Donnerstag, 5. November 2015

Namibrand bis Tsauchab River Camp



So -  01.11.2015
Namseb Game Lodge bei Maltahöhe
Wieder früh durch die Dünen gestreift, leider ist es etwas windiger als gestern. Eine schöne Spur einer Sidewinder-Schlange. Mit unserem Kompressor pumpen wir die Reifen wieder auf. 

Um 9:30 fahren wir los Richtung Maltahöhe, das sind 130 km, teilweise durch Bergland. Wie fast immer bisher auf solchen Strecken begegnen uns kaum Autos, heute nur eines. Das ist auch deswegen gut, weil man jedes Mal durch die Staubwolke des Gegenverkehrs fahren muss. In Namibia ist es auf Überlandstrecken Pflicht, mit Licht zu fahren. Wir tun uns damit schwer, weil wir leicht vergessen, das Licht auszumachen, und das Licht bei ausgeschalteter Zündung weiter brennt. Weil unsre Klimaanlage nicht mehr funktioniert, fahren wir immer mit offenen Fenstern, was halt etwas laut und zugig ist. Aber zumindest bekommen wir keinen Hitzeschock, wenn wir aus dem Auto aussteigen. Im Auto hat es fast immer zwischen 35 und 40 Grad. Aber es heißt ja auch, Africa is not for sissies (Afrika ist nichts für Weichlinge) ;-) Zum Beispiel haben wir hier im Süden von Namibia immer eine trockene, ausgedörrte Haut. In dem kleinen Ort Maltahöhe kaufen wir noch Nötigstes ein, wir sind kurz vor 13 Uhr dort, bis dahin hat der Woerman&Brock Supermarkt geöffnet. Anruf bei Namseb Lodge von Guido von Wietersheim, dass wir (eigentlich zur Farmersruhezeit) ankommen. Zur Farm sind es von Maltahöhe noch 17 km Farmpiste. Hier ist die Vegetation extrem dürr. Der Farmer hält noch 50 Rinder von ehemals 700, es gibt zwar genug Wasser, aber kein Futter mehr. Hauptsächlich gibt es derzeit Wild, Gnus, Oryx, Springböcke, Kuhantilopen, Zebras, einige Kudus. Viele Kudus sind heuer durch Tollwut umgekommen. An der Zufahrt zum Farmhaus steht eine kleine Allee von Olivenbäumen und Dattelpalmen. 3 km weiter liegt die Lodge am Rand eines Hochplateaus, die steile Auffahrt ist etwas abenteuerlich. Katja, eine Praktikantin aus Deutschland, zeigt uns unsere Selbstversorger-Hütte. Andere Gäste gibt es zurzeit nicht. Der 180 Grad Weitblick nach Westen ist umwerfend. Die Berge am Horizont sind bestimmt 100 km entfernt. Unser Bungalow liegt an der Abbruchkante, unten ist ein Wasserloch für Wildtiere. 
Namseb Game Lodge
Am Hauptgebäude gibt es einen ziemlich schnellen WiFi-Hotspot, so kann Manfred mal wieder surfen, und wir können Mails und den Blog updaten. Am späten Nachmittag kommt Aileen, die Farmersfrau vorbei, und bringt die vorbestellten Bratwürste und Fleischspieße vorbei. Wir verabreden für morgen um 7:30 eine Farmrundfahrt. Abends grillen wir und wollen danach eigentlich den Sternhimmel bewundern, aber noch beim Essen kommt ein wilder Sturm auf, wir müssen uns eiligst ins Haus verziehen, sind aber sehr froh, dass wir heute nicht campen müssen.

