Mi - 31.10.2018
Swakopmund
Früh noch ein kurzer Walk mehr in Flussnähe
zu einigen Felsformationen. Wir finden ein komplettes Springbockgehörn. Wir
zahlen für die Übernachtung 510 N$ pro Person und Nacht, das ist ziemlich
günstig.
Die Weiterfahrt geht 100 km entlang des
Kuiseb bis Walvis Bay, sie läuft allerdings meist ein ganzes Stück vom Fluss
entfernt. Überall sind sehr primitive Siedlungen der Topnaar. Wir fragen uns,
wie man da leben kann, denn außer direkt am Fluss ist es baum- und strauchlos.
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Topnaar-Siedlung |
Später kommen mehr Anzeichen von Zivilisation, meist in Form von großen
Wassertanks, weil Walvis Bay sein Trinkwasser aus dem Untergrund des Kuiseb-Trockenflusses
bezieht.
In Walvis Bay kaufen wir unsere
Scheibenwaschpumpe. Erstaunlich, was für ein 22 Jahre altes Auto noch so
einfach gibt.
Dann zur Lagune am südlichen Ortsrand, dort
sind am Meer entlang viele Parkplätze, und man kann den Tausenden von Flamingos
zuschauen, die im flachen Wasser nach Nahrung sieben. Ein paar Robben strecken
rückenschwimmend ihre Flossen in die Höhe. Und viele Seevögel am Strand.
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Seafront in Walvis Bay |
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Im Hintergrund die Hafenkräne in Walvis Bay |
Auf der Küstenstraße geht es 30 km bis
Swakopmund, wo wir gleich unsere Übernachtung ansteuern, die hübsche Chala-Kigi
Selbstversorgerwohnung am Stadtrand mit Blick auf die angrenzenden Sanddünen. Sie
ist im Privathaus eines älteren deutsch-holländischen Paares, Trudi und Karl.
An der Küste ist es wie immer kälter geworden, durch die kalte
Benguela-Strömung im Meer.
Am Nachmittag spazieren wir noch kurz zum
nächsten Supermarkt, um etwas fürs Frühstück zu kaufen. Und durch den riesigen
Friedhof auf der gegenüberliegenden Seite der Wohnung, wo es sehr alte Gräber
gibt, viele mit deutschen Namen.
Abends zum Dinner ins Bluegrass-Restaurant
bei der neuen Shopping-Mall, die „Platz am Meer“ (deutsch!) heißt. Als
Vorspeise gibt es Austern und zarte gegrillte Calamari, dann gemischte
Fischplatte und Kingklip mit Salat und sahnigem Spinat. Das Lokal ist quasi in
die Meeresbrandung hineingebaut, von unserem Fensterplatz sehen wir die Brecher
neben uns ans Land rollen. Das Auto ist hinterher von einem Schleier der
salzigen Gischt überzogen.
Do - 1.11.2018
Swakopmund
Das Apartment hat sogar eine Waschmaschine,
das ist gut, um die Bettwäsche aus dem Zelt zu waschen, weil wir diesmal nicht
mehr campen.
Vormittags laufen wir ins Stadtzentrum, das
sind nur 1,5 km, und klappern einige Sehenswürdigkeiten ab, die wir vorher
schon ausgesucht hatten. Am alten Landungssteg reichen die Brecher bis über den
Fußweg und tosen ganz laut. Ein paar deutsche Buchläden, viele
Souvenirgeschäfte, Gebäude aus der Kolonialzeit, zum Beispiel das Woermann
Haus. Hier kann man den Turm besteigen, wenn man sich in einem Büro den
Schlüssel geben lässt.
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Arkaden von 1900 im Woermann Haus |
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Woermann Turm |
Nebenan eine Bilderausstellung lokaler Künstler. Wir
sind erstaunt, dass die Stadt gar nicht voll ist, wir kennen sie viel quirliger
und chaotischer. Im Cafe Anton isst Manfred einen Käsekuchen, Beatrix die
Tagessuppe, die sich nach mehreren Verständnisproblemen nicht als „butter-toe“,
sondern als potatoe herausstellt.
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Hohenzollernhaus in Swakopmund |
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Landungssteg |
Nachmittags baut Manfred die
Scheibenwaschanlage ein. Außerdem vibriert der Schnorchel, er braucht neues
Dämpfungsmaterial. Und vom Standlicht hat die Rüttelei eine Plastik-Halterung
abgebrochen, hier hilft 2-Komponenten-Kleber.
Trudi erwischt eine Frau, die mit einem Auto
an der gegenüberliegenden Straßenseite hält und Sand aus mehreren Eimern
ablädt. Die Nebenstraßen sind kein Teer, sondern „Salzstraßen“, wie harter
Sand. Die Gehsteige sind manchmal Sand. Trudi schimpft und lässt die Frau ihren
Sandhaufen wieder aufladen.
Eigentlich wollten wir zum Buffet im „Old
Steamer“ Restaurant, aber sie sind fully booked. Wir überlegen herum und
beschließen, dass wir zum Sophia Dale Restcamp bei den Swakop-Farmen fahren,
dort waren wir schon öfter, und Manfred Lütz ist ein hervorragender Koch. Aber
das Telefon klingelt, und Old Steamer ruft uns an, weil sie eine Absage haben,
das ist ein unglaublicher Service.
Also laufen wir dorthin, 25 Minuten Richtung
Meer und Swakop River-Mündung, die breiten Straßen sind schon fast wie
ausgestorben. Die Geschäfte hier schließen zeitig, manche um 17 Uhr, die
letzten um 19 Uhr. Es ist ein tolles Buffet mit riesiger Auswahl an Fisch,
Fleisch, Meeresfrüchten, Salaten etc. und kostet nur 225 N$ (13,50 Euro). Das
Personal ist sehr freundlich und aufmerksam und nicht aufdringlich. Es fällt
positiv auf, dass die Gäste gestern und heute überhaupt nicht irgendwie
herausgeputzt sind, sondern ganz leger angezogen.
Fr - 2.11.2018
Sphinxblick Farm
Früh fahren wir zum Namaqa Meat Market, wo
wir 1.2 kg Kudufilet erstehen, und kaufen für die nächsten vier Tage beim
Superspar ein.
Die Hauptstraße in Inland Richtung Windhoek
ist ziemlich voll, es ist die einzige Teerstraße von der Küste ins Hinterland.
Sie steigt beständig bis auf 1100 m an. In Usakos drehen wir nach Süden auf die
übliche Schotterpiste ab, die aber zum Glück in gutem Zustand ist. An einigen
Stellen Spuren von Starkregen, der Belag ist weggeschwemmt. Die Landschaft ist
karg, sie hat noch nicht viel Regen abbekommen.
Nach 60 km auf der Piste erreichen wir die
Farm Sphinxblick, benannt nach Bergen nahebei, die eine Sphinxform haben.
Sie
haben Pferde zum Reiten, ansonsten ist es eine reine Jagdfarm mit Wild. Das
Haupttor ist verschlossen, was uns erst verwirrt, aber über einen Nebeneingang
fahren wir rein. Die Besitzer sind nicht da, es begrüßt uns Friedhelm Sack, der
die Vertretung macht. Was wir zahlen sollen weiß er nicht, wir geben ihm den Betrag,
den wir vor 8 Monaten vereinbart hatten. Er beschreibt den Weg zu unserem Haus:
quert die Pad, durch ein Gatter, dann immer am Zaun lang 10 km. Wir fahren los,
aber irgendwann biegt der Zaun ab. Manfred zweifelt, ob wir richtig sind, und
wir fahren nochmal 3 km zurück zum Nachfragen. Ja, der Zaun biegt mal nach
rechts ab. Also wieder zurück und immer weiter nach Süden. Über einen flachen
Hügel, unten im Tal ein Windrad mit Tränke, eine kleine Gruppe Gnus. In der
Ferne die Berge, in die sich der Swakop River eingegraben hat.
