Für unsere 45. Reise im südlichen Afrika planen wir eine Route ab/bis Windhoek in den Süden von Namibia, von der Kalahari in die Namib. Als Unterkünfte wird es Camping geben, Selbstversorgerhäuser auf Farmen, Gästefarmen und Lodges.
Di - 11.10.2022
Abflug
S-Bahn: vormittags noch Störungen, am Nachmittag wieder in Ordnung und Fahrt ohne Vorkommnisse. Masken in der Minderheit.
Check-in: am Business-Schalter, da wir jetzt LH Frequent Traveller sind. Gepäck hat derzeit keine Probleme, es wird angeblich alles mitgenommen. Bussines Class Lounge ganz angenehm.
Flug nach FRA: pünktlich ohne Vorkommnisse, Ankunft Terminal A, Abflug Terminal Z. Erstaunlicherweise dazwischen nur Zoll, keine neue Handgepäckkontrolle. Business Lounge in Terminal Z größer und schöner als in München, dafür war in München die Essensauswahl größer.
Flug nach JNB: Boeing 747-8 Jumbo. Economy hat 3-4-3 Bestuhlung, deswegen haben wir Premium Eco mit 2-4-2 Bestuhlung gebucht mit einem 2er Sitz am Fenster. 20 Min. Verspätung. Es gibt Wein und leichtes Bier, aber harte Drinks nur gegen Bezahlung. Essen wird schleppend serviert, erst gegen Mitternacht.
Mi - 12.10.2022
Johannesburg: Airport en Route
Anflug über Zambia entlang des Zambezi, in Botswana über die Salzpfannen im Norden. In Johannesburg ist es sonnig und warm. Immigration geht halbwegs flott, trotz Fingerscan. Gepäck kommt auch bald. Geld am Bankautomat ziehen, Telefon-Voucher kaufen, zur Polizei am Flughafen, um unsere Autopapiere und Manfreds Pass zu zertifizieren, für die License nächstes Jahr. Die jetzige haben Marion und David schon besorgt. Zu Europcar, dort dauert es halt immer, bis alles aufgenommen ist. Wir hatten über booking.com gebucht, damit haben wir zuletzt auf Mallorca gute Erfahrungen gemacht, man kann für wenig Geld ein Vollversicherung dazu kaufen, damit hat man die Probleme mit den Mietwagenfirmen los. Wir hatten ganz günstig einen großen Toyota 7-Sitzer bekommen, billiger als einen Kleinwagen.
In 20 Minuten nach Benoni zu Marion und David, wegen Corona das erste Mal wieder seit Herbst 2019. Sie betreiben ihr B&B noch, aber nur für Stammgäste. Wir haben eine „Cabin“, ein Holzhäuschen für Selbstversorger, für nur 500 R. Vier Touristenautos sind untergestellt, eines mit einer Schweinfurter Nummer. Wir fragen natürlich, wer das ist. Unsere neue License nehmen wir gleich in Empfang.
Am frühen Nachmittag fahren wir zum Rietvlei Dam Nature Reserve, 30 Minuten Fahrzeit nach Norden auf der Autobahn Richtung Pretoria. Das ist für uns inzwischen fast ein Ritual. Das Naturschutzgebiet ist gut verwaltet, mit Hides, einem großen Picknick Area und einem alten Farmhaus als Coffee Shop. Eintritt 2x40 Rand als Pensioner. (1 Euro sind 17,5 Rand.) Wenige Besucher, bei uns wäre so was ganz voll. Es gibt ganz viele Vögel zu sehen. Auf dem Picknick-Platz sind wir ganz alleine. Von einem Höhenzug aus sehen wir später 2 Rhinos und eine große Büffelherde. Ansonsten Zebras, Weißschwanzgnus, Strauße, einzelne Elande und Kuhantilopen.
Beim Zurückfahren bestellen wir in der nahen Brentwood Mall beim Ocean Basket Calamari Steaks zum Mitnehmen. Während die gemacht werden, kaufen wir noch ein paar Lebensmittel beim Pick&Pay. Bevor es dunkel wird sind wir zurück. Unterwegs und zurück bei der Unterkunft trifft uns Load Shedding (stundenweise Stromabschaltung). Ampeln gehen nicht mehr, an den meisten Kreuzungen gilt dann „4 Stop“, das ist etwas anstrengend. An der kompliziertesten Kreuzung regelt ein Verkehrspolizist. In der Unterkunft ist alles ist dunkel bis 22 Uhr. Dinner bei Notbeleuchtung, der Weißwein und die Calamari schmecken trotzdem gut. Für die Stromausfälle gibt es eine App, so dass man etwas planen kann. Manchmal kommen sie aber auch ungeplant. Wir sind wegen dem Nachtflug ziemlich abgebrochen und gehen bald ins Bett.
Do - 13.10.2022
Windhoek: Eden Chalets
Heute haben wir noch reichlich Zeit, der Weiterflug geht erst um 17:35 Uhr. Marion hat uns die ganz nahe gelegene Bullfrog Pan empfohlen, ein künstlicher See nur wenige km entfernt. Dort gibt es viele Vögel, Ibise, Moorhens, Coots und eine große Familie von Graugänsen, die es hier gar nicht geben sollte. Normalerweise gibt es auch Flamingos hier, aber zurzeit ist denen der Wasserstand zu hoch. Am Ufer gibt es einen Coffee Shop, der Lunch anbietet. Er liegt auf einem großen Privatgrundstück ohne Zäune zu den umliegenden Häusern. Auf dem geschotterten Parkplatz sitzt zwischen zwei kleinen Steinen ein Dreibandregenpfeifer auf einem Ei - das kann bestimmt nicht gut gehen. Wir beobachten eine Zeitlang die Vögel und fahren dann ein kurzes Stück zu einer anderen Stelle am Ufer mit Vögeln. Dann zur Northmead Mall, Beatrix schaut drei Kleidergeschäfte an, findet aber nichts Geeignetes. Kurz nach Mittag fahren wir nochmal zum dem Coffe Shop und essen eine Kleinigkeit auf dem Rasen unter einem Schattendach. Das ist nett, dabei den Vögeln zuzuschauen. Dann zurück zur Unterkunft.
Gegen 15 Uhr fahren wir zum Flughafen. Am Weg wird noch getankt, 1 L kostet 24 Rand, das ist für die Leute hier extrem teuer. Autoabgabe unproblematisch. Der Check-in erweist sich als etwas wirr. Wir hatten die Info, dass der Check-in in Terminal A ist, und der Abflug in Terminal B. Es ist aber gerade umgekehrt. Wir haben aber genug Zeit.
Der Flug ist mit Airlink, einer privaten südafrikanischen Airline, die seit dem Bankrott von SAA die meisten Strecken bedient. Sie sind sehr gut und effizient, und ihre Piloten werden nicht nach Rassenquotas ausgesucht. Es gibt sogar ein Abendessen. Wir haben starken Rückenwind und sind um 19:30