Mittwoch, 12. März 2014

Anfang bis Usakos



Reise Frühjahr 2014
Diesmal sind wir „nur“ 5 ½ Wochen unterwegs, von Windhoek über mehrere Ziele in Namibia, kurz durch Botswana, und dann noch ein paar Tage in Südafrika. In Namibia sind wir 3 x eine Woche in Selbstversorgerunterkünften.

Di  -  04.03.2014
Abflug München
Stine holt uns um 16 Uhr ab und bringt uns zur S-Bahn nach Steinebach. Beatrix kämpft noch mit einem grippalen Infekt, wir hoffen, dass der Flug nicht zu anstrengend wird. Es klappt dann alles ganz gut, wir landen vor der Zeit in Johannesburg und haben keinen Stress mit der Umsteigezeit.

Mi  -  05.03.2014
Windhoek  -  Airport Gästefarm
In Windhoek kommen wir auch überpünktlich an, das Gepäck steht nach der Immigration schon da, und Janet von der Airport Gästefarm wartet auf uns. Uwe und sie haben auch eine Erkältung aus Deutschland mitgebracht, sie sind genau 24 Stunden vor uns dieselbe Stecke geflogen. Nur noch Geld ziehen am ATM und ein paar Mobilfunk-Voucher kaufen, und schon sind wir unterwegs zur Farm. Es ist alles sehr grün, und das Gras steht hüfthoch. Zum Glück für die Farmer ist es bei einem Dürrejahr geblieben.
Wir machen uns gleich auf zur Campsite am Seeis Rivier. 
Campsite am Seeis Rivier
Fünf Minuten nach der Ankunft fängt ein Gewitterschauer an und hält so 20 Minuten an. Dann ist alles nass, der Boden ist schlammig. Zum Glück kommt bald die afrikanische Sonne hervor, die in einer halben Stunde alles so weit trocknet, dass es wieder halbwegs begehbar ist. Erstaunlicherweise ist unser Internet-Guthaben von der letzten Reise noch vorhanden, wir dachten, es wird nach spätestens zwei Monaten gelöscht. Abends gibt es nur eine alte Dose Vegetable Curry mit deutschen Kaminwurzen, wir konnten ja noch nichts einkaufen. Wir sehen die ersten Vögel, mehrere Rotbauchwürger, Go-away-Birds und Cameropteras. Es bleibt trocken, und wir schlafen ganz gut.
Go-away-Birds
Do  -  06.03.2014
Daan Viljoen Game Park bei Windhoek
Wir zahlen bei Janet unsere Standgebühr und machen uns auf nach Windhoek. Heute haben wir ein größeres Programm, zuerst bei Gabi auf Sonnleiten vorbeischauen, dann Einkaufen, das Straßenbenutzungspermit verlängern, und unsere Agentin aufsuchen. Der Roadblock der Polizei winkt uns durch, unser Permit ist seit ein paar Tagen abgelaufen. Zuerst zum Woermann Brock Supermarkt in Klein Windhoek. Überraschenderweise können wir an der Kasse unseren Alkohol (Bier, Wein, Gin, Brandy) nicht bezahlen, wir erfahren, dass der Präsident verfügt hat, dass heute kein Alkohol verkauft werden kann, um ein Zeichen zu setzen gegen Gewalt an Frauen, es hat seit Anfang des Jahres schon 15 Beziehungsmorde an Frauen gegeben. Das mag ja ein vertretbares Anliegen sein, aber umgesetzt ist es schlecht, wie das in Afrika oft so ist, es wurde wohl ganz kurzfristig beschlossen. Der Laden hätte wenigstens den Alkoholbereich schließen sollen, in einem anderen Markt war das dann so. Später lesen wir in der Zeitung, dass Joe’s Beerhouse sogar schließen musste, während wir am selben Abend Bier zum Abendessen bekommen haben – wieder mal TAB.
Das Road Permit bekommen wir unproblematisch. Dann zu unserer Residency Agentin, sie erzählt uns, dass derzeit alle Anträge „on hold“ sind, auch Verlängerungen von Leuten, die Temporary Permits haben. Sie sind damit quasi illegal im Land. Dafür soll es gegen eine Gebühr von 838 N$ jetzt möglich sein, das Touristenvisum von 90 auf 180 Tage zu verlängern. Man darf dann während dieser Zeit nur nicht ausreisen, sonst verfällt die Verlängerung. Sie rät uns, gleich eine Permanent Residency zu beantragen und gibt uns die Formulare mit. Am besten wäre es, wenn uns ein Arzt eine asthmatische Erkrankung oder so etwas Ähnliches bescheinigt, die durch das Klima in Namibia besser wird. We shall see …