Das Haus auf dem Farmteil Vredelus liegt
völlig einsam in der kahlen Landschaft, in einer kleinen, grünen Oase. Im
Garten wachsen Büsche, Köcherbäume, Kakteen und Fever Trees und kleine
Dornbäume. Hier leben einige Rußnektarvögel, die immer laut zwitschernd
herumfliegen. Das Haus wird gar nicht für Touristen angeboten, wir haben davon
durch Zufall über die Webseite eines sächsischen Kletterers – Hasso Ganze –
gehört. Vermutlich sind hier manchmal Jagdgäste, wenn sie nicht im Haupthaus
übernachten. Das Haus ist schon recht alt, hat drei Schlafzimmer, eine große
Küche mit Wohnecke mit Sofas und eine riesige überdachte Terrasse, die sogar
teilweise eine Glasfront als Windschutz hat. Es gibt Solarstrom und auch einen
großen 12 V Kühlschrank. Nebenan 200 m weg gibt es noch ein zerfallenes Haus, an
dem renoviert wird. 1 km entfernt ist „Ayers Rock“, ein runder Inselberg, eine
kleine Variante des australischen Originals.
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Farmhaus Vredelus |
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Blick vom Wohnzimmer auf den „Ayers Rock“ |
Abends „quaken“ Rüppelstrappen, es müssen
zwei oder sogar drei Paare dieser großen Trappen sein. Und natürlich klicken in
der Dämmerung die Barking Geckos.
Sa - 3.11.2018
Sphinxblick Farm
Morgens wachen wir vor 6 Uhr auf und sehen
aus dem Schlafzimmer einen leuchtend orangen Osthimmel, da muss man einfach
aufstehen. Ein Nektarvogel fliegt auf die Terrasse und pickt im Flug Insekten
von der Glasfront, lebt also nicht nur von Nektar. Gestern hatten wir
Giraffenspuren gesehen, und beim Frühstück sehen wir zufällig eine Giraffe an
einer Tränke weiter weg. Giraffen hätten wir hier nicht erwartet, es ist ja
keine Savanne.
Wir fahren zum Ayers Rock und klettern hoch.
360 Grad Panorama, im Süden die Berge der Mondlandschaft entlang des
Swakop-Rivers verschleiert von Staub und Küstennebel.
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„Ayers Rock“ |
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Farmhaus Vredelus |
Wir dürfen auf den
Farmwegen herumfahren, so nehmen wir eine Piste, die nach Süden führt. Wir
wollen sehen, wie weit wir zum Swakop kommen. Die Piste ist erstaunlich gut,
sogar wenn sie über Felsabschnitte geht. Ein Strauß und ein paar Zebras zeigen
sich. Aufpassen muss man, sobald die Piste an einem Kameldornbaum vorbeiführt.
Da liegen immer abgebrochene Ästchen mit Dornen, die größeren durchdringen
jeden Reifen. Also anhalten und die Spur absuchen. Wir kommen knapp 10 km weit,
zum Zusammenfluss zweier Trockenflusstäler, da sehen wir, dass es steiler und
unwegsamer wird. Zum Swakop sind es sicher noch 6 km, aber das wollen wir nicht
mehr fahren.
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Faszinierende Felsformationen |
Zurück am Haus vorbei noch in eine Gegend mit
bizarren Felsen. Sie sind zwar nicht so spektakulär wie nebenan auf Farm
Wüstenquell oder an der Blutkuppe, aber wir hätten sie hier gar nicht erwartet.
Am Haus schreibt Manfred am Blog, seit
Gobabeb wurde er vernachlässigt. Das einzige kleine Manko am Haus ist, dass wir
kein warmes Wasser haben. Es gibt zwar auf dem Dach ein Solarsystem mit Tank,
aber irgendwie kommt da nichts warm. Im Kreislauf ist auch ein Donkey-Boiler,
den heizen wir an, aber er scheint das warme Wasser nur aufs Dach zu
transportieren, von wo es nicht zurückkommt. Vielleicht müssten wir das Wasser
so lange laufen lassen, bis der isolierte Tank auf dem Dach mit dem Donkey
Wasser gefüllt worden ist, aber das wäre eine große Verschwendung. Und wir sind
ja nicht in der Arktis, sondern können auch mal kalt duschen.
Am Nachmittag ziehen 25 Gnus zu der
Wasserstelle, wo wir die Giraffe gesehen hatten. Abends grillen wir das
Kudufilet aus Swakopmund, aber leider hat es etwas mehr Wildgeschmack als wir
gewohnt sind. Der Wind bleibt beständig, wir sitzen am Rand der Terrasse, das
schränkt leider die Sicht auf den tollen Sternhimmel ein.