So 20.10.2013 Gabus Game Ranch bei Otavi, Haus auf Farm
Holstein
Auf
dem Weg nach Gabus fahren wir an zwei großen Sinkholes vorbei, Lake Otjikoto
und Lake Guinas. Es sind tiefe Einbrüche in den Karstfelsen, mit 100 m
Durchmesser und großer Tiefe, gefüllt mit Grundwasser, das heute zur
Bewässerung gepumpt wird. Um 11 Uhr sind wir auf der Gabus Farm nördlich von
Otavi in einer Ebene zwischen den Otavi-Bergen, 1350 Meter hochgelegen. Wir werden
von der Verwalterin Sabine begrüßt. Die Besitzer Heidi und Heinz Kuehl sind
gerade in Swakopmund. Unser für eine Woche gemietetes Haus liegt auf der
Nachbarfarm Holstein, die auch zu Gabus gehört. Es ist ein derzeit unbewohntes
Farmhaus, das zuvor einige Zeit länger an Deutsche vermietet war. Sabine fährt
uns voraus, es sind fünf km über Farmwege. Die Anlage besteht aus älteren
Gebäuden, da wohnen auch zwei Farmangestellte, die sich um die Ziegen und
Rinder kümmern. Gabus selbst ist eine Game Farm mit Giraffen, Elenantilopen,
Weißschwanzgnus und den üblichen sonstigen Antilopen. Unser Haus ist ein
schönes, großes Gebäude mit Reetdach, Küche, großem Wohnraum, zwei Schlafzimmern,
zwei Bädern, Wintergarten, überdachter Terrasse und Grillstelle. Außen herum
stehen Palmen und Orangenbäume. Wir fühlen uns sofort wohl, das Haus würden wir
gleich mieten, nur gibt es leider keine brauchbare Mobilfunkverbindung und
damit kein Internet, dazu müssen wir zur Lodge fahren. Sabine hat uns
Kudu-Steaks mitgegeben, die werden abends gegrillt und sind ganz lecker. Hier
sind zum Glück keine Moskitos. Die Astronomie ist bisher zu kurz gekommen, der
Mond am Abendhimmel war zu hell, und oft war es bewölkt und auch ziemlich
dunstig vom Staub der Trockenzeit.
Farmhaus auf Gabus |
Sa 19.10.2013 !Uris Safari Lodge bei Tsumeb
Heute
können wir uns mehr Zeit lassen, müssen aber noch einen größeren Einkauf machen
für die ganze Woche, die wir ab Sonntag in Gabus verbringen. In Grootfontein
ziehen wir Geld am ATM, aber einkaufen wollen wir in Tsumeb, 60 km weiter. Wir
wollen die für heute geplante Übernachtung anrufen, !Uris Safari Lodge, bekommen
aber keine Verbindung. In Tsumeb sagt uns jemand, dass es gestern ein starkes
Gewitter gegeben hat, das mehrere Telefonleitungen lahmgelegt hat. Der Spar
Supermarkt in Tsumeb ist ganz gut bestückt, und es ist nicht so voll und
hektisch. Wildfleisch werden wir in Gabus von der Farm bekommen. Für unseren
Aufenthalt im Haus kaufen wir diesmal auch Wein, im Busch ist es sonst immer zu
heiß dafür. Tsumeb ist ein altes Minengebiet seit deutscher Kolonialzeit,
Kupfer, viele andere Mineralien und Halbedelsteine. Die Lodge liegt auf dem
Gebiet einer aufgelassenen Mine namens !Uris. Es gibt zwei Campsites, beide
sind noch frei. Sie haben tatsächlich eine gestörte Telefonverbindung, und ein
Reparaturtrupp von Namibia Telecom ist schon vor Ort. Am späten Nachmittag
wandern wir einen Kilometer zur Mine, jetzt umgeben von Ziegen- und Kuhherden.
Man sieht einen tiefen trichterförmigen Aushub, einen Förderschacht und die
rostigen Reste von Maschinen zum Zerkleinern der Erze.
Leider kommen abends
viele Moskitos, die uns dauernd umschwirren und auch stechen. So steigen wir
bald in unser Zelt.
