Montag, 9. November 2015

Camp Gecko bis Weissenfels Farm



Sa -  07.11.2015
Spreetshoogte Campsite
Am Morgen werden wir durch ununterbrochenes, lautes Klopfen geweckt, noch vor Sonnenaufgang. Ein Spatz hackt heftig auf sein Ebenbild im Spiegel ein, seinen vermeintlichen Nebenbuhler. 
Wir  lassen wir uns Zeit, dann machen wir eine kleine Wanderung hinunter zur Ebene, an deren Rand die Zelt-Chalets stehen. Am Wasserloch trinken Kudus und Springböcke. An der Rezeption stellen wir vor dem Weiterfahren noch den Blog ein, WiFi hat überall in Namibia zugenommen, so dass es hier einfacher ist, den Blog zeitnah zu veröffentlichen. Unser Plan ist, nur 15 km weiter zur Spreetshoogte Campsite zu fahren, die auf halber Höhe des Spreetshoogte Passes auf 1450 m liegt. Der Pass ist einer der typischen afrikanischen Pässe, steil und wild gebaut. Für Lastwagen und Wohnwägen ist er gesperrt. Entschärft ist er teilweise, weil der steilste Abschnitt der Schotterstraße gepflastert wurde. Trotzdem muss man den größten Teil in ersten Gang hochkriechen. Die Campsite wird von einer Farm im Tal betrieben, einige km entfernt. Sie hat einen phantastischen Weitblick, noch besser als gestern von Camp Gecko aus.
Spreetshoogte Campsite
Es gibt zwei Plätze mit Waschhaus und einem sehr guten Schattendach und ein einfaches Chalet. 
Gecko im Waschhaus
Nach einigen Versuchen schaffen wir es, auf der Farm anzurufen, die Coverage ist schlecht. Später kommt die Farmersfrau heraufgefahren, macht etwas sauber und bringt ein kleines Solarpanel zum Laden einer Batterie für die Beleuchtung. Sie wird es morgen wieder mitnehmen. Preis ist 120 N$ pp. Wir unterhalten uns kurz über die einsame Lage, sie müssen alles in Windhoek 180 km entfernt einkaufen, oder in Rehoboth mit weniger Auswahl 130 km entfernt, etwa alle 2-3 Monate. Da muss man autark sein und sein Brot selbst backen. Wir hatten kurze Entfernungen zwischen den Camps geplant, weil wir angenommen hatten, dass man mehr Aktivitäten (z.B. Wanderungen) machen kann, nicht nur früh, sondern auch Spätnachmittags. Aber das geht nicht, es ist bis fast Sonnenuntergang einfach zu heiß. So sind wir etwas unterbeschäftigt. Von hier ist es schon eine kleine Attraktion, wenn mal ein Auto vorbei kommt. Das kann man fast 20 km lang verfolgen, am Schluss noch als Staubfahne, so weit geht der Blick. Abends grillen wir ein kleines Oryxfilet, das wir gefroren im Tsauchab River Camp mitgenommen hatten. Im Gegensatz zum Kudu ist es zart und schmeckt gut. Da es auf der Höhe nicht so warm bleibt und wir tagsüber nicht viel geschwitzt haben, gibt es dazu einen Rotwein, die Flasche gekühlt im Wind, eingewickelt in ein nasses Tuch. Das funktioniert erstaunlich gut. Der Sternhimmel ist toll, und Manfred macht ein paar Himmelsaufnahmen mit 60 Sek. Belichtung.

So -  08.11.2015
Namibgrens Campsite
Nachts klappern mal Steine, wie Huftrappeln, wahrscheinlich gehen Bergzebras in der Nähe vorbei. Früh laufen wir ein kurzes Stück auf der Passstraße. 
Anfang des Spreetshoogte Passes

