Donnerstag, 19. November 2015

Blutkuppe bis Farm Wüstenquell



Sa -  14.11.2015
Swakopmund – Sophie Dale Campsite
Morgens 13 Grad, wir packen zusammen und fahren Richtung Swakopmund. Ab dem Abzweig zu der Uranmine, die kurz hinter der Blutkuppe am Langen Heinrichberg liegt, bis Swakopmund, ca. 40 km, ist die Straße inzwischen geteert, weil der Minenverkehr zu viel Staub erzeugen würde. Dies ist der erste Teer seit drei Wochen und 1.400 km, da haben wir nichts dagegen. Bald haben wir den morgendlichen Küstennebel des kalten Atlantik erreicht. Wir machen sogar die Heizung an, weil wir dünn angezogen sind und wir so nach Westen fahren, dass die Sonne nicht in den Fahrerraum scheint. In Swakopmund geben wir erst den defekten Reifen ab, dann zu einem Car Wash, wir müssen auf der Wagenunterseite den Schlamm vom Regen im Kgalagadi Park loskriegen, zumindest was noch nicht abgeschüttelt worden ist. Zum Spar-Supermarkt, dort ist auch ein ATM, der sogar voll funktioniert, der letzte war in Keetmanshoop vor drei Wochen. Dann wieder zum Reifen, leider eine unangenehme Nachricht, er ist nicht reparabel, die Reparatur in Keetmanshoop war unsachgemäß. Also ein weiterer neuer Reifen zum Sonderpreis von 1.690 N$. Es ist allerdings ein Dunlop statt Goodyear, das sollte aber nichts ausmachen. Samstags ist die Stadt voll, alle sind beim Einkaufen. Deswegen wollen wir lieber morgen nochmal schauen, ob einige Geschäfte offen haben, am Sonntag ist es ruhiger. Zum Schluss noch tanken, dann ist es schon 11:30, als wir zum Sophia Dale Restcamp im Swakoptal 12 km weiter Inland fahren. Wir waren hier schon öfter, treffen kurz Manfred Lütz, den Besitzer, und ziehen auf eine Campsite. Hier an der Küste hat es mittags nur 22 Grad im Schatten, man muss den Sitzplatz immer so wählen, dass es im Schatten nicht zu kalt ist, in der Prallsonne nicht zu heiß. Am besten Kopf im Schatten, den Rest in der Sonne. Wir gehen im Restaurant von Sophia Dale essen, der Chef kocht (wieder) selbst und berät uns vorher sogar. Es ist erst das zweite Mal in fünf Wochen, dass wir essen gehen. Aber hier schmeckt es uns so gut wie fast nirgendwo in Namibia. Manfred isst panierten Kingklip (fester, großfasriger Fisch) mit Knoblauchbutter, Beatrix Oryxfilet, beides mit grünem Spargel, guten Bratkartoffeln und Wein. Als Nachtisch drei Eiskugeln, gewendet in Mandeln, Kokosflocken und Kakao, das Ganze auf zerpflücktem Pfannkuchen. Da platzen wir fast. Danach gehen wir aber schnell ins Zelt, hier nahe der Küste bleibt es abends nicht warm.

So -  15.11.2015
Swakopmund – Sophie Dale Campsite
Morgens lassen wir uns Zeit, bis sich der Küstennebel lichtet und wir nach Swakopmund fahren. Ein bisschen Shopping bei Mr Price Home, einem Deko- und Haushaltswarengeschäft, und der gut bestückten Swakopmunder Buchhandlung, Manfred findet sogar ein Buch von seiner Wunschliste. Als nächstes ins Museum, eine ziemlich große Sammlung über das historische Deutsch-Südwest, Geologie, Archäologie, Postwesen, Eisenbahnwesen, Flora und Fauna. Daneben ist an der Mole das neue, große Strandhotel entstanden, mit mehreren Outdoor-Restaurants. Inzwischen ist es 12:30, und wir wollen noch 35 km nach Walvis Bay fahren, dort wurde uns das „Bird Paradise“ empfohlen, eine Stelle zum Vogelbeobachten. Der Wind ist heute so stark, dass er Sandböen über die Straße entlang der Dünen weht. Leider ist das „Bird Paradise“ ein Flop, die Anlage ist geschlossen. Es hängt zwar ein großes Schild „Open“ am Zaun, aber das Tor ist (wie lange schon?) mit einem rostigen Vorhängeschloss gesichert, und Vögel sind auch keine zu sehen. Als Alternative fahren wir zur Lagune, entlang einer schicken Wohnstraße mit einem grünen Rasenstreifen zum Meer hin. Dort stehen viele Flamingos im Flachwasser, es ist gerade Ebbe. 

