Sa - 07.11.2015
Spreetshoogte
Campsite
Am Morgen werden wir durch ununterbrochenes,
lautes Klopfen geweckt, noch vor Sonnenaufgang. Ein Spatz hackt heftig auf sein
Ebenbild im Spiegel ein, seinen vermeintlichen Nebenbuhler.
Wir lassen wir uns Zeit, dann machen wir eine
kleine Wanderung hinunter zur Ebene, an deren Rand die Zelt-Chalets stehen. Am
Wasserloch trinken Kudus und Springböcke. An der Rezeption stellen wir vor dem
Weiterfahren noch den Blog ein, WiFi hat überall in Namibia zugenommen, so dass
es hier einfacher ist, den Blog zeitnah zu veröffentlichen. Unser Plan ist, nur
15 km weiter zur Spreetshoogte Campsite zu fahren, die auf halber Höhe des
Spreetshoogte Passes auf 1450 m liegt. Der Pass ist einer der typischen
afrikanischen Pässe, steil und wild gebaut. Für Lastwagen und Wohnwägen ist er gesperrt.
Entschärft ist er teilweise, weil der steilste Abschnitt der Schotterstraße gepflastert
wurde. Trotzdem muss man den größten Teil in ersten Gang hochkriechen. Die
Campsite wird von einer Farm im Tal betrieben, einige km entfernt. Sie hat
einen phantastischen Weitblick, noch besser als gestern von Camp Gecko aus.
Spreetshoogte Campsite |
Es
gibt zwei Plätze mit Waschhaus und einem sehr guten Schattendach und ein
einfaches Chalet.
Gecko im Waschhaus |
Nach einigen Versuchen schaffen wir es, auf der Farm anzurufen,
die Coverage ist schlecht. Später kommt die Farmersfrau heraufgefahren, macht
etwas sauber und bringt ein kleines Solarpanel zum Laden einer Batterie für die
Beleuchtung. Sie wird es morgen wieder mitnehmen. Preis ist 120 N$ pp. Wir
unterhalten uns kurz über die einsame Lage, sie müssen alles in Windhoek 180 km
entfernt einkaufen, oder in Rehoboth mit weniger Auswahl 130 km entfernt, etwa
alle 2-3 Monate. Da muss man autark sein und sein Brot selbst backen. Wir
hatten kurze Entfernungen zwischen den Camps geplant, weil wir angenommen
hatten, dass man mehr Aktivitäten (z.B. Wanderungen) machen kann, nicht nur
früh, sondern auch Spätnachmittags. Aber das geht nicht, es ist bis fast
Sonnenuntergang einfach zu heiß. So sind wir etwas unterbeschäftigt. Von hier
ist es schon eine kleine Attraktion, wenn mal ein Auto vorbei kommt. Das kann
man fast 20 km lang verfolgen, am Schluss noch als Staubfahne, so weit geht der
Blick. Abends grillen wir ein kleines Oryxfilet, das wir gefroren im Tsauchab River
Camp mitgenommen hatten. Im Gegensatz zum Kudu ist es zart und schmeckt gut. Da
es auf der Höhe nicht so warm bleibt und wir tagsüber nicht viel geschwitzt haben,
gibt es dazu einen Rotwein, die Flasche gekühlt im Wind, eingewickelt in ein
nasses Tuch. Das funktioniert erstaunlich gut. Der Sternhimmel ist toll, und
Manfred macht ein paar Himmelsaufnahmen mit 60 Sek. Belichtung.
So - 08.11.2015
Namibgrens Campsite
Nachts klappern mal Steine, wie Huftrappeln,
wahrscheinlich gehen Bergzebras in der Nähe vorbei. Früh laufen wir ein kurzes
Stück auf der Passstraße.
Anfang des Spreetshoogte Passes |
Bis 11 Uhr bleiben wir, der Schatten ist so schön
kühl. Auch unser heutiges Fahrpensum sind es nur 15 km. Der Pass geht weiter
steil hinauf bis 1820 m, es gibt zwei angelegte Aussichtspunkte. Die
Namib-Pässe haben die Besonderheit, dass sie nur eine steile Auffahrt von
Westen aus der Küstenebene zum Randgebirge haben, die andere Seite fällt nur langsam
ab ins zentrale Hochland. Namibgrens ist mal wieder ein burischer Platz, das
merkt man gleich, die Atmosphäre ist irgendwie anders, es wird mehr bewässert,
für die Campsites gibt es einen Pool mit angelegtem grünen „Rasen“ darum, der
für uns wie ein Fremdkörper in der trockenen, felsigen Landschaft wirkt. Es
gibt Chalets und 12 verteilte Campsites in einem Hochtal, also nicht so viel
Aussicht. Die Sites haben Freilufttoiletten und Duschen, und jeweils ein etwas
verschlissenes Armeezelt als Schatten. Wir suchen uns eines aus, das groß und
offen ist, so ist es kühler als in den mehr geschlossenen Zelten.
Namibgrens Campsite |
Außer uns ist
nur noch ein Platz belegt, später kommt noch ein südafrikanisch-österreichisches
Pärchen. Die Landschaft ist eigentlich schön, mit vielen Outcrops, Hügeln aus
roten, rundlichen Steinen, nur haben wir das schon so oft auch woanders
gesehen, dass es kein so großes Aha-Erlebnis mehr ist. Abends klettern wir über
ein paar Boulders. Der Platz liegt über 1800 m hoch, wir machen seit längerem
wieder ein Feuer in einer Boma, das ist ganz gemütlich.
Mo - 09.11.2015
Weissenfels Guest
Farm - Campsite
Trotz der Höhe hat es früh 15 Grad, es hat
also nur wenig abgekühlt. Es gibt Walking Trails, und vor unserer Campsite geht
einer mit Markierungen entlang. So gehen wir los und folgen den Markierungen,
erst zur Farm, da ist der Weg mit A4 bezeichnet, und dann über eine weite
Ebene. Da verlieren wir die Markierungen, finden sie aber später hinter einem
Zauntor wieder. Der Weg windet sich in die Berglandschaft und geht immer weiter
von der Campsite weg.
Männliche Felsenagame - Rock Agama |
Wandern auf Namibgrens |
Aber wir geben nicht auf. Nach 2 ½ Stunden kommen wir zu
den einfachen Gebäuden eines Cattle Posts (Viehposten), da ist plötzlich eine
Weggabelung für die Tracks A3 und A2 ausgeschildert, also hatten wir unseren
Weg verloren und einen anderen gefunden. Zum Glück haben wir auf dem Smartphone
unsere Route per GPS aufgezeichnet, so wissen wir wenigstens, dass wir A3
folgen sollen. Da verlieren wir die Markierungen auch wieder. Es gibt aber eine
Farmpiste, die ungefähr in die richtige Richtung geht. Nach einigen Windungen
sehen wir an der Piste wieder Markierungen, die uns dann bis zurück zur
Campsite begleiten. Es sind schließlich mehr als 12 km und 3 ½ Stunden
geworden. Wir haben ungeplant einen ganzen Bergzug umrundet. Einmal ist ein
Pärchen Klipspringer, einmal ein Kudu vor uns geflüchtet. Wir fahren zum Zahlen
ans Haupthaus, bezahlt wird meistens erst bei der Abreise. Afrikanische Farmen
sehen so ganz anders aus als deutsche Bauernhöfe, alles wirkt irgendwie
improvisiert, es gibt immer einen „Scrapyard“ von alten Autos, Teilen, Rohren,
Motoren, etc. als Ersatzteillager. Und Zäune werden sogar aus abgefahrenen Reifen
gebaut.
Vor dem Wegfahren rufen wir die Rooisand
Desert Ranch am Gamsberg an, da wollen wir als nächstes campen. Leider ist das
Camp heute mit einer Gruppe von 12 Radfahrern belegt. Wir könnten uns zwar dazu
gesellen, aber das wollen wir lieber nicht. Auf unserer Route liegt 80 km
entfernt die Weissenfels Farm, dort campen wir stattdessen. Dafür wird die
Etappe morgen etwas länger. Weissenfels züchtet Pferde, wir campen zwischen dem
Haupthaus und den Ställen und Koppeln unter zwei großen Eukalyptusbäumen. Es
gibt Strom, so kann der Kühlschrank mal wieder richtig kalt werden, bei Etappen
von nur 15 km wird die Zweitbatterie nicht genug geladen, um den Kühlschrank
dauernd eingeschaltet zu lassen. 32 Grad, aber für Manfred fühlt es sich wärmer
an. Bei der langen Wanderung früh hat die Sonne wieder zugeschlagen, seit
vorgestern ist es wieder völlig wolkenlos. Wir bekommen ein Oryxfilet zum
Grillen gebracht, noch gefroren, aber bis zum Abend taut es auf. Störend ist
der laute Generator, der fast den ganzen Tag läuft, etwa von 10 bis 22 Uhr,
Stromleitungen gibt es für diese entlegenen Farmen nur selten. Das Oryx ist
leider wieder nicht zart, vielleicht müsste es länger abgehangen sein.
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