Bis 11 Uhr bleiben wir, der Schatten ist so schön kühl. Auch unser heutiges Fahrpensum sind es nur 15 km. Der Pass geht weiter steil hinauf bis 1820 m, es gibt zwei angelegte Aussichtspunkte. Die Namib-Pässe haben die Besonderheit, dass sie nur eine steile Auffahrt von Westen aus der Küstenebene zum Randgebirge haben, die andere Seite fällt nur langsam ab ins zentrale Hochland. Namibgrens ist mal wieder ein burischer Platz, das merkt man gleich, die Atmosphäre ist irgendwie anders, es wird mehr bewässert, für die Campsites gibt es einen Pool mit angelegtem grünen „Rasen“ darum, der für uns wie ein Fremdkörper in der trockenen, felsigen Landschaft wirkt. Es gibt Chalets und 12 verteilte Campsites in einem Hochtal, also nicht so viel Aussicht. Die Sites haben Freilufttoiletten und Duschen, und jeweils ein etwas verschlissenes Armeezelt als Schatten. Wir suchen uns eines aus, das groß und offen ist, so ist es kühler als in den mehr geschlossenen Zelten.
Namibgrens Campsite
Außer uns ist nur noch ein Platz belegt, später kommt noch ein südafrikanisch-österreichisches Pärchen. Die Landschaft ist eigentlich schön, mit vielen Outcrops, Hügeln aus roten, rundlichen Steinen, nur haben wir das schon so oft auch woanders gesehen, dass es kein so großes Aha-Erlebnis mehr ist. Abends klettern wir über ein paar Boulders. Der Platz liegt über 1800 m hoch, wir machen seit längerem wieder ein Feuer in einer Boma, das ist ganz gemütlich.

Mo -  09.11.2015
Weissenfels Guest Farm - Campsite
Trotz der Höhe hat es früh 15 Grad, es hat also nur wenig abgekühlt. Es gibt Walking Trails, und vor unserer Campsite geht einer mit Markierungen entlang. So gehen wir los und folgen den Markierungen, erst zur Farm, da ist der Weg mit A4 bezeichnet, und dann über eine weite Ebene. Da verlieren wir die Markierungen, finden sie aber später hinter einem Zauntor wieder. Der Weg windet sich in die Berglandschaft und geht immer weiter von der Campsite weg. 
Männliche Felsenagame - Rock Agama

Wandern auf Namibgrens


Aber wir geben nicht auf. Nach 2 ½ Stunden kommen wir zu den einfachen Gebäuden eines Cattle Posts (Viehposten), da ist plötzlich eine Weggabelung für die Tracks A3 und A2 ausgeschildert, also hatten wir unseren Weg verloren und einen anderen gefunden. Zum Glück haben wir auf dem Smartphone unsere Route per GPS aufgezeichnet, so wissen wir wenigstens, dass wir A3 folgen sollen. Da verlieren wir die Markierungen auch wieder. Es gibt aber eine Farmpiste, die ungefähr in die richtige Richtung geht. Nach einigen Windungen sehen wir an der Piste wieder Markierungen, die uns dann bis zurück zur Campsite begleiten. Es sind schließlich mehr als 12 km und 3 ½ Stunden geworden. Wir haben ungeplant einen ganzen Bergzug umrundet. Einmal ist ein Pärchen Klipspringer, einmal ein Kudu vor uns geflüchtet. Wir fahren zum Zahlen ans Haupthaus, bezahlt wird meistens erst bei der Abreise. Afrikanische Farmen sehen so ganz anders aus als deutsche Bauernhöfe, alles wirkt irgendwie improvisiert, es gibt immer einen „Scrapyard“ von alten Autos, Teilen, Rohren, Motoren, etc. als Ersatzteillager. Und Zäune werden sogar aus abgefahrenen Reifen gebaut. 


Vor dem Wegfahren rufen wir die Rooisand Desert Ranch am Gamsberg an, da wollen wir als nächstes campen. Leider ist das Camp heute mit einer Gruppe von 12 Radfahrern belegt. Wir könnten uns zwar dazu gesellen, aber das wollen wir lieber nicht. Auf unserer Route liegt 80 km entfernt die Weissenfels Farm, dort campen wir stattdessen. Dafür wird die Etappe morgen etwas länger. Weissenfels züchtet Pferde, wir campen zwischen dem Haupthaus und den Ställen und Koppeln unter zwei großen Eukalyptusbäumen. Es gibt Strom, so kann der Kühlschrank mal wieder richtig kalt werden, bei Etappen von nur 15 km wird die Zweitbatterie nicht genug geladen, um den Kühlschrank dauernd eingeschaltet zu lassen. 32 Grad, aber für Manfred fühlt es sich wärmer an. Bei der langen Wanderung früh hat die Sonne wieder zugeschlagen, seit vorgestern ist es wieder völlig wolkenlos. Wir bekommen ein Oryxfilet zum Grillen gebracht, noch gefroren, aber bis zum Abend taut es auf. Störend ist der laute Generator, der fast den ganzen Tag läuft, etwa von 10 bis 22 Uhr, Stromleitungen gibt es für diese entlegenen Farmen nur selten. Das Oryx ist leider wieder nicht zart, vielleicht müsste es länger abgehangen sein.

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