Fr - 26.10.2018
Duwisib Gästefarm
Vor Sonnenaufgang stehen wir schon auf, eine
Wanderung auf der Farm steht an. Wir gehen durch ein Farmtor in den südlichen
Teil der Farm auf der anderen Seite der Hauptstraße, zuerst zu einem
„Rhinostein“, ein großer, rundlicher, glatt geriebener Felsblock, ca. 1x1x1,5
Meter, angeblich aus Zeiten, als es hier noch Rhinos gab, sie sollen sich daran
gerieben haben.
Rhinostein |
Wir folgen einer Piste, bis sie zu sehr von
einem Rundweg abweicht, und gehen querfeldein zurück, in der Hoffnung, die
Straße zu überqueren und auf den Fluss zu treffen. Das klappt leider nicht,
entlang der Straße ist der Zaun nicht zu überklettern, und es gibt kein Tor. So
müssen wir am Zaun entlang zurück zu dem Tor, durch das wir rein sind. In gut 2
Stunden sind wir fast 8 km gelaufen.
Von 10-12:30 Uhr machen wir mit Jochen eine
Farmrundfahrt. Für uns ist die Landschaft karg und abweisend, aber für ihn ist
das bestes Weideland für Rinder, Schafe und Ziegen. Man muss nur wissen, wie
man es bewirtschaftet, und die eingezäunten Parzellen rotierend nutzt. Es
reicht, wenn es alle drei Jahre gut regnet. Es gibt viele verschiedene Gräser,
Pflanzen und Büsche mit Nährwert. Zurzeit gibt es 80 Rinder, wir kommen an
einer kleinen Herde vorbei, sie sehen gut genährt aus, bekommen kein Futter,
sondern nur das, was sie grasen. Sie werden nach Südafrika verkauft und dort
fertig gemästet. Nach gutem Regen haben sie 200 Rinder. An einem 100 m tiefen
Bohrloch mit Windrad wird die neue Zeit erklärt, das Windrad ist nur noch
Backup, es ist viel einfacher, eine Elektropumpe an einem Schlauch
hinabzulassen und mit einem Solarpanel zu betreiben. Das 100 m lange
Pumpgestänge aus je drei Meter langen Stahlrohren zu unterhalten war ein
riesiger Aufwand dagegen. Interessante Pflanzen sind die Wollbüsche mit vielen
weißen Blütenbällchen und die Teebüsche, vertrocknet aussehende Pflanzen, die
zwei Tage nach einem Regen plötzlich kräftig grün sind.
Farmrundfahrt mit Jochen Frank-Schulz |
Teebusch nach Regen |
Vor dem Abendessen schauen wir uns noch die
Campsite an (heute zwei Camper, gestern keine), und suchen das Tor im Zaun zum
Schloss, dann können wir morgen direkt hinlaufen. Beim Dinner sind 11 Gäste und
Jochen. Es wird im Freien serviert, was eigentlich schön ist, sich aber bald
als Nachteil erweist, weil der wenige Regen Unmengen von kleinen Heuschrecken
produziert hat, die nun vom Licht angezogen werden, und auf die Leute, in die
Getränke und das Essen springen. Manche der Gäste reagieren ganz gereizt, uns
macht das wenig aus. Es gibt Kürbis-Kartoffelsuppe, Oryx-Gulasch, Bobotie vom
Oryx, Kartoffeln, Reis, Tomaten-/Mais-Salat und einen Nachtisch mit Pudding und
Wackelpudding.
Sa - 27.10.2018
Ababis Outpost
Früh eine kleinere Wanderung im
Trockenflusstal, da gibt es einige Vögel zu sehen und zu hören, z.B.
Rotstirnbartvogel und Sichelhopf. Auf dem Rückweg machen wir die
Schlossbesichtigung. Eintritt kostet N$ 70 pp. Man kann inzwischen auch im
Schloss übernachten, und es wird ein einfaches Restaurant betrieben. Das Schloss
ist tatsächlich sehenswert, ein quadratischer Bau mit Innenhof, davon ausgehend
die Zimmer. Hinter dem Eingang gleich der hohe Rittersaal, die
Originalausstattung ist noch vorhanden, rechts und links davon die Räume des
Barons und seiner amerikanischen Millionärsgattin. Baron Hansheinrich von Wolff
muss wirklich ein exzentrischer Charakter gewesen sein.
Schloss Duwisib |
Weiterfahrt Richtung Maltahöhe, an einigen
Stellen straßenbreite Senken voller Wasser, zweimal gibt es eine Umfahrung,
einmal quer durch, man sieht an den vorherigen Spuren, wie man fahren sollte.
In Maltahöhe gibt es nur das nötigste zu kaufen, im Supermarkt kein Fleisch,
dafür kann an der Tankstelle mit Kreditkarte bezahlt werden. Manchmal wird
angeblich Fleisch auf der Straße verkauft.
Die Weiterfahrt nach Norden zu den
Naukluftbergen führt durch flaches, unfruchtbares, strukturloses Land von der
Kategorie „hier möchte man nicht tot über dem Zaun hängen“. Bei der Brücke über
den Fischfluss ist eine große Jagdfarm, Nomtsas, und der Fluss steht uferbreit
voll Wasser, unerwartet für den Anfang der Regenzeit.
Bei Büllspoort erreichen wir die Berge und
queren sie durch ein flaches Tal, das beständig sinkt. Am Ende sind wir wieder
am Rand der Namib und haben unser Ziel, die Gästefarm Ababis erreicht. Wir übernachten
aber nicht auf der Farm, sondern im „Outpost“, 10 km entfernt in den Bergen.
Die Chefin fährt voraus, erst auf der Piste zum Remthoogte Pass, dann durch ein
Farmtor mit Schloss weit hinein in ein Seitental. Wir erfahren, dass die Anlage
gar nicht der Farm gehört, sondern drei burischen namibischen Familien aus
Walvis Bay, u.a. Bauunternehmer, die sich hier ein Feriendomizil gebaut haben,
auf einem Sporn über dem Zusammenfluss zweier Trockenflusstäler. In drei
Chalets und einem großen Zentralgebäude können bis zu 24 Personen übernachten.
Der Baustil ist extravagant – modern, aber einfach -, eine Mischung aus dem
lokalen Gestein und verzinktem Wellblech, die Chalets mit großen Glasfronten.
Es gab sogar mal einen Fischteich! Manfred fühlt sich sofort an den Film
„Zabriskie Point“ aus den späten 1960ern erinnert, da gab es auch so ein Haus
in der Wüste, irgendwo in Amerika. Die Besitzer haben die Anlage wohl
hauptsächlich genutzt, als ihre Kinder noch kleiner waren, in letzter Zeit aber
viel weniger. Eventuell wollen sie die Anlage verkaufen, zurzeit wird sie über
Ababis vermarktet.
"Outpost" auf Ababis |
Küchenhaus |
Unser Haus |
Blick von der Terrasse |
Unser Chalet hat zwar eine kleine Küche, aber
Kühlschrank und Gasherd sind nicht angeschlossen, so benutzen wir die große
Gemeinschaftsküche beim überdachten Freisitz, dort ist auch ein Monstergrill
eingebaut.
Zum Dinner gibt es das gegrillte Orxy aus
Koiimasis, stilvoll mit Tischdecke, Kerzen und Weinkühler. Der Abend ist extrem
mild, Manfred sitzt nur mit Shorts herum.
Leider stellen wir dann doch einen Nachteil
fest. Es hatte vor ein paar Tagen 30 mm geregnet, und der Regen hat Moskitos
produziert, eventuell auch schon vorher der abgedeckte Swimmingpool. Jedenfalls
kommen in der Dunkelheit Massen von Moskitos im Chalet hervor. Es gibt zwar ein
Moskitonetz über dem Bett, aber es ist nicht rundum dicht, sondern hat einen undichten
Überschlag. Um 0:30 Uhr hat Manfred genug und holt aus dem Auto unser mobiles
Moskitozelt zum erstmaligen Einsatz, erst danach ist ruhiger Schlaf angesagt.
Unser neues Moskitozelt, nur einmal im Einsatz |
So - 28.10.2018
Ababis Outpost
Früh sind wir wegen der nächtlichen Störungen
etwas ausgelaugt, aber eine Dusche und der Kaffee machen wieder fit. Wir
wandern ein Tal aufwärts, entlang gibt es eine kaum fahrbare Piste,
wahrscheinlich für die Quadbikes, die in einer großen Garage stehen. Viele Spuren
von Bergzebras. Ein Abzweig geht steil in die Berge, etwas schweißtreibend, zu
einem Köcherbaumwald, wir steigen bis zu den ersten Bäumen auf, die Köcherbäume
sind immer spektakulär. Sie stehen zwischen schwarzen Felsplatten mit faszinierend
strukturierten Oberflächen, die wie eingeritzt aussehen. Auch Flaschenbäume
gibt es hier. Auf einem Bergrücken ein einzelnes Zebra. Zurück brauchen wir
unbedingt wieder eine Dusche.
Den Tag verbringen wir im Schatten, Manfred
repariert unseren Esstisch an den Rändern mit Silicon. Abends gibt es eine
große Pfanne mit Oryx, Paprika, Kartoffel, Tomate und Käse.
Mo - 29.10.2018
Gobabeb Wüstenforschungsstation
Die obligatorische Morgenwanderung führt in
ein anderes Tal, dieses ist enger mit interessanten Felswänden mit Höhlungen.
Darin sind Ablagerungen (von Tieren?), die wir nicht identifizieren können. Die
letzten Tage hatte es früh immer schon 20 Grad.
Wir packen langsam zusammen und fahren nach
10 Uhr zum Farmhaus, um den Schlüssel wieder abzugeben. 600 g Oryx-Lende für
fünf Euro nehmen wir noch mit. Nach 20 km erreichen wir Solitaire, eine
Tankstelle, ein Bäckerei/Cafe und eine kleine Lodge, berühmt geworden durch den
Apfelkuchen, den ein inzwischen verstorbener Engländer hier etabliert hatte.
Heute ist der Platz „der“ Stop zwischen Swakopmund und den Sossusvlei-Dünen, es
stehen mindestens 20 Touristenautos auf dem Parkplatz. Wir trinken einen
Kaffee, weil wir hoffen, den Blog einstellen zu können, aber die Verbindung ist
zu schlecht.
Danach geht es 100 km über die schlechteste
Schotterpiste Namibias Richtung Walvis Bay. Alle Touristen, die von der Küste
in die Namib wollen oder umgekehrt, müssen da fahren. Sie ist voller Wellblech
der übleren Art. Wir wollen sie in Zukunft vermeiden. Sie durchquert die Täler
des Gaub- und des Kuiseb-Rivers und erreicht danach die Ebene der Stein-Namib.
So viele Touristenautos auf einer Strecke haben wir noch nie gesehen, und alle
produzieren eine große Staubfahne.
Endlich zweigt die einsame Piste nach Gobabeb
Richtung Süden ab, sie ist aber auch nicht besser. Gut ist nur, dass über weite
Strecken eine Parallelspur entstanden ist, die besser zu fahren ist.
Langsam sehen wir in der Ferne die roten Dünen
der Sand-Namib, die aussehen wie ein Gebirge. Um 15:30 Uhr erreichen wir
schließlich ziemlich geschafft Gobabeb am Ufer des Kuiseb, der - auch wenn er
nur ein paar Mal im Jahr fließt -, die Ausbreitung der Dünen nach Norden
verhindert.
Vor drei Jahren waren wir schon mal hier, wir
hatten gehofft, diesmal eine der drei
„Villas“ reservieren zu können, die einen besonders schönen Blick auf die Dünen
haben, aber sie waren schon für Wissenschaftsgäste reserviert. Umso mehr freuen
wir uns, als wir doch in eine einziehen können, weil eine Gruppe zusammen
bleiben wollte und woanders eingezogen ist. Außer uns sind zwei kleine
wissenschaftliche Besuchergruppen da, keine anderen Touristen. Der Research
Manager erklärt uns ein paar der
Projekte.
Eine Dusche, ein Kaffee und zwei Wasserbiere
helfen, nach der anstrengenden Fahrt wieder fit zu werden. Die Villas sind
schon älter, aber funktionieren noch. Sie sind groß, mir drei Schlafzimmern,
Esszimmer, Wohnzimmer und einem bepflanzten Innenhof mit Bäumchen, da
zwitschern sogar die Vögel. Sogar eine eigene Zikade haben wir im Innengarten.
Es weht ein starker Wind, der bis abends
anhält, und da es keinen geschützten Grillplatz gibt, muss ein Teil des Oryx
als Steaks in die Pfanne.
Villa 2 auf Gobabeb |
Blick auf das Dünenmeer, das hinter dem Kuiseb River beginnt |
Di - 30.10.2018
Gobabeb
Früh hat es „nur“ 15 Grad, und die
Windschutzscheibe ist voller Tau, als Folge der Feuchtigkeit, die vom Atlantik
bis hierher vordringt. Manchmal ist das Tal früh sogar in Nebel gehüllt.
Wir wandern ein paar Stunden in die hohen
Dünen auf der Südseite des Flusses. Vor ein paar Tagen ist der Kuiseb
tatsächlich geflossen, im Zuge der Niederschläge, die weite Teile des Landes
erfasst hatten. An einigen Stellen ist er noch feucht. Die Dünen zu erklimmen
ist ganz toll, das geht nur mit Outdoor-Sandalen, Stiefel würden völlig
versanden. Auf den höchsten Dünen gehen wir die Kämme entlang, es geht auf
beiden Seiten steil hinunter, aber lässt sich trotzdem gut laufen und macht
viel Spaß. Nach Süden ziehen sich die Dünen hin, soweit das Auge reicht.
Der Kuiseb war gerade geflossen |
Gobabeb Station (könnte auch auf dem Mars sein) |
Tagsüber bleiben wir am Haus. Für acht Uhr abends
haben wir einen Scorpion Walk vereinbart. Der Zuständige ist zwar nicht da,
aber es wurde ein lokaler Science Support Mitarbeiter aufgetrieben und ein
brasilianischer Paläontologe, und beide sind ganz enthusiastisch. Allerdings
ist die Organisation chaotisch, sie haben keine UV-Lampe greifbar, zum Glück
haben wir eine, sonst würde man Skorpione gar nicht sehen können. Wir
durchqueren den Fluss und schauen dort zu viert in Kameldornbäumen nach Tree
Scorpions und werden auch fündig.
Tree Scorpion |
Es sind nicht so viele wie sonst, weil es
relativ kalt ist. Weiter geht es zur „Spider Enclosure“, ein abgezäuntes
Sandstück mit Nara-Büschen und dünnem Bewuchs. Der Brasilianer ist ganz wild
auf die nachtaktiven Palmato Geckos und fängt auch mehrere, die wir dann schön
anschauen können.
Palmato Gecko |
Der andere sucht White Lady Spiders, weil er kaum noch welche
gesehen hat. Aber wir finden nur einen Tanzplatz des Spinnen-Männchens und eine
Web-Trap, ein mit Sand getarnter Deckel aus Spinnweben auf einem Tunnel, in dem
eine Falltürspinne lebt. Fast zwei Stunden sind wir unterwegs, unsere beiden
Führer wollen fast gar nicht mehr aufhören. Beim Rückweg kommen wir am
beleuchteten Volleyballplatz vorbei, wo das Personal noch am Spielen ist.