetzt findet alles in Chile statt. Dann den Gamsberg-Pass hinunter, nicht so steil, aber 20 km lang mit vielen Kurven und spektakulären Ausblicken. 
Unten die Farm Rooisand, wo wir gestern eigentlich hin wollten, auf der Piste danach sehen wir die frischen Reifenspuren der Radler, die ganz schön masochistisch sein müssen. Wir holen sie aber nicht mehr ein, bevor wir nach Norden abzweigen. Ein Grader – ein „Straßenhobel“ – ist immer ein erfreulicher Anblick, weil er das Wellblech beseitigt. 
Das Land wird immer wüstenartiger und heißer, wir passieren die Grenze zum Namib-Naukluft Park, fahren den Kuiseb-Pass, das heißt hinunter ins Trockenflusstal und auf der anderen Seite wieder hinauf, hier hat es bestimmt 40 Grad. 
Dann beginnt eine richtige Wüste, zumindest zurzeit. Wir sind hier früher schon mal durch ein wogendes, silbriges Grasmeer gefahren, aber jetzt funkeln nur Fata Morgana-Seen in einer Schotterwüste. Die Bilder von den Mars-Rovern sehen so ähnlich aus. Drei große Ohrengeier zerren an einem Springbockkadaver. Vereinzelt Zebras, Strauße und Springböcke, wir fragen uns, von was die leben. 
Die einspurige Piste voraus hat scheinbar kein Ende, so muss es bei einer Sahara-Durchquerung aussehen, nur dass man da 1000 km vor sich hat und nicht nur 60 km wie wir heute. Wir kommen am Mirabib vorbei, einem Inselberg, wo wir vor vielen Jahren mal gecampt hatten. 
Unser Ziel ist die Wüstenforschungsstation Gobabeb, die in den 1960er Jahren von der Namib-Forscherin Mary Seely gegründet wurde. Seit kurzem kann man dort auch als Tourist übernachten. Das interessante an der Station ist ihre Lage am Kuiseb-Trockenfluss. Der Kuiseb bildet die Barriere für den großen südlichen Dünengürtel der Namib, der vom Oranje herauf reicht. Die jährliche Flut in der Regenzeit genügt, das Vordringen der Dünen zu verhindern, die von den vorherrschenden Südwestwinden immer wieder nach Norden bewegt werden. So findet sich hier der krasse Kontrast zwischen den roten Sanddünen und der schotterigen Namib, und dazwischen das Band des Flusstals mit großen grünen Bäumen. Wenn die Antennen und Messstationen von Gobabeb nach der Wüstenfahrt auftauchen, meint man in einem Science Fiction-Film zu sein. 

Es gibt Campsites und Wohnhäuser, wir nehmen für heute eine Campsite, es ist schon nach 14 Uhr, und die Hitze hat abgenommen, obwohl wir nur noch auf 400 m Höhe sind, hier merkt man schon den Einfluss des kalten Atlantik. Für morgen reservieren wir ein Haus. Außer uns Campern sind nur zwei der Häuser mit Gästen belegt. Die Campsites sind eine Fehlkonstruktion, sie haben zwar ein Schattendach, das wirft wegen seiner Ausrichtung aber in der größten Nachmittagshitze keinen Schatten. 
Gobabeb Campsite
Macht aber nichts, die Sonne ist nicht mehr so hoch, wir setzen uns in den Schatten des Autos und des Dachzeltes. Am späten Nachmittag eine kleine Wanderung im Flussbett, hier weiden auch Kühe der Topnaar-Namas, die das Flusstal vereinzelt bewohnen, in primitiven kleinen Ansiedlungen, die weiter weg sind. Ein Oryx steht außen am Zaun, der das Gelände umgibt. 
Ganz viele Vögel flattern und zwitschern zwischen den großen, alten Bäumen. 
Die roten Dünen gegenüber dem Camp reichen malerisch bis hinunter ins Tal. 
Abends angenehme Temperaturen. Die Barking Geckos spüren genau, wenn man sich anschleichen will, dann bleiben sie plötzlich stumm.

Mi -  11.11.2015
Gobabeb Wüstenforschungsstation – House on the Rocks
Früh ist es teilweise bewölkt bei 13 Grad, da frieren wir schon. Fürs Wandern ist das aber gut, wir wollen in die Dünen. Die sind hier schon sehr groß, größer als bei Namibrand, wenn auch nicht so hoch wie die bei Sossusvlei. Am Fuß der Dünen finden wir wieder ein Rätsel im Sand, aber Beatrix hat die richtige Idee und legt mit einem Stöckchen das zugewebte Loch einer White Lady Spinne frei. 
Es ist toll, die hohen Dünenkämme hochzusteigen, man muss es nur auf der festen, windzugewandten Seite tun, so kommt man ganz gut hoch. Die Züge der Lineardünen gehen nach Süden so weit das Auge reicht. 






Nach drei Stunden sind wir zurück, haben aber nur 5 km zurückgelegt. Wir fahren zur Rezeption und holen den Schlüssel für die hübsche Wohnung „on the rocks“, sie kostet nur 600 N$, gerade mal doppelt so viel wie jetzt typischerweise eine Campsite kostet. 
Bei der Ankunft hieß es erst, sie kostet 525 N$ pro Person. Aber wir wussten, wenn man sie im Internet bucht, nur 600 zu zweit. Als wir das nachfragen, bekommen wir sie anstandslos für den Internet-Preis. Wir hätten ja sogar die Internet-Buchung von hier machen können, der Mobilfunk-Empfang ist gut. Heute hat es nur 28 Grad, da hätten wir sogar campen können, aber es ist angenehm, mal wieder etwas „Zivilisation“ zu haben, mit einem schattigen Sitzplatz, 220 V und Kühlschrank. Da können wir sogar einen Weißwein kalt stellen.

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