Reise Frühjahr 2014
Diesmal
sind wir „nur“ 5 ½ Wochen unterwegs, von Windhoek über mehrere Ziele in
Namibia, kurz durch Botswana, und dann noch ein paar Tage in Südafrika. In Namibia
sind wir 3 x eine Woche in Selbstversorgerunterkünften.
Di - 04.03.2014
Abflug München
Stine holt uns um 16 Uhr ab und bringt uns
zur S-Bahn nach Steinebach. Beatrix kämpft noch mit einem grippalen Infekt, wir
hoffen, dass der Flug nicht zu anstrengend wird. Es klappt dann alles ganz gut,
wir landen vor der Zeit in Johannesburg und haben keinen Stress mit der
Umsteigezeit.
Mi - 05.03.2014
Windhoek - Airport Gästefarm
In Windhoek kommen wir auch überpünktlich an,
das Gepäck steht nach der Immigration schon da, und Janet von der Airport
Gästefarm wartet auf uns. Uwe und sie haben auch eine Erkältung aus Deutschland
mitgebracht, sie sind genau 24 Stunden vor uns dieselbe Stecke geflogen. Nur
noch Geld ziehen am ATM und ein paar Mobilfunk-Voucher kaufen, und schon sind
wir unterwegs zur Farm. Es ist alles sehr grün, und das Gras steht hüfthoch.
Zum Glück für die Farmer ist es bei einem Dürrejahr geblieben.
Wir machen uns gleich auf zur Campsite am
Seeis Rivier.
Fünf Minuten nach der Ankunft fängt ein Gewitterschauer an und
hält so 20 Minuten an. Dann ist alles nass, der Boden ist schlammig. Zum Glück
kommt bald die afrikanische Sonne hervor, die in einer halben Stunde alles so weit
trocknet, dass es wieder halbwegs begehbar ist. Erstaunlicherweise ist unser
Internet-Guthaben von der letzten Reise noch vorhanden, wir dachten, es wird
nach spätestens zwei Monaten gelöscht. Abends gibt es nur eine alte Dose
Vegetable Curry mit deutschen Kaminwurzen, wir konnten ja noch nichts
einkaufen. Wir sehen die ersten Vögel, mehrere Rotbauchwürger, Go-away-Birds
und Cameropteras. Es bleibt trocken, und wir schlafen ganz gut.
Campsite am Seeis Rivier |
Do -
06.03.2014
Daan Viljoen Game
Park bei Windhoek
Wir zahlen bei Janet unsere Standgebühr und
machen uns auf nach Windhoek. Heute haben wir ein größeres Programm, zuerst bei
Gabi auf Sonnleiten vorbeischauen, dann Einkaufen, das Straßenbenutzungspermit
verlängern, und unsere Agentin aufsuchen. Der Roadblock der Polizei winkt uns
durch, unser Permit ist seit ein paar Tagen abgelaufen. Zuerst zum Woermann
Brock Supermarkt in Klein Windhoek. Überraschenderweise können wir an der Kasse
unseren Alkohol (Bier, Wein, Gin, Brandy) nicht bezahlen, wir erfahren, dass
der Präsident verfügt hat, dass heute kein Alkohol verkauft werden kann, um ein
Zeichen zu setzen gegen Gewalt an Frauen, es hat seit Anfang des Jahres schon
15 Beziehungsmorde an Frauen gegeben. Das mag ja ein vertretbares Anliegen
sein, aber umgesetzt ist es schlecht, wie das in Afrika oft so ist, es wurde
wohl ganz kurzfristig beschlossen. Der Laden hätte wenigstens den
Alkoholbereich schließen sollen, in einem anderen Markt war das dann so. Später
lesen wir in der Zeitung, dass Joe’s Beerhouse sogar schließen musste, während
wir am selben Abend Bier zum Abendessen bekommen haben – wieder mal TAB.
Das Road Permit bekommen wir unproblematisch.
Dann zu unserer Residency Agentin, sie erzählt uns, dass derzeit alle Anträge „on
hold“ sind, auch Verlängerungen von Leuten, die Temporary Permits haben. Sie
sind damit quasi illegal im Land. Dafür soll es gegen eine Gebühr von 838 N$
jetzt möglich sein, das Touristenvisum von 90 auf 180 Tage zu verlängern. Man
darf dann während dieser Zeit nur nicht ausreisen, sonst verfällt die
Verlängerung. Sie rät uns, gleich eine Permanent Residency zu beantragen und
gibt uns die Formulare mit. Am besten wäre es, wenn uns ein Arzt eine
asthmatische Erkrankung oder so etwas Ähnliches bescheinigt, die durch das
Klima in Namibia besser wird. We shall see …
So um 16 Uhr fahren wir 20 km aus der Stadt
heraus zum Daan Viljoen Game Park am Rand des Khomas Hochlands. Es ist ein
kleiner Park mit 3.000 ha, mit einem vor ein paar Jahren privatisierten und
renovierten Camp. Auf der Zufahrt hat man schöne Blicke auf Windhoek, der Park
liegt ein paar Hundert Meter höher. Es gibt Chalets und 12 Campsites und ein
Restaurant. Es ist nur noch ein anderer Camper da, am Abend kommt noch ein
südafrikanisches Auto mit einem Offroad-Trailer. Die Anlage ist in einem Tal an
einem Damm, der jetzt aber nur wenig Wasser hat. Wir räumen noch weiter um und
gehen in der Dämmerung zum Restaurant. Dort sitzen wir draußen, das ist abends
aber irgendwie nicht vorgesehen, es gibt keine Kerzen oder andere Beleuchtung.
So essen wir unser Filetsteak und den Hake-Fisch im Dunkeln und stochern uns
langsam durch. Nachts scheucht Beatrix durch Husten eine Herde auf,
wahrscheinlich Zebras oder Gnus.
Blick auf Windhoek |
Fr -
07.03.2014
Farm Okomitundu
Campsite
Am Morgen ist es feucht vom Tau, und bald
fängt das Personal an, sauberzumachen und mit Rasentrimmern zu hantieren. Das
ist das Zeichen zum Aufbruch. Wir fahren die einzige Gamedrive-Strecke, 7 km
bergauf und bergab, das geht nur mit 4x4. Wir sehen mindestens 10 Giraffen, ein
paar Kuhantilopen und eine größere Herde Gnus, der sich einige Bergzebras
angeschlossen haben.
Game Drive im Daan Viljoen Game Park |
Über Nebenstraßen fahren wir Richtung
Wilhelmstal, es ist eine richtige „Back Road“, durch weitgehend unbesiedeltes
Land, nur einzelne Farmen am Weg, es begegnet uns kein einziges Auto in 3 ½
Stunden. Wir hätten gar nicht erwartet, so etwas in Zentralnamibia noch zu
finden. Die Piste geht zuerst durch das Hochland, sie steigt bis auf 2.000
Meter an und senkt sich dann langsam zum oberen Swakoptal. Die Hügel sind
rundlich und grün, auch untypisch für Namibia, wie wir es kennen, eher passend
zu Hemingway’s „The Green Hills of Africa“. Der Swakop ist zum Glück trocken,
es gibt nämlich keine Brücke, sondern nur einen Causeway. Aber oberhalb sind
zwei große Dämme, die sich erst mal füllen müssen, bevor hier Wasser vorbei
kommt.
Die "grünen Hügel Afrikas" |
Die Campsite in Okomitundu ist wegen des
Regens eigentlich nicht in Betrieb, ein Flüsschen ist vor ein paar Tagen durch
den Platz geflossen, aber wir sagen, dass uns der Anblick der Schwemmreste
nichts ausmacht. So sind wir alleine dort, ein schöner, noch etwas wilder Platz
im Busch, nicht weit von der Farm. Die Freiluftduschen sind warm genug, die
schwarzen Schläuche heizen das Wasser gut auf, wenn die Sonne scheint. Wir
bekommen noch eine Ladung Kameldornholz gebracht, das ist gut zum Grillen. Es
gibt Wildwurst und ein kleines Wildsteak, das allerdings etwas säuerlich
schmeckt.
Sa -
08.03.2014
Okambishi’s Rest bei
Usakos
Morgens um 7 rumort der Darm von Manfred, und
er schafft es gerade noch, aus dem Zelt zu kommen und vom Autodach
herabzusteigen. Weitere Details sollen dem Leser erspart bleiben. Entweder lag
es am Fleisch, oder er hat sich anderswo einen Virus eingefangen. Beatrix merkt
nichts.
Straßen nach Regen |
Unsere Unterkunft für die nächste Woche liegt
auf einem Plot (ein paar Hektar groß) drei Kilometer außerhalb des Ortes am
Khan River, einem der üblichen Trockenflüsse. Es ist ein sehr schönes, modernes
Häuschen mit zwei Wohnungen, von denen wir die kleinere bewohnen, die andere
steht leer. Wunderschön ist die große Terrasse mit Schattendach mit Blick auf
die hinter der Straße liegende Hügelkette. Auf der anderen Seite grenzt der
Plot an den Khan River.
Die Anlage gehört einem deutschen Paar, er
ist ein ehemaliger Lufthansa-Kapitän. Lustig ist, dass er seine permanente
Aufenthaltserlaubnis vor 10 Jahren in kürzester Zeit bekommen hat, weil er angeben
konnte, dass er Sam Nujoma schon als Passagier an Bord hatte – so geht das. Auf
dem Grundstück gibt es einen 8 ½ Jahre alten halbzahmen Geparden „Kambishi“,
einen Hund, zwei Zebramangusten, und viele Hühner. Der Gepard lebt in einem
umzäunten Teil des Plots, einen Hektar groß, in dem auch das Haus der Besitzer
steht. In diesen Teil können wir nicht alleine hineingehen. Das Gehege der
Mangusten liegt in Sichtweite von uns, etwa 20 Meter weg. Wir schauen ihnen
gerne zu, wie sie miteinander spielen.
Herr und Frau Max, die Zebramangusten |
Manfred misst 38.7 Fieber und legt sich den
Rest des Nachmittags auf die Veranda – gut, dass wir nicht campen, da gibt es
doch mehr Aufwand und weniger Komfort.
So - 09.03.2014
Okambishi’s Rest
Früh hat es 20 Grad, im Schlafzimmer war es nachts
ziemlich warm. Manfred ist noch schlapp und etwas fiebrig und liegt meistens
auf der Gartenliege. Immodium kommt zum Einsatz.
Beatrix darf am Spätnachmittag zum Füttern
der Mangusten mit ins Gehege. Sie heißen Herr und Frau Max, das Weibchen ist
eindeutig dominant. Sie sind sehr neugierig, lassen mit sich spielen und sich
kraulen, klettern auf die Beine, wenn man auf dem Boden sitzt, und ziehen an
der Kleidung. Sie sind mutig und furchtlos, so hat zum Beispiel der Hund mehr
Angst vor ihnen als umgekehrt, weil sie ganz schön zubeißen können. Wenn der
Hund sie von außen am Gehege anbellt, zucken sie nicht mit der Wimper, sondern
fläzen sich extra dicht am Zaun. Wenn man dem Hund die Tür zum Gehege öffnet,
traut er sich nicht hinein. Angeblich hat sogar der Gepard Respekt vor ihnen.
Der Hund ist übrigens ein junges Weibchen, das als Welpe im Ort am
Thaddäus-Hospital aufgelesen wurde und Thaddäa genannt wird. Sie kommt oft zum
Spielen zu uns.
Mo - 10.03.2014
Okambishi’s Rest
Heute geht es Manfred besser, so dass wir nach
dem Frühstück einen kleinen Spaziergang im Fluss machen. Der Khan ist vor drei
Wochen stark geflossen, wegen heftigem Regen in den Erongo-Bergen. Hier in
Usakos hat es in dieser Regenzeit bisher nur 100 mm geregnet, trotzdem sieht es
grün aus, die Vegetation ist hier am Rand der Namib auf so wenig Niederschlag
eingestellt. Das Flussbett ist sandig mit Steinen und grasbestandenen „Inseln“,
dazwischen einzelne Bäume und Sträucher. So nahe am Ort gibt es keine wilden
Tiere. Am Ufer sind Plots, sog. Kleinsiedlungen von einigen Hektar Größe –
schön, wenn man sich so etwas leisten kann. Am späten Vormittag fahren wir noch
kurz in den Ort um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Es gibt einen kleinen
Supermarkt, der aber nur wenig Auswahl hat, frische Sachen gibt es kaum. Abends
schauen wir der Gepardenfütterung zu. Es gibt Hühnerteile und danach ein großes
Stück Rindfleisch. Wir können auf der Veranda sitzen und dem Fressen davor im
Gras zuschauen. Man darf allerdings nicht herumlaufen, da würde der Gepard seine
Dominanz zeigen und einen festhalten wollen. Nach dem Fressen kommt Kambishi
vorbei und leckt Manfreds Bein ab. Die Zunge ist ganz schön rau.
Jeden Abend sitzen wir auf unserer Terrasse,
das Klima ist so wunderbar. Unaufhörlich ruft eine Scops Owl (Zwergohreule) vom Fluss her, das
ist eine sehr beruhigende Abendmusik.
Kambishi, die "Hauskatze" |
Di - 11.03.2014
Okambishi’s Rest
Heute wollen wir im Khan River fahren, das
soll eine schöne Strecke sein. Direkt hier ist er eher langweilig, aber
Richtung Unterlauf hat er sich durch die Berge gegraben, bevor er in den Swakop
mündet. So müssen wir erst mal 70 km auf der Hauptstraße Richtung Swakopmund
fahren, bevor wir in ein Seitental abbiegen, das zum großen Trockenfluss
hinunter führt. Richtung Küste wird es trockener, die Landschaft geht von Grün
in Braun über.
Die Zufahrt zum Khan ist eine gute
Allwetterpiste, sie wurde von einer Uranfirma angelegt, die auf der anderen
Flussseite Vorbereitungen für eine Mine macht. Deswegen gibt es sogar einen
geteerten Causeway über den Fluss, der kürzlich bis hierher geflossen ist.
Zuerst biegen wir im Flussbett flussaufwärts ab, aber stellen bald fest, dass
es keine frische Spur gibt, da wollen wir lieber nicht fahren. Flussabwärts ist
es besser, da sind vor uns seit dem Fließen schon einige Autos gefahren. Wir
lassen etwas Luft ab, aber der Sand ist nicht so tief und gut fahrbar, kein
Vergleich mit anderen Trockenflüssen vom letzten November. Für Sandfahren ist
es immer gut, wenn es vorher geregnet hat.
Die Landschaft ist spektakulär,
rechts und links hohe Felsen in allen Formen und Farben, ein Paradies für
Geologen. Wir bewegen uns langsam flussabwärts, und schauen uns immer wieder
Gesteinsformationen an.
Außer einem Schakal und einem Erdhörnchen sehen wir keine Tiere. Ein Seitental wird vom Aushub der großen Rössing-Uranmine ganz ausgefüllt, da gibt es eine Piste nach oben, die sieht ganz schwindelerregend aus. Natürlich stehen da überall Schilder „No Entry“. Nach ca. 30 km kommen wir an den nächsten Ausstieg, vorbei an der verlassenen Khan Mine mit einer Ghost Town. Die Kupfermine war bis 1975 in Betrieb.
Auf der Hauptstraße fahren wir
zurück und fahren nochmal kurz in unsere erste Einfahrt hinein, dort war ein
Gebiet mit schönen ausgehöhlten Felsformationen, wo wir ein wenig herumlaufen.
Khan River |
Außer einem Schakal und einem Erdhörnchen sehen wir keine Tiere. Ein Seitental wird vom Aushub der großen Rössing-Uranmine ganz ausgefüllt, da gibt es eine Piste nach oben, die sieht ganz schwindelerregend aus. Natürlich stehen da überall Schilder „No Entry“. Nach ca. 30 km kommen wir an den nächsten Ausstieg, vorbei an der verlassenen Khan Mine mit einer Ghost Town. Die Kupfermine war bis 1975 in Betrieb.
Geisterstadt der Khan Mine |
20 km vor Usakos am Abzweig nach Henties Bay und zur Spitzkoppe gibt es eine Verkaufsstelle für Mineralien, die dort von „Small Scale Miners“ verkauft werden. Es sind viele vorwiegend schwarze Namibier, die mit primitiven Mitteln nach Mineralien und Halbedelsteinen schürfen, durch die namibische Geologie findet man diese an vielen Stellen nahe der Oberfläche, wie Turmaline, Rosenquarze, Feldspat, Sandrosen. Uns als Nicht-Kenner reizen nur wenige Stücke, die scheinen uns mit 800 oder 1100 N$ (Anfangs-)Preis aber ziemlich teuer. Eine der Frauen bettelt uns um Essen an.
Der Tagesausflug war doch etwas anstrengend,
wir waren über 8 Stunden unterwegs und haben 230 km zurückgelegt, deswegen wird
morgen wieder eine Pause eingelegt.
Mi - 12.03.2014
Okambishi’s Rest
Früh hat es nur 14 Grad, am Sonntag waren es
noch 22 Grad. Gleich nach dem Frühstück steigen wir auf einen Hügel hinter dem
Plot, so knapp 200 Meter hoch, mit schöner Aussicht über das Khan-Tal bis zu
den Erongobergen. Es gibt einige Stellen, wo Mineralienadern sichtbar sind, Quarze
mit Tourmalineinschlüssen, wir sammeln ein paar kleine Stücke.
Gudrun hatte uns für die Residency-Aktion ein
Schriftstück gegeben, das von einem „Comissioner of Oath“ unterzeichnet werden
muss. Deswegen fahren wir zur Polizeistation in Usakos und hoffen, dass es hier
gemacht werden kann. Das klappt auch ohne Probleme, nicht mal unsere Pässe
werden angeschaut.
Als
wir zurückkommen, herrscht Aufregung: Frau Max ist aus dem Gehege ausgebrochen.
Sie hat sich unter dem Zaun durchgegraben. Herr Max ist noch da und gibt
klagende Laute von sich. Es gab hier auch mal ein zahmes Erdmännchen, das wurde
leider von einem Raubvogel geholt. Bei einer Suchaktion zeigt sich Frau Max
wieder und kommt freiwillig zurück.
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