Möwen lassen aus dem Flug Muscheln auf die Teerstraße fallen, damit sie aufbrechen. Wenn erfolgreich, fliegen sie mit ihrer Beute davon. Noch ein paar km weiter zu den Salt Works, Salzgewinnungsanlagen, mit bizarren roten Farben des Wassers in den Verdunstungsbecken.
 Zurück am Stadtrand Richtung Wüste wird gebaut wie verrückt, wir fragen uns, wer das alles kauft. In der Lagune nutzen einige Flugdrachensurfer den Wind und schießen hin- und her, mit meterhohen Sprüngen dazwischen. 
Eine andere Sonntagnachmittagsbeschäftigung ist offensichtlich das Muschelsammeln, Leute gehen mit Plastiktüten am Strand entlang. Rückfahrt entlang der Küste, auch hier wird gebaut, irgendwann wird ein großer Teil der Strecke mit Ferienwohnungen bebaut sein. Abends gehen wir ins Beach Hotel zum Essen. Manfred Lütz hatte es empfohlen, es ist nicht schlecht, aber seine eigene Küche ist besser. Manfred isst einen Seafood-Pfannkuchen als Vorspeise und danach eine Beef Filet, Beatrix Calamari mit Chips.

Mo -  16.11.2015
Farm Wüstenquell – Campsite Papierbaum
Früh nehmen wir noch zwei Eland-Steaks mit und fahren dann in den Park zur „Mondlandschaft“ und zum „Welwitschia Drive“. Die Mondlandschaft ist eine hügelige Region, durch die der Swakop sich ein Flussbett gegraben hat. 
Die Mondlandschaft
Von diesem Weg kann man einen Abstecher hinunter zum Flusstal fahren, da liegt Goanikontes Oase, hier gibt es eine nette Einkehr mit Tischen im Garten unter Palmen, wir machen ein zweites Frühstück.
Der Welwitschia Drive ist eine Piste durch ein Gebiet, in dem viele der endemischen Welwitschia Planzen wachsen. 

Diese Piste ist aber leider inzwischen auch Zufahrt zur Baustelle der Husab Mine, hier entsteht eine der größten Uranminen der Welt, Eigentümer ist China. Das wird die Gegend stark verändern. Wir fahren diese Piste, weil in ihrer Verlängerung ein Weg zu unserem Ziel abzweigt, der Farm Wüstenquell. Leider ist die Piste nicht besonders gut und innerhalb der Farm noch schlechter, wir brauchen für die 13 km ab dem Farmtor 50 Minuten. Manfred ist von den Holperpisten etwas angefressen, und Beatrix Rücken zeigt auch sein Missfallen durch Schmerzen. Wir waren hier vor mehr als 15 Jahren schon mal bei dem früheren Besitzer. Die Farm ist berühmt für ihre Felsformationen, aber wer die Felsen an der Blutkuppe und dort nebenan gesehen hat, kann sich Wüstenquell auch sparen, außerdem wird es dort in Zukunft kein Camping mehr geben, nur noch teure Chalets, und Selbstfahren ist auch nicht mehr erlaubt. Und auch die zweite Zufahrt, die wir morgen weg fahren werden, erweist sich als übles Wellblech, so ist der Aufwand, dorthin zu kommen, irgendwie zu groß, meint jedenfalls Manfred. Trotzdem genießen wir erst mal die Umgebung. Abends hat es so viel kühlen Wind, dass wir uns zwischen die Felsen zurückziehen.

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