Mo -  02.11.2015
Namseb Game Lodge bei Maltahöhe
Der Wind hält die ganze Nacht an, früh hat es nur 11 Grad, es ist mal wieder eine Kaltfront durchgezogen. Die Rundfahrt wird von der ganzen Familie mitgemacht, den zwei kleinen Kindern in der Autokabine, hinten drauf im Freien wir, Katja und drei Hunde. Besonders dominant ist „Otto“, ein großer Ridgeback-Rüde, der sich immer wieder zwischen uns drängt, um an der Seite hinauszuschauen. 
Guido fährt einige Wasserstellen an, um die Pumpen zu kontrollieren. Bei einer haben Paviane wieder den Hochsitz „zerlegt“, sie sind überall eine Plage. Einige Gruppen von Oryx und Kuhantilopen. Viele Flughühner, einige Riesentrappen und Weißbürzel-Singhabichte. Die Farm hatte mal 19.000 ha, es wurden aber letzhin 7.000 an den Staat verkauft. Leider wird es nicht wärmer, und Manfred ist es zu kalt im Fahrtwind. Als wir gegen 11 Uhr von 38 km Rundfahrt zurückkommen, hat es nur 17 Grad, ein paar Tage vorher waren es da schon über 30. Manfred hat noch zwei Aktionen vor: der Farmer fährt in den Ort und will für uns im Agra-Laden nach einer neue Zweitbatterie in einer passendes Größe schauen. Die muss dann eingebaut werden. Und die Einfüllleitung für den Zusatztank leckt, ein Gummirohr hat einen Riss bekommen. Manfred hatte bei einer Wanderung auf Aubures ein Stückchen Gummirohr mit passendem Durchmesser gefunden. Durch die vielen Wasserleitungen zu Tränken liegt so was auf Farmen oft in der Landschaft herum. Das gerissene Rohrstück wird nicht ersetzt, der Ausbau wäre zu aufwändig, sondern das Ersatzstück wird aufgeschnitten, mit Epoxydharz bestrichen, über die defekte Stelle gestülpt und mit einer Rohrschelle festgezogen. So was muss in der Werkzeugkiste vorhanden sein. Währenddessen bringt Katja tatsächlich eine passende Batterie, dazu muss dann der ganze Laderaum ausgeräumt werden, weil die Zweitbatterie in einem Kasten unter dem Laderaumboden steckt. Danach braucht Manfred erst mal eine Ruhepause, er ist von dem Fahrtwind eh etwas geschädigt. Nur einen Vorteil hat das Wetter, es hat nur 25 Grad, und man schwitzt nicht beim Arbeiten. Der Wind nimmt bis abends nicht ab, aber wenigstens ist auf der Terrasse ein geschütztes Plätzchen, so dass wir von da den Sonnenuntergang bewundern können. Unterhalb der Hütten leben Klippschliefer. Von Wanderungen auf der Farm hält uns der heftige Wind ab.

Di -  03.11.2015
Tsauchab River Camp – Drongo Campsite
Früh windet es immer noch bei 13 Grad. Wir machen uns langsam auf und fahren nach Maltahöhe. Unterwegs treffen wir auf ein Auto, aus dem ein Mann aussteigt, der ein Gewehr in der Hand hat, wir sind erst etwas irritiert. Es ist ein Farmer, der uns erklärt, dass er Paviane schießen will, sie sind eine Plage und richten viel Schaden an, z. B. beißen sie Wasserleitungen (aus Gummirohren) durch. Eine Postkarte ist einzuwerfen, am Post Office sind Menschentrauben, es ist Pay Day für die Renten. Beim Agra Shop versuchen wir den ATM zu benutzen, aber er spuckt kein Geld aus, auch nicht für andere Leute, wahrscheinlich ist er leer wegen Pay Day. Dafür gibt es Motoröl und Rohrschellen und ein neues Gasfeuerzeug. Der zweite und letzte ATM im Ort ist an der einzigen Tankstelle, aber der ist auch leer, und Benzin gibt es auch nicht, nur Diesel. Dafür soll es bei Agra Benzin geben. Das stimmt auch, aber nur im Hinterhof, es ist anscheinend keine offizielle Tankstelle, aber wir bekommen trotzdem etwas. Das ist schon erstaunlich, der nächste größere Ort ist 200 km entfernt, was macht man, wenn man dringend Geld braucht? Wenigstens der Supermarkt hat alles, was wir brauchen, und wir können sogar mit Kreditkarte bezahlen. Dann 100 km weiter über leeres, dürres Land, wieder fast ohne Verkehr (3 Autos), erst platt, später kommen Hügel, die Vorberge der Naukluft Mountains. Dazwischen liegt der Tsauchab River (der selten fließt), und bei ganz gutem Regen füllt er manchmal das berühmte Sossusvlei mit seinen Dünen. Kurz vor dem Fluss, noch in den Bergen, gibt es das Neuras Weingut, hier in der Wüste hat einer (damals als verrückt erklärter) angefangen, Weinreben anzupflanzen, und er hatte tatsächlich Erfolg. Die Fläche ist nicht groß, aber der Wein verkauft sich wohl teuer. Das Tsauchab River Camp hat ein paar Chalets und 12 Campsites, die weit verteilt entlang dem Fluss liegen, jede hat ein Häuschen mit Dusche und Toilette, für das man einen Schlüssel bekommt. Nachmittags kommt ein Arbeiter, um den Donkey-Boiler (holzbefeuerter Warmwasserbehälter) anzuschüren. Am interessantesten ist die Einfahrt zur Rezeption, hier stehen im Freien hunderte von skurrilen Figuren aus verschiedensten Metall- und anderen Teilen zusammengeschweißt, vieles aus Schrottresten, es ist eine richtige Kunstausstellung.





