Montag, 21. Oktober 2013

Nordbotswana bis Gabus Game Ranch, Namibia



 So       20.10.2013    Gabus Game Ranch bei Otavi, Haus auf Farm Holstein
Auf dem Weg nach Gabus fahren wir an zwei großen Sinkholes vorbei, Lake Otjikoto und Lake Guinas. Es sind tiefe Einbrüche in den Karstfelsen, mit 100 m Durchmesser und großer Tiefe, gefüllt mit Grundwasser, das heute zur Bewässerung gepumpt wird. Um 11 Uhr sind wir auf der Gabus Farm nördlich von Otavi in einer Ebene zwischen den Otavi-Bergen, 1350 Meter hochgelegen. Wir werden von der Verwalterin Sabine begrüßt. Die Besitzer Heidi und Heinz Kuehl sind gerade in Swakopmund. Unser für eine Woche gemietetes Haus liegt auf der Nachbarfarm Holstein, die auch zu Gabus gehört. Es ist ein derzeit unbewohntes Farmhaus, das zuvor einige Zeit länger an Deutsche vermietet war. Sabine fährt uns voraus, es sind fünf km über Farmwege. Die Anlage besteht aus älteren Gebäuden, da wohnen auch zwei Farmangestellte, die sich um die Ziegen und Rinder kümmern. Gabus selbst ist eine Game Farm mit Giraffen, Elenantilopen, Weißschwanzgnus und den üblichen sonstigen Antilopen. Unser Haus ist ein schönes, großes Gebäude mit Reetdach, Küche, großem Wohnraum, zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, Wintergarten, überdachter Terrasse und Grillstelle. Außen herum stehen Palmen und Orangenbäume. Wir fühlen uns sofort wohl, das Haus würden wir gleich mieten, nur gibt es leider keine brauchbare Mobilfunkverbindung und damit kein Internet, dazu müssen wir zur Lodge fahren. Sabine hat uns Kudu-Steaks mitgegeben, die werden abends gegrillt und sind ganz lecker. Hier sind zum Glück keine Moskitos. Die Astronomie ist bisher zu kurz gekommen, der Mond am Abendhimmel war zu hell, und oft war es bewölkt und auch ziemlich dunstig vom Staub der Trockenzeit.


Farmhaus auf Gabus



Sa       19.10.2013    !Uris Safari Lodge bei Tsumeb
Heute können wir uns mehr Zeit lassen, müssen aber noch einen größeren Einkauf machen für die ganze Woche, die wir ab Sonntag in Gabus verbringen. In Grootfontein ziehen wir Geld am ATM, aber einkaufen wollen wir in Tsumeb, 60 km weiter. Wir wollen die für heute geplante Übernachtung anrufen, !Uris Safari Lodge, bekommen aber keine Verbindung. In Tsumeb sagt uns jemand, dass es gestern ein starkes Gewitter gegeben hat, das mehrere Telefonleitungen lahmgelegt hat. Der Spar Supermarkt in Tsumeb ist ganz gut bestückt, und es ist nicht so voll und hektisch. Wildfleisch werden wir in Gabus von der Farm bekommen. Für unseren Aufenthalt im Haus kaufen wir diesmal auch Wein, im Busch ist es sonst immer zu heiß dafür. Tsumeb ist ein altes Minengebiet seit deutscher Kolonialzeit, Kupfer, viele andere Mineralien und Halbedelsteine. Die Lodge liegt auf dem Gebiet einer aufgelassenen Mine namens !Uris. Es gibt zwei Campsites, beide sind noch frei. Sie haben tatsächlich eine gestörte Telefonverbindung, und ein Reparaturtrupp von Namibia Telecom ist schon vor Ort. Am späten Nachmittag wandern wir einen Kilometer zur Mine, jetzt umgeben von Ziegen- und Kuhherden. Man sieht einen tiefen trichterförmigen Aushub, einen Förderschacht und die rostigen Reste von Maschinen zum Zerkleinern der Erze. 
 
Uris Mine
Leider kommen abends viele Moskitos, die uns dauernd umschwirren und auch stechen. So steigen wir bald in unser Zelt.


Fr        18.10.2013    Roy’s Restcamp
Früh um 8 starten wir, um uns in der Conservancy etwas umzuschauen. Zuerst zur nächsten offiziellen Campsite 15 km weiter, an einer großen Pfanne mit Aussichtsplattform und Toilette, gebaut von Raleigh International. 


Wenn es hier geregnet hat und Wasser in der Pfanne steht, muss es viele Tiere geben, auch Elefanten, zu sehen an ihren Hinterlassenschaften. Weiter zur Gura Pan, hier steht tatsächlich noch Wasser in einer lehmigen Senke. Leider liegt der überkrustete Kadaver eines jungen Elefanten im Schlamm, er hat es nicht mehr heraus geschafft. 


Manfred würde das als Erkundung nun reichen, denn es gibt ja jetzt wegen der Trockenheit keine Tiere, aber Beatrix will unbedingt noch weiter, um zu den größeren Nyae Nyae-Pfannen zu kommen. Die Piste wird immer schlechter, und zwei Versuche, eine Querverbindung dahin zu finden, scheitern. Die erste Piste ist ganz überwachsen, und die zweite endet in einem Buschmanndorf, wo sie nur kaum erkennbar noch weiter geht. So kehren wir um und brauchen insgesamt 4 Stunden für 60 km, bis wir in Tsumkwe ankommen. Das ist der Hauptort der ganzen Gegend, aber es gibt nur eine minimale Infrastruktur, eine Tankstelle und zwei Läden, in einem gibt es auch das dringend gebrauchte Motoröl. Die Tankstelle hätten wir zwar nicht unbedingt gebraucht, aber dann hätten wir einen Reservekanister einfüllen müssen, was etwas Mühe bedeutet. Immerhin können wir uns neue SIM-Karten kaufen, unsere alten funktionieren nicht mehr, wahrscheinlich sind sie verfallen, weil wir sie mehr als 6 Monate nicht benutzt haben. Wir wollen auf irgendeiner Campsite westlich von Tsumkwe übernachten, aber alle drei Versuche schlagen fehl, die erste Stelle gibt es nicht mehr, die zweite sieht alles andere als einladend aus, und dann gibt es noch das San Living Museum in Grashoek mit Campsite, aber der Abzweig ist nicht mal ausgeschildert, und laut unserer Informationen gibt es dort kein fließendes Wasser, dabei haben wir inzwischen eine Dusche dringend nötig. So fahren wir die 220 km Schotterpiste bis zu Roy’s Restcamp, an der Teerstraße zwischen Grootfontein und Rundu. Um 17 Uhr sind wir dort, 8 Stunden Fahrt am Tag sind aber eigentlich zu viel. In Roy’s waren wir schon öfters, erst im letzten November. Camping kostet N$ 190. Die Dusche tut sehr gut! Die Schotterpiste von Tsumkwe her war furchtbar staubig, und auch seit wir in Botswana die Teerstraße verlassen hatten, gab fast nur noch Staubpiste. Auf der Campsite ist auch ein 4x4 mit einer jungen weißen Frau und einem schwarzen Helfer. Sie haben ganz viele Trap-Cams herumliegen. Sie haben etwas mit Rhino Tracking zu tun, wollen uns aber nicht so genau sagen, in welcher Gegend, verständlich bei dem Poaching-Problem. Es gibt die ersten einzelnen Moskitos, das liegt an der Bewässerung von Grasflächen.
Vollmond bei Roy's


Do      17.10.2013    Makuri Campsite, Nyae-Nyae Conservancy, Namibia
Nachts bleibt es ruhig, die Gewitter haben sich wieder aufgelöst. Bis 10 Uhr bleiben wir am Platz. Gestern hatten wir schon Papageien gehört, heute können wir sie als Meyer’s Parrots identifizieren. Wir haben unsere Wildkamera dabei, um nachts Tiere aufzunehmen, bisher aber ohne Erfolg, es werden immer nur die gleichen Zweibeiner aufgenommen ;-)
Der Grenzübergang ist von hier nur 30 km entfernt. Eine holprige Schotterpiste führt nach Norden, bis zu dem Abzweig zur Grenzstation. Zuerst verfehlen wir den Abzweig, weil es nur eine Buschpiste ist. Das hätten wir nicht erwartet, dass so ein unscheinbarer Weg zur Grenze geht. Schließlich kommen wir an einen Fahnenmast und ein Häuschen, das ist der botswanische Grenzposten. Der Papierkram ist harmlos, dann müssen wir unsere Schuhe desinfizieren, und die Reifen werden besprüht. Anschließend wollen sie noch sehen, ob wir rohes Fleisch und Milch haben. Leider müssen wir die Milch aus dem Kühlschrank abgeben und noch eine weitere Packung. Das ist natürlich nicht korrekt, es ist ja UHD-Milch und keine Rohmilch. Aber da ist nichts zu machen, wir haben keine Handhabe, und so lassen sich sicher die Kontrolleure die Milch schmecken. In einer Kiste haben wir noch zwei Halbliter-Packungen versteckt, die reichen uns bis zum nächsten Supermarkt.
 
Die Prozedur in Namibia ist unkompliziert, wir legen unsere neuen Pässe vor und geben 70 Tage Aufenthalt an. Im Frühjahr waren wir schon 26 Tage im Land, bekommen also mehr als die erlaubten 90 Tage pro Kalenderjahr. Aber es ist jetzt keine Aussage möglich, ob unsere Zweitpässe von Vorteil sind, weil es hier keine Computer gibt und der Beamte nur unsere Vorgabe einträgt, sorgfältig die Tage einzeln auf dem Kalender abgezählt. Das CBC-Papier für die Straßengebühren ist hier natürlich auch nicht zu bekommen, aber es kann bei Polizeikontrollen verlangt werden. Der Beamte meint, wir sollen in den größeren Orten am Weg fragen, wo es ein Office gibt, er weiß es nicht genau – TAB. Auf namibischer Seite führt eine breite gute Schotterstraße zu Grenze, es ist schon etwas absurd, dass dahinter nur eine dünne Buschpiste weitergeht. An den Eintragungsbüchern sehen wir, dass wir die fünften Grenzgänger heute sind.
Baobab in der Nyae Nyae Conservancy
Wir fahren 30 km zu einer Campsite in der Nyae Nyae Bushman Conservancy. Es ist ein freier, sauberer Platz um einen großen Baobab herum. Ein paar Hundert Meter weiter gibt es ein Dorf mit 60 Bewohnern, von dem man aber nichts sieht. Von dort kommt am Nachmittag ein Mann zum Kassieren, 60 N$ pro Person. Es ist ruhig, ohne Auflauf von Kindern, Hunden oder Vieh. Beim Abendessen gibt es einen kurzen Regenschauer.
Makuri Campsite


Mi        16.10.2013    Aha Hills
Wir schlafen lange, die Sonne ist schon aufgegangen, ganz untypisch für uns. Aber die Hitze ist schon anstrengend, wir müssen uns erst noch richtig daran gewöhnen. Manfred stellt fest, dass das Motoröl stärker abgenommen hat als geplant und er nur ½ Liter Reserve hat. Mal schauen, ob wir in Tsumkwe oder vorher was bekommen. Wir bleiben bis 11 Uhr, weil wir heute nur 50 km fahren werden, zu den Aha Hills, einem Gebiet mit Karsthügeln an der Grenze zu Namibia. Am Weg dorthin liegt der Ort Xai-Xai, mit Schule und Polizei, aber die Mini-Shops, die wir finden, haben kein Motoröl.
Unser Übernachtungsplatz ist ausgeschildert als „Dance Place“ der Buschmänner, hier finden wohl ab und zu entsprechende Events (für Touristen?) statt. Jetzt ist alles verlassen, wir campen am Fuß eines der Hügel unter einer Gruppe großer Marulabäume, jetzt leider noch ohne Blätter, die Schatten geben. Das ganze Gelände ist vom Bewuchs befreit, das ist angenehm, weil wir so nicht auf Dornen oder pieksendes Gras aufpassen müssen und auch nichts abbrennen kann. In der Ferne grollt Donner. Der Platz ist ruhig, wir unternehmen nicht viel, die 36°-Hitze hält einen von größeren Aktivitäten ab. Es soll hier in der Nähe Sinkholes im Gestein geben, aber wir suchen sie nicht.



Di        15.10.2013    Gcwihaba Hills (Drotzky’s Caves)
Früh noch in Ruhe ein paar Arbeiten und Aufräumungen am Auto. Um 9 Uhr fahren wir los. In der Nähe von Sehithwa bemerken wir einen großen Vogelschwarm am Himmel, der sich im Fernglas als Pelikane entpuppt. Erst sind wir etwas stutzig, weil es sie doch nur dort gibt, wo Wasser ist. Aber in der Nähe liegt der Lake Ngami, den wir bisher nur als staubige Pfanne kennen. Unser Navi zeigt eine Piste „durch“ den See, der Reiseführer von Mike Main beschreibt sie als „interesting and enjoyable drive“. Da fahren wir gleich mal lang, um nachzuschauen. Und schon ein paar Hundert Meter hinter dem Ort Sehithwa endet die Piste im Wasser. Der See hat sich seit 2009 durch mehrere gute Regenzeiten wieder mit Wasser gefüllt. Er muss sehr groß geworden sein, bestimmt 20 km lang. Am Ufer und im Wasser sind viele Vögel, Marabus, Reiher, Eisvögel, auch ein schwarzer Glockenreiher. Frauen kommen zum Wasserschöpfen, und es liegen einige Boote von Fischern am Ufer. 

Lake Ngami war ein mythisches Ziel früher Explorer des 19. Jahrhunderts, David Livingstone war hier und Charles Andersson. Die Eingeborenen erzählten damals von einem See tief in der Kalahari. Es war ja nicht bekannt, dass er seine Existenz dem Okavango Delta verdankt, aus dem am Südende einige Flüsse ausfließen, bis sie irgendwo im Land enden, wie der Boteti in den großen Makgadikgadi Salzpfannen oder der Thamalakane im Lake Ngami.
Die Tankstelle im Ort ist geschlossen, aber wir sollten genug Benzin dabei haben bis Grootfontein in Namibia. Noch 40 km Teerstraße, dann zweigt eine gerade, breite Piste nach Westen ab, die zu den Gcwihaba Hills und Drotzky’s Cave führt. Die Piste ist teilweise tiefsandig, manchmal mit dem berüchtigten Bulldust gefüllt. Sie führt durch leeres Buschland, selten mal sind Kühe zu sehen. Nach 80 km geht sie in einen gewundenen Bushtrack über. 


Wir kommen mehrmals an Buschbränden vorbei, zum Glück harmlos. Am Weg ein Kadaver eines Elefanten, das hätten wir hier in dieser wasserlosen Weite nicht erwartet. Die Gegend ist arm an wilden Tieren, wir sehen nur wenige Steinböckchen, zweimal Kudus, ein Oryx, einen Hasen.
Kurz vor den Hügeln steht ein schickes Rezeptionsgebäude für die Höhlen am Weg, das aber völlig verlassen ist, es wird nur von einer Schleiereule bewohnt, die wir ungewollt aufscheuchen. Wahrscheinlich wieder ein Beispiel eines fremdfinanzierten „Developments“, aus dem nichts geworden ist. Die Karsthöhlen sind zwar ein „National Monument“, aber hierher verirren sich kaum Touristen, in Reiseführern wir die Gegend als „the most remote area in Botswana“ beschrieben. Die Höhlen sind unerschlossen und können nur mit Ausrüstung begangen werden. Wir sind nur hier, weil sie am Weg zu einem einsamen Grenzübergang nach Namibia liegen. Wir campen auf einem Hügelrücken nahe beim Eingang der Höhle, mit weitem Blick über das Land, das ist sehr schön. Es hat wieder 36 Grad, und wir sind ziemlich ausgelaugt. Abends wird gegrillt, Rinderfilet aus Ghanzi (fünf  Euro das Kilo!) und Wildbratwurst. Nachts in der Ferne Buschfeuer und Wetterleuchten, das wirkt immer sehr gespenstisch.




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