Blick auf Windhoek
So um 16 Uhr fahren wir 20 km aus der Stadt heraus zum Daan Viljoen Game Park am Rand des Khomas Hochlands. Es ist ein kleiner Park mit 3.000 ha, mit einem vor ein paar Jahren privatisierten und renovierten Camp. Auf der Zufahrt hat man schöne Blicke auf Windhoek, der Park liegt ein paar Hundert Meter höher. Es gibt Chalets und 12 Campsites und ein Restaurant. Es ist nur noch ein anderer Camper da, am Abend kommt noch ein südafrikanisches Auto mit einem Offroad-Trailer. Die Anlage ist in einem Tal an einem Damm, der jetzt aber nur wenig Wasser hat. Wir räumen noch weiter um und gehen in der Dämmerung zum Restaurant. Dort sitzen wir draußen, das ist abends aber irgendwie nicht vorgesehen, es gibt keine Kerzen oder andere Beleuchtung. So essen wir unser Filetsteak und den Hake-Fisch im Dunkeln und stochern uns langsam durch. Nachts scheucht Beatrix durch Husten eine Herde auf, wahrscheinlich Zebras oder Gnus.

Fr  -  07.03.2014
Farm Okomitundu Campsite
Am Morgen ist es feucht vom Tau, und bald fängt das Personal an, sauberzumachen und mit Rasentrimmern zu hantieren. Das ist das Zeichen zum Aufbruch. Wir fahren die einzige Gamedrive-Strecke, 7 km bergauf und bergab, das geht nur mit 4x4. Wir sehen mindestens 10 Giraffen, ein paar Kuhantilopen und eine größere Herde Gnus, der sich einige Bergzebras angeschlossen haben.
Game Drive im Daan Viljoen Game Park
Über Nebenstraßen fahren wir Richtung Wilhelmstal, es ist eine richtige „Back Road“, durch weitgehend unbesiedeltes Land, nur einzelne Farmen am Weg, es begegnet uns kein einziges Auto in 3 ½ Stunden. Wir hätten gar nicht erwartet, so etwas in Zentralnamibia noch zu finden. Die Piste geht zuerst durch das Hochland, sie steigt bis auf 2.000 Meter an und senkt sich dann langsam zum oberen Swakoptal. Die Hügel sind rundlich und grün, auch untypisch für Namibia, wie wir es kennen, eher passend zu Hemingway’s „The Green Hills of Africa“. Der Swakop ist zum Glück trocken, es gibt nämlich keine Brücke, sondern nur einen Causeway. Aber oberhalb sind zwei große Dämme, die sich erst mal füllen müssen, bevor hier Wasser vorbei kommt.
 
Die "grünen Hügel Afrikas"
Die Campsite in Okomitundu ist wegen des Regens eigentlich nicht in Betrieb, ein Flüsschen ist vor ein paar Tagen durch den Platz geflossen, aber wir sagen, dass uns der Anblick der Schwemmreste nichts ausmacht. So sind wir alleine dort, ein schöner, noch etwas wilder Platz im Busch, nicht weit von der Farm. Die Freiluftduschen sind warm genug, die schwarzen Schläuche heizen das Wasser gut auf, wenn die Sonne scheint. Wir bekommen noch eine Ladung Kameldornholz gebracht, das ist gut zum Grillen. Es gibt Wildwurst und ein kleines Wildsteak, das allerdings etwas säuerlich schmeckt.

Sa  -  08.03.2014
Okambishi’s Rest bei Usakos
Morgens um 7 rumort der Darm von Manfred, und er schafft es gerade noch, aus dem Zelt zu kommen und vom Autodach herabzusteigen. Weitere Details sollen dem Leser erspart bleiben. Entweder lag es am Fleisch, oder er hat sich anderswo einen Virus eingefangen. Beatrix merkt nichts.
Straßen nach Regen
In Karibib kaufen wir den fehlenden Alkohol ein, den gibt es samstags ja auch nur bis 13 Uhr, dann sind es noch 30 km bis zu unserem Ziel Usakos, das an der Hauptstraße nach Swakopmund liegt. Manfred merkt schon, dass er Fieber bekommt, so kaufen wir schnell noch Cola als Mittel gegen die Darmverstimmung und ein paar Kleinigkeiten. Es gibt in der „Stadt“ einen einzigen kleinen Supermarkt, wobei die Gemüseabteilung hauptsächlich aus Zwiebeln besteht. Nicht mal eine Apotheke gibt es im Ort
Unsere Unterkunft für die nächste Woche liegt auf einem Plot (ein paar Hektar groß) drei Kilometer außerhalb des Ortes am Khan River, einem der üblichen Trockenflüsse. Es ist ein sehr schönes, modernes Häuschen mit zwei Wohnungen, von denen wir die kleinere bewohnen, die andere steht leer. Wunderschön ist die große Terrasse mit Schattendach mit Blick auf die hinter der Straße liegende Hügelkette. Auf der anderen Seite grenzt der Plot an den Khan River.
Die Anlage gehört einem deutschen Paar, er ist ein ehemaliger Lufthansa-Kapitän. Lustig ist, dass er seine permanente Aufenthaltserlaubnis vor 10 Jahren in kürzester Zeit bekommen hat, weil er angeben konnte, dass er Sam Nujoma schon als Passagier an Bord hatte – so geht das. Auf dem Grundstück gibt es einen 8 ½ Jahre alten halbzahmen Geparden „Kambishi“, einen Hund, zwei Zebramangusten, und viele Hühner. Der Gepard lebt in einem umzäunten Teil des Plots, einen Hektar groß, in dem auch das Haus der Besitzer steht. In diesen Teil können wir nicht alleine hineingehen. Das Gehege der Mangusten liegt in Sichtweite von uns, etwa 20 Meter weg. Wir schauen ihnen gerne zu, wie sie miteinander spielen.
Herr und Frau Max, die Zebramangusten
Manfred misst 38.7 Fieber und legt sich den Rest des Nachmittags auf die Veranda – gut, dass wir nicht campen, da gibt es doch mehr Aufwand und weniger Komfort.

So  -  09.03.2014
Okambishi’s Rest
Früh hat es 20 Grad, im Schlafzimmer war es nachts ziemlich warm. Manfred ist noch schlapp und etwas fiebrig und liegt meistens auf der Gartenliege. Immodium kommt zum Einsatz.
Beatrix darf am Spätnachmittag zum Füttern der Mangusten mit ins Gehege. Sie heißen Herr und Frau Max, das Weibchen ist eindeutig dominant. Sie sind sehr neugierig, lassen mit sich spielen und sich kraulen, klettern auf die Beine, wenn man auf dem Boden sitzt, und ziehen an der Kleidung. Sie sind mutig und furchtlos, so hat zum Beispiel der Hund mehr Angst vor ihnen als umgekehrt, weil sie ganz schön zubeißen können. Wenn der Hund sie von außen am Gehege anbellt, zucken sie nicht mit der Wimper, sondern fläzen sich extra dicht am Zaun. Wenn man dem Hund die Tür zum Gehege öffnet, traut er sich nicht hinein. Angeblich hat sogar der Gepard Respekt vor ihnen. Der Hund ist übrigens ein junges Weibchen, das als Welpe im Ort am Thaddäus-Hospital aufgelesen wurde und Thaddäa genannt wird. Sie kommt oft zum Spielen zu uns.

Mo  -  10.03.2014
Okambishi’s Rest
Heute geht es Manfred besser, so dass wir nach dem Frühstück einen kleinen Spaziergang im Fluss machen. Der Khan ist vor drei Wochen stark geflossen, wegen heftigem Regen in den Erongo-Bergen. Hier in Usakos hat es in dieser Regenzeit bisher nur 100 mm geregnet, trotzdem sieht es grün aus, die Vegetation ist hier am Rand der Namib auf so wenig Niederschlag eingestellt. Das Flussbett ist sandig mit Steinen und grasbestandenen „Inseln“, dazwischen einzelne Bäume und Sträucher. So nahe am Ort gibt es keine wilden Tiere. Am Ufer sind Plots, sog. Kleinsiedlungen von einigen Hektar Größe – schön, wenn man sich so etwas leisten kann. Am späten Vormittag fahren wir noch kurz in den Ort um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Es gibt einen kleinen Supermarkt, der aber nur wenig Auswahl hat, frische Sachen gibt es kaum. Abends schauen wir der Gepardenfütterung zu. Es gibt Hühnerteile und danach ein großes Stück Rindfleisch. Wir können auf der Veranda sitzen und dem Fressen davor im Gras zuschauen. Man darf allerdings nicht herumlaufen, da würde der Gepard seine Dominanz zeigen und einen festhalten wollen. Nach dem Fressen kommt Kambishi vorbei und leckt Manfreds Bein ab. Die Zunge ist ganz schön rau.
Kambishi, die "Hauskatze"
Jeden Abend sitzen wir auf unserer Terrasse, das Klima ist so wunderbar. Unaufhörlich ruft eine Scops Owl (Zwergohreule) vom Fluss her, das ist eine sehr beruhigende Abendmusik.

Di  -  11.03.2014
Okambishi’s Rest
Heute wollen wir im Khan River fahren, das soll eine schöne Strecke sein. Direkt hier ist er eher langweilig, aber Richtung Unterlauf hat er sich durch die Berge gegraben, bevor er in den Swakop mündet. So müssen wir erst mal 70 km auf der Hauptstraße Richtung Swakopmund fahren, bevor wir in ein Seitental abbiegen, das zum großen Trockenfluss hinunter führt. Richtung Küste wird es trockener, die Landschaft geht von Grün in Braun über.
Die Zufahrt zum Khan ist eine gute Allwetterpiste, sie wurde von einer Uranfirma angelegt, die auf der anderen Flussseite Vorbereitungen für eine Mine macht. Deswegen gibt es sogar einen geteerten Causeway über den Fluss, der kürzlich bis hierher geflossen ist. Zuerst biegen wir im Flussbett flussaufwärts ab, aber stellen bald fest, dass es keine frische Spur gibt, da wollen wir lieber nicht fahren. Flussabwärts ist es besser, da sind vor uns seit dem Fließen schon einige Autos gefahren. Wir lassen etwas Luft ab, aber der Sand ist nicht so tief und gut fahrbar, kein Vergleich mit anderen Trockenflüssen vom letzten November. Für Sandfahren ist es immer gut, wenn es vorher geregnet hat.

Khan River
Die Landschaft ist spektakulär, rechts und links hohe Felsen in allen Formen und Farben, ein Paradies für Geologen. Wir bewegen uns langsam flussabwärts, und schauen uns immer wieder Gesteinsformationen an.

Außer einem Schakal und einem Erdhörnchen sehen wir keine Tiere. Ein Seitental wird vom Aushub der großen Rössing-Uranmine ganz ausgefüllt, da gibt es eine Piste nach oben, die sieht ganz schwindelerregend aus. Natürlich stehen da überall Schilder „No Entry“. Nach ca. 30 km kommen wir an den nächsten Ausstieg, vorbei an der verlassenen Khan Mine mit einer Ghost Town. Die Kupfermine war bis 1975 in Betrieb.
Geisterstadt der Khan Mine
Auf der Hauptstraße fahren wir zurück und fahren nochmal kurz in unsere erste Einfahrt hinein, dort war ein Gebiet mit schönen ausgehöhlten Felsformationen, wo wir ein wenig herumlaufen.


20 km vor Usakos am Abzweig nach Henties Bay und zur Spitzkoppe gibt es eine Verkaufsstelle für Mineralien, die dort von „Small Scale Miners“ verkauft werden. Es sind viele vorwiegend schwarze Namibier, die mit primitiven Mitteln nach Mineralien und Halbedelsteinen schürfen, durch die namibische Geologie findet man diese an vielen Stellen nahe der Oberfläche, wie Turmaline, Rosenquarze, Feldspat, Sandrosen. Uns als Nicht-Kenner reizen nur wenige Stücke, die scheinen uns mit 800 oder 1100 N$ (Anfangs-)Preis aber ziemlich teuer. Eine der Frauen bettelt uns um Essen an.
Der Tagesausflug war doch etwas anstrengend, wir waren über 8 Stunden unterwegs und haben 230 km zurückgelegt, deswegen wird morgen wieder eine Pause eingelegt.

Mi  -  12.03.2014
Okambishi’s Rest
Früh hat es nur 14 Grad, am Sonntag waren es noch 22 Grad. Gleich nach dem Frühstück steigen wir auf einen Hügel hinter dem Plot, so knapp 200 Meter hoch, mit schöner Aussicht über das Khan-Tal bis zu den Erongobergen. Es gibt einige Stellen, wo Mineralienadern sichtbar sind, Quarze mit Tourmalineinschlüssen, wir sammeln ein paar kleine Stücke.
Gudrun hatte uns für die Residency-Aktion ein Schriftstück gegeben, das von einem „Comissioner of Oath“ unterzeichnet werden muss. Deswegen fahren wir zur Polizeistation in Usakos und hoffen, dass es hier gemacht werden kann. Das klappt auch ohne Probleme, nicht mal unsere Pässe werden angeschaut.
Als wir zurückkommen, herrscht Aufregung: Frau Max ist aus dem Gehege ausgebrochen. Sie hat sich unter dem Zaun durchgegraben. Herr Max ist noch da und gibt klagende Laute von sich. Es gab hier auch mal ein zahmes Erdmännchen, das wurde leider von einem Raubvogel geholt. Bei einer Suchaktion zeigt sich Frau Max wieder und kommt freiwillig zurück.

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