Wir bekommen die Site Drongo, nur 200 m vom Haupthaus  entfernt, sie ist gut windgeschützt, der Wind ist zwar hier nicht so stark, aber er weht immer noch. Es gibt einige Walking Trails, einen 4x4 Trail, und als Highlight den Fig-Forest, einen Wald aus großen Feigenbäumen in einer Schlucht 10 km entfernt. Dort ist auch die Campsite „Oerwald“, gesprochen Urwald, wir werden dorthin morgen früh mal zum Wandern fahren. Heute ist es wärmer, 31 Grad, und abends um 9 Uhr noch 26 Grad, das ist besser als die Kälte in Malathöhe. In der Dämmerung kommt wieder ein Arbeiter, diesmal um Kerzen in drei Windlichtern anzuzünden. Andere Beleuchtung gibt es ja nicht. Wir beschließen, noch einen Tag hier zu bleiben, und bekommen als Vorschlag die Site Bustard, einen knappen Kilometer weiter flussabwärts, weil wir gerne einen Platz mit weiterer Aussicht möchten. Dahin machen wir am späten Nachmittag einen Spaziergang zur Inspektion.
Short-toed Rock-Thrush (Kurzzehenrötel, Weibchen)
Mi -  04.11.2015
Tsauchab River Camp – Bustard Campsite
Früh klingelt der Wecker, und als wir aus dem Zelt schauen, ist es erstaunlicherweise bewölkt, das ist unerwartet. Wir geben den Schlüssel ab und fahren zum Oerwald. Dorthin geht es erst ein Stück auf der Hauptstraße, dann eine Holperpiste in die Berge. 

Der „Urwald“ ist ein Wäldchen aus großen Feigenbäumen in einer Flussschlucht, vielleicht 1 km x 500 m groß. 
Die Campsite darin ist auch für große Gruppen geeignet und kann nur exklusiv gebucht werden. Uns würde sie aber nicht so gut gefallen, weil sie keine gute Aussicht hat. Zuerst steigen wir ein Stück aus der Schlucht auf, man blickt dann von oben auf das Wäldchen, dann einige Wanderpfade zwischen den Bäumen, einige Kudus laufen von uns weg. Es gibt viele Vögel, die sich an den Feigen gütlich tun. Und das tun auch die Paviane, es muss hunderte hier geben, wir hören und sehen sie, und an einer Stelle schauen mal von oben von einer Felswand 10 Köpfe auf uns runter. 
In dem Wäldchen entspringt eine Quelle, die einen richtigen Bach speist, wir sehen einen Reiher und zwei Nilgänse, und im Wasser einen großen Krebs. Nach 2 ½ Stunden fahren wir wieder zurück. An der Rezeption nehmen wir unser bestelltes frischgebackenes Brot mit und ein Kudu-Filet aus der Tiefkühltruhe, das wir heute grillen wollen. Die Wolken müssen irgendwie Luftfeuchtigkeit mitgebracht haben, es ist unangenehm schwül bei 36 Grad. So verbringen wir den Mittag und Nachmittag im Schatten. Ständig fallen Feigen herunter, wenn sie auf das Waschhaus-Wellblechdach fallen, macht es einen lauten Plumps. Der Arbeiter, der hierher zum Donkey-Boiler-Anzünden kommt, beschwert sich über schlechte Behandlung durch seinen Boss. Abends grillen wir das Kudu, leider ist es nicht zart.

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