Fr 18.10.2013 Roy’s Restcamp
Früh
um 8 starten wir, um uns in der Conservancy etwas umzuschauen. Zuerst zur
nächsten offiziellen Campsite 15 km weiter, an einer großen Pfanne mit
Aussichtsplattform und Toilette, gebaut von Raleigh International.
Wenn es hier
geregnet hat und Wasser in der Pfanne steht, muss es viele Tiere geben, auch
Elefanten, zu sehen an ihren Hinterlassenschaften. Weiter zur Gura Pan, hier
steht tatsächlich noch Wasser in einer lehmigen Senke. Leider liegt der
überkrustete Kadaver eines jungen Elefanten im Schlamm, er hat es nicht mehr
heraus geschafft.
Manfred würde das als Erkundung nun reichen, denn es gibt ja
jetzt wegen der Trockenheit keine Tiere, aber Beatrix will unbedingt noch
weiter, um zu den größeren Nyae Nyae-Pfannen zu kommen. Die Piste wird immer
schlechter, und zwei Versuche, eine Querverbindung dahin zu finden, scheitern.
Die erste Piste ist ganz überwachsen, und die zweite endet in einem Buschmanndorf,
wo sie nur kaum erkennbar noch weiter geht. So kehren wir um und brauchen insgesamt
4 Stunden für 60 km, bis wir in Tsumkwe ankommen. Das ist der Hauptort der
ganzen Gegend, aber es gibt nur eine minimale Infrastruktur, eine Tankstelle
und zwei Läden, in einem gibt es auch das dringend gebrauchte Motoröl. Die
Tankstelle hätten wir zwar nicht unbedingt gebraucht, aber dann hätten wir
einen Reservekanister einfüllen müssen, was etwas Mühe bedeutet. Immerhin
können wir uns neue SIM-Karten kaufen, unsere alten funktionieren nicht mehr, wahrscheinlich
sind sie verfallen, weil wir sie mehr als 6 Monate nicht benutzt haben. Wir
wollen auf irgendeiner Campsite westlich von Tsumkwe übernachten, aber alle
drei Versuche schlagen fehl, die erste Stelle gibt es nicht mehr, die zweite
sieht alles andere als einladend aus, und dann gibt es noch das San Living
Museum in Grashoek mit Campsite, aber der Abzweig ist nicht mal ausgeschildert,
und laut unserer Informationen gibt es dort kein fließendes Wasser, dabei haben
wir inzwischen eine Dusche dringend nötig. So fahren wir die 220 km
Schotterpiste bis zu Roy’s Restcamp, an der Teerstraße zwischen Grootfontein
und Rundu. Um 17 Uhr sind wir dort, 8 Stunden Fahrt am Tag sind aber eigentlich
zu viel. In Roy’s waren wir schon öfters, erst im letzten November. Camping
kostet N$ 190. Die Dusche tut sehr gut! Die Schotterpiste von Tsumkwe her war
furchtbar staubig, und auch seit wir in Botswana die Teerstraße verlassen
hatten, gab fast nur noch Staubpiste. Auf der Campsite ist auch ein 4x4 mit
einer jungen weißen Frau und einem schwarzen Helfer. Sie haben ganz viele Trap-Cams
herumliegen. Sie haben etwas mit Rhino Tracking zu tun, wollen uns aber nicht
so genau sagen, in welcher Gegend, verständlich bei dem Poaching-Problem. Es
gibt die ersten einzelnen Moskitos, das liegt an der Bewässerung von
Grasflächen.
Vollmond bei Roy's |
Do 17.10.2013 Makuri
Campsite, Nyae-Nyae Conservancy, Namibia
Nachts
bleibt es ruhig, die Gewitter haben sich wieder aufgelöst. Bis 10 Uhr bleiben
wir am Platz. Gestern hatten wir schon Papageien gehört, heute können wir sie
als Meyer’s Parrots identifizieren. Wir haben unsere Wildkamera dabei, um
nachts Tiere aufzunehmen, bisher aber ohne Erfolg, es werden immer nur die
gleichen Zweibeiner aufgenommen ;-)
Der
Grenzübergang ist von hier nur 30 km entfernt. Eine holprige Schotterpiste
führt nach Norden, bis zu dem Abzweig zur Grenzstation. Zuerst verfehlen wir
den Abzweig, weil es nur eine Buschpiste ist. Das hätten wir nicht erwartet, dass
so ein unscheinbarer Weg zur Grenze geht. Schließlich kommen wir an einen
Fahnenmast und ein Häuschen, das ist der botswanische Grenzposten. Der
Papierkram ist harmlos, dann müssen wir unsere Schuhe desinfizieren, und die
Reifen werden besprüht. Anschließend wollen sie noch sehen, ob wir rohes
Fleisch und Milch haben. Leider müssen wir die Milch aus dem Kühlschrank
abgeben und noch eine weitere Packung. Das ist natürlich nicht korrekt, es ist
ja UHD-Milch und keine Rohmilch. Aber da ist nichts zu machen, wir haben keine
Handhabe, und so lassen sich sicher die Kontrolleure die Milch schmecken. In
einer Kiste haben wir noch zwei Halbliter-Packungen versteckt, die reichen uns
bis zum nächsten Supermarkt.
Die
Prozedur in Namibia ist unkompliziert, wir legen unsere neuen Pässe vor und geben
70 Tage Aufenthalt an. Im Frühjahr waren wir schon 26 Tage im Land, bekommen
also mehr als die erlaubten 90 Tage pro Kalenderjahr. Aber es ist jetzt keine
Aussage möglich, ob unsere Zweitpässe von Vorteil sind, weil es hier keine Computer
gibt und der Beamte nur unsere Vorgabe einträgt, sorgfältig die Tage einzeln
auf dem Kalender abgezählt. Das CBC-Papier für die Straßengebühren ist hier
natürlich auch nicht zu bekommen, aber es kann bei Polizeikontrollen verlangt
werden. Der Beamte meint, wir sollen in den größeren Orten am Weg fragen, wo es
ein Office gibt, er weiß es nicht genau – TAB. Auf namibischer Seite führt eine
breite gute Schotterstraße zu Grenze, es ist schon etwas absurd, dass dahinter
nur eine dünne Buschpiste weitergeht. An den Eintragungsbüchern sehen wir, dass
wir die fünften Grenzgänger heute sind.
Baobab in der Nyae Nyae Conservancy |
Wir
fahren 30 km zu einer Campsite in der Nyae Nyae Bushman Conservancy. Es ist ein
freier, sauberer Platz um einen großen Baobab herum. Ein paar Hundert Meter weiter
gibt es ein Dorf mit 60 Bewohnern, von dem man aber nichts sieht. Von dort
kommt am Nachmittag ein Mann zum Kassieren, 60 N$ pro Person. Es ist ruhig, ohne
Auflauf von Kindern, Hunden oder Vieh. Beim Abendessen gibt es einen kurzen Regenschauer.
Makuri Campsite |
Mi 16.10.2013 Aha Hills
Wir
schlafen lange, die Sonne ist schon aufgegangen, ganz untypisch für uns. Aber
die Hitze ist schon anstrengend, wir müssen uns erst noch richtig daran
gewöhnen. Manfred stellt fest, dass das Motoröl stärker abgenommen hat als
geplant und er nur ½ Liter Reserve hat. Mal schauen, ob wir in Tsumkwe oder
vorher was bekommen. Wir bleiben bis 11 Uhr, weil wir heute nur 50 km fahren
werden, zu den Aha Hills, einem Gebiet mit Karsthügeln an der Grenze zu
Namibia. Am Weg dorthin liegt der Ort Xai-Xai, mit Schule und Polizei, aber die
Mini-Shops, die wir finden, haben kein Motoröl.
Unser
Übernachtungsplatz ist ausgeschildert als „Dance Place“ der Buschmänner, hier
finden wohl ab und zu entsprechende Events (für Touristen?) statt. Jetzt ist
alles verlassen, wir campen am Fuß eines der Hügel unter einer Gruppe großer
Marulabäume, jetzt leider noch ohne Blätter, die Schatten geben. Das ganze
Gelände ist vom Bewuchs befreit, das ist angenehm, weil wir so nicht auf Dornen
oder pieksendes Gras aufpassen müssen und auch nichts abbrennen kann. In der
Ferne grollt Donner. Der Platz ist ruhig, wir unternehmen nicht viel, die 36°-Hitze
hält einen von größeren Aktivitäten ab. Es soll hier in der Nähe Sinkholes im
Gestein geben, aber wir suchen sie nicht.
Di 15.10.2013 Gcwihaba Hills (Drotzky’s Caves)
Früh
noch in Ruhe ein paar Arbeiten und Aufräumungen am Auto. Um 9 Uhr fahren wir
los. In der Nähe von Sehithwa bemerken wir einen großen Vogelschwarm am Himmel,
der sich im Fernglas als Pelikane entpuppt. Erst sind wir etwas stutzig, weil
es sie doch nur dort gibt, wo Wasser ist. Aber in der Nähe liegt der Lake
Ngami, den wir bisher nur als staubige Pfanne kennen. Unser Navi zeigt eine
Piste „durch“ den See, der Reiseführer von Mike Main beschreibt sie als
„interesting and enjoyable drive“. Da fahren wir gleich mal lang, um
nachzuschauen. Und schon ein paar Hundert Meter hinter dem Ort Sehithwa endet
die Piste im Wasser. Der See hat sich seit 2009 durch mehrere gute Regenzeiten
wieder mit Wasser gefüllt. Er muss sehr groß geworden sein, bestimmt 20 km
lang. Am Ufer und im Wasser sind viele Vögel, Marabus, Reiher, Eisvögel, auch
ein schwarzer Glockenreiher. Frauen kommen zum Wasserschöpfen, und es liegen
einige Boote von Fischern am Ufer.
Lake Ngami war ein mythisches Ziel früher
Explorer des 19. Jahrhunderts, David Livingstone war hier und Charles
Andersson. Die Eingeborenen erzählten damals von einem See tief in der
Kalahari. Es war ja nicht bekannt, dass er seine Existenz dem Okavango Delta
verdankt, aus dem am Südende einige Flüsse ausfließen, bis sie irgendwo im Land
enden, wie der Boteti in den großen Makgadikgadi Salzpfannen oder der
Thamalakane im Lake Ngami.
Die
Tankstelle im Ort ist geschlossen, aber wir sollten genug Benzin dabei haben
bis Grootfontein in Namibia. Noch 40 km Teerstraße, dann zweigt eine gerade, breite
Piste nach Westen ab, die zu den Gcwihaba Hills und Drotzky’s Cave führt. Die
Piste ist teilweise tiefsandig, manchmal mit dem berüchtigten Bulldust gefüllt.
Sie führt durch leeres Buschland, selten mal sind Kühe zu sehen. Nach 80 km
geht sie in einen gewundenen Bushtrack über.
Wir kommen mehrmals an
Buschbränden vorbei, zum Glück harmlos. Am Weg ein Kadaver eines Elefanten, das
hätten wir hier in dieser wasserlosen Weite nicht erwartet. Die Gegend ist arm
an wilden Tieren, wir sehen nur wenige Steinböckchen, zweimal Kudus, ein Oryx,
einen Hasen.
Kurz
vor den Hügeln steht ein schickes Rezeptionsgebäude für die Höhlen am Weg, das
aber völlig verlassen ist, es wird nur von einer Schleiereule bewohnt, die wir
ungewollt aufscheuchen. Wahrscheinlich wieder ein Beispiel eines
fremdfinanzierten „Developments“, aus dem nichts geworden ist. Die Karsthöhlen
sind zwar ein „National Monument“, aber hierher verirren sich kaum Touristen,
in Reiseführern wir die Gegend als „the most remote area in Botswana“
beschrieben. Die Höhlen sind unerschlossen und können nur mit Ausrüstung
begangen werden. Wir sind nur hier, weil sie am Weg zu einem einsamen Grenzübergang
nach Namibia liegen. Wir campen auf einem Hügelrücken nahe beim Eingang der
Höhle, mit weitem Blick über das Land, das ist sehr schön. Es hat wieder 36
Grad, und wir sind ziemlich ausgelaugt. Abends wird gegrillt, Rinderfilet aus
Ghanzi (fünf Euro das Kilo!) und
Wildbratwurst. Nachts in der Ferne Buschfeuer und Wetterleuchten, das wirkt
immer sehr gespenstisch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen