Do - 26.10.2017
Hoada Campsite
Nachts hört Manfred mal eine Hyäne rufen.
Früh hören wir das Klappern der Ausrüstung der anderen Camper, die es eilig
haben, weg zu kommen. Viele haben ja große Strecken vor sich, wie wir früher
auch, aber das haben wir stark reduziert. So viel wie wir schon gesehen haben,
brauchen wir keine großen Etappen mehr zu machen. Wir versuchen den Blog
einzustellen, aber das Internet ist zu langsam, Wifi gibt es nicht. Manfred
putzt das verstaubte Auto etwas. Nach 10 Uhr fahren wir los, wieder zurück
durch den Veterinärzaun. Wir haben unsere tierischen Lebensmittel versteckt,
weil sie sonst konfisziert werden (Rauchfleisch, Speck, Salami,
sicherheitshalber auch den Käse). Zuerst werden die Reifen mit Desinfektion
besprüht, dann wird tatsächlich die Fahrerkabine untersucht und unser
restliches Biltong und die Droewors gefunden, das darf nicht durch den
Veterinärzaun. Wir bieten die Wurst den Kontrolleuren an, die sie gleich
verzehren. Im Kühlschrank sind Milch und Eier, das ist ok.
Weiter geht es über den Grootberg Pass (1540
m) ins Inland. Nach dem Pass sehen wir zu unserem Erstaunen eine kleine
Elefantenherde an der Straße, Kühe mit Jungen. Das ist Communal Land, wo arme Subsistenzfarmer
leben. Die mögen die Elefanten sicher nicht.
Gegen Mittag sind wir auf der Hoada Campsite,
die von der Grootberg Lodge verwaltet wird. Eine weiße Managerin begrüßt uns.
Der Platz kostet 380 N$. Wir hatten gestern Abend angerufen und reserviert,
eigentlich dachte Manfred, dass es unnötig ist, aber alle acht Campsites sind
heute voll. Der Platz und die ganze Umgebung bestehen aus großen rundlichen
Felsbrocken, oft zu kleinen Hügeln aufgehäuft, dazwischen Grasflächen mit
Mopane-Busch. Die einzelnen Plätze sind in die Felsen hineingebaut, weit
auseinander, jeder mit Toilette und Dusche zwischen den Felsen. Wir haben ein
dichtes Schattendach, das ist praktisch. Die Mopane-Bienchen schwirren anfangs
lästig ums Gesicht, später geht es besser. Leider gibt es ab und zu
Staubwirbel, und es zieht sogar mal eine Windhose durch. Wir bespritzen die
Sandfläche vor unserem Schattendach mit Wasser, danach ist es besser.
Am späten Nachmittag schürt ein Angestellter
den Donkey Boiler für die Dusche an. Ein paar große Holzscheite mit Petroleum
reichen dafür. Abends nur kalte Küche.
Als es schon dunkel geworden ist, hören wir
eine Gruppe schwarzer Angestellter aus Richtung der übernächsten Campsite ein paar schöne
Lieder singen, dann von der nächsten her. Wir sitzen aber ohne Licht, sehen die
Leute nur undeutlich vorbeigehen, was uns aber recht ist. Sie singen
anscheinend für jede Campsite.
Fr - 27.10.2017
Onjowewe Farm Camping
Früh spazieren wir ein paar Kilometer durch
die Felsformationen. Eine Pavianhorde beäugt uns von einem Felsenhügel herab.
Das Gehen auf Tierpfaden ist einfach, sie wissen, wo die Felsen umgangen werden
können. An mehreren Stellen haben winzige Ameisen große Haufen Samen
zusammengetragen. Die Spur einer Hyäne, und von Antilopen und Kühen. Wir meinen,
auch Giraffenspuren zu sehen, und tatsächlich tauchen entfernt drei Hälse aus
dem Busch auf.
Zurück am Camp lassen andere Gäste eine Drohne fliegen, das gibt
sicher schöne Bilder, aber es stört trotzdem.
Leider sind die 70 km bis Kamanjab wieder mal
ziemlich übles Wellblech. Wir ärgern uns über die Regierung, die das Geld an
falschen Stellen ausgibt, z. B. für unproduktive Staatsbetriebe und das
Militär. Dazu kommt, dass zuletzt die Grader gestreikt hatten, weil sie von der
Regierung nicht bezahlt worden sind. Unterwegs sehen wir zweimal kleine Gruppen
von Giraffen direkt an der Schotterstraße.
In Kamanjab beginnt bzw. endet die
Teerstraße, der Ort ist quasi die letzte Zivilisation vor dem wilden Damaraland
und Kaokoveld. Viel hat sich nicht geändert, seitdem wir das letzte Mal hier
waren. Nur, dass eine Tankstelle jetzt Kreditkarten akzeptiert. Der kleine
Supermarkt hat kaum Auswahl, keinen Joghurt, kein für uns akzeptables Fleisch,
keine Kuchen. Manfred erinnert sich noch an den Metzger im Impala Meat Market
nebenan, und tatsächlich gibt es dort gefrorenes Rinderfilet und frische
Bratwurst.
Die Farm mit unserer Campsite liegt 20 km
westlich des Ortes. Eigentlich wurde der Platz bekannt durch das „Filmhaus“, ein
Gebäude, das für einen Kinofilm errichtet wurde und jetzt als Guesthouse
vermietet wird. Die Campsite liegt in einer Lichtung im Busch, sie hat sogar ein Schattendach
aus Palmwedeln.
In der Mittagshitze laufen wir zum
nahegelegenen „Bushcamp“, einer Ansammlung von zwei mietbaren Zelten, einem Küchenhaus,
Waschhaus und Pool. Am Pool zwei Sessel mit dicken Kissen unter einem
Schattendach, da lassen wir uns nieder. Als uns später die Sonne erreicht,
wechseln wir unter das Schattendach eines Zeltes, unter dem ein geschnitzter
Holztisch mit vier Sesseln steht, da lässt es sich auch aushalten.
An unserer Campsite gibt es nach dem
Sundowner die Bratwurst in der Pfanne, zum Grillfeuer anschüren ist es uns zu
heiß. Vorher kam noch ein Schotte vorbei, ein Freund des Besitzers, der uns
erzählt, dass er ab morgen eine Gruppe von Bergsteigern und Wanderern führt
(„crazy people“). Sie klettern in der Khowarib Schlucht, laufen 90 km den Barab
Trockenfluss in der Palmwag Concession entlang und schlafen (auch) unter freiem
Himmel. Er begleitet sie mit zwei Unterstützungsautos. Während seiner Zeit in
der britischen Armee war er zwecks Bergführerausbildung bei der Bundeswehr
Gebirgsdivison in Mittenwald und Garmisch. Es gibt immer wieder erstaunliche
Begegnungen.
Abends ist es ausnahmsweise mild.
Sa - 28.10.2017
Etosha Roadside Halt
Früh wieder eine kleine Wanderung durch den
Busch, wir sehen einige verschiedene Vögel, aber in so ariden Gegenden kommen
für die Liste nicht so viele neue Arten hinzu. Der Weiterweg nach Norden führt
nochmal über Kamanjab, hier machen wir die letzten Einkäufe. Wichtig ist das
Bier, morgen ist Sonntag, da wird im nächsten Ort Ruacana kein Alkohol verkauft.
Die Teerstraße nach Norden ist einsam und
ziemlich leer. Um Mittag erreichen wir das westlich Galton Gate des Etosha
Parks, gegenüber geht es zu unserer Campsite. Es ist eine Community Campsite, die in einer schönen Landschaft liegt und
die ein privater Betreiber ausbauen wollte, er konnte sich aber wohl nach
einigen anfänglichen Bautätigkeiten nicht mit der Community über die
finanziellen Bedingungen einigen. So ist der Platz teilweise eine aufgegebene
Baustelle. Es gibt aber zwei bessere Campsites mit eigenem Waschhaus und
Miniküche, wo sogar ein Gasbrenner steht. Nur mit dem Schatten hapert es, wir
stellen uns unter den einzigen größeren grünen Mopane-Baum und stellen die Markise
auf.
Der Caretaker hat uns gesagt, dass es einen Hide mit Blick auf ein
Wasserloch gibt, da laufen wir ein paar hundert Meter hin. Der Hide ist hoch
über einem Tal, und drunten sind ganz viele Bergzebras um ein Wasserloch,
bestimmt um die Hundert, dazu Paviane und ein einzelnes Oryx. Die vielen Zebras
sind eine Überraschung. Sie sind ziemlich streitlustig, beißen sich und
schlagen gegenseitig mit den Hinterläufen aus. Und dauernd wird gewiehert. Wahrscheinlich
liegt es daran, dass nicht genug Wasser für sie da ist. Es ist schattig, und
der Wind kühlt, da bleiben wir sitzen bis zum Nachmittagskaffee.
Außer dem fehlenden Schatten ist noch ein
Manko an dem Platz: hier gibt es die meisten Mopanebienchen bisher. Sie
schwirren wie kleine Fliegen um den Kopf. Unsre Tüllschleier sind da sehr
hilfreich, aber einige kommen trotzdem immer wieder durch die Maschen.
Abends wird das Rinderfilet gegrillt, mit
Pilzsoße aus einer Dose Champignons, angedickt mit etwas Milch und
Kartoffelbrei aus der Packung.
So - 29.10.2017
Omunjandi Camping
Die Nacht ist ruhig, aber kurz nach dem
Frühstück setzt ein extrem starker Ostwind ein, ganz ungewöhnlich. Die Luft ist ganz staubig. Wir schaffen
es noch kurz zum Wasserloch, da trinkt gerade eine kleine Eland-Herde.
Dann
besichtigen wir noch die Fundamente der geplanten Bungalows, etwa 20 Stück, die
darauf warten, dass ein neuer Investor weiter baut.
Im Windschatten des Waschhauses bleiben wir
noch kurz, aber es macht keinen Sinn, der Wind wird immer stärker.
Die Teerstraße nach Norden, 250 km, ist meist
schnurgerade.
Am Veterinär-Gate (der gleiche Zaun wie bei Palmwag, nur weiter
im Osten) werden wir durchgewunken, wir fahren ja nach Norden. Vor dem Abzweig
nach Opuwo, dem Zentralort des Kaokovelds, nimmt die Besiedlung zu, und auf der
Straße müssen wir auf Kühe, Schafe und Ziegen aufpassen, wie in Botswana.
Der Ostwind bleibt beständig, das Land ist
meist steinig und dürr.
Im Ort Ruacana tanken wir, sogar mit
Kreditkarte, und im Shop dabei gibt es Erdinger Weißbier und Clausthaler, wir sind
echt platt, der Ort ist winzig. Ruacana
ist eigentlich im Nichts, es existiert nur, weil 15 km weiter ein großes
Wasserkraftwerk arbeitet, wichtig für die Energieversorgung von Namibia. Der
Kunene-Fluss, der hier aus Angola kommt, ist aufgestaut. Wir kommen in 1150 m
Höhe an ein Escarpment, weit unten sehen wir den blauen Stausee, der Fluss ist unten
750 m hoch. Es gibt auch einen Grenzübergang nach Angola, aber der ist nicht
mal richtig ausgeschildert. Macht nichts, wer will schon freiwillig nach Angola.
Unterhalb des Stausees steht das Kraftwerk, hier
endet die Teerstraße, und direkt daneben liegt die Hippo Pools Campsite, die
wir eigentlich ausgesucht hatten. Da gibt es aber keinen vernünftigen Schatten,
und überall liegt Müll herum. Zum Glück hatten wir an der Tankstelle eine
Reklame der Omunjandi Campsite 9 km weiter gesehen, das hört sich besser an. Ab
Hippo Pools bildet der Kunene die Grenze zwischen Namibia und Angola, bis er in
den Atlantik mündet. Die Piste am Fluss nach Westen bis zu den Epupa-Fällen war
früher gefürchtet, aber in den letzten Jahren haben die Chinesen eine neue Staubstraße
gebaut, damit ist es einfacher.
Die Campsite scheint das Freizeitprojekt
eines lokalen Weißen zu sein, es gibt einen privaten Bungalow, und aus dem
Fluss herausgezogen liegt ein Katamaran am Ufer. Ein Caretaker nimmt uns in
Empfang. Die Plätze sind direkt am Fluss unter dem dichten Dach großer,
schwarzrindiger Bäume, alles Tamboti-Bäume. Das ist auch gut so, hier ist
Tiefland, und die 36 Grad Hitze sind bei der höheren Luftfeuchtigkeit am Fluss
schon drückend. Außerdem geht kaum ein Wind, aber davon hatten wir genug.
Am Platz watscheln 5 Enten herum und ein paar
Hühner. Dann noch sechs dürre Katzen, die sehr aufdringlich sind. Leider zeigen
sich nicht so viele Vögel wie wir gehofft hatten, was sicher mit an den Katzen
liegt.
Bei beginnender Dunkelheit machen wir ein Feuer
an, weil durch die dichten Bäume kein Mond scheint, außerdem hat der Caretaker hier
uns Holz gebracht. Doch bald darauf hebt plötzlich ein starker Wind an, der
umso unangenehmer ist, als er jede Menge Kleinteile aus den Bäumen schüttelt
und uns damit übersät. Als auch noch die ersten Regentropfen fallen, klettern
wir schnell ins Dachzelt, obwohl es erst acht Uhr abends ist. Gleich darauf
blitzt und donnert es, es regnet, aber vor dem heftigsten Wind und Regen sind
wir durch die Bäume geschützt. Es hat noch 34 Grad, und wir sind
schweißgebadet. Der Regen zieht sich hin, aber das Zelt bleibt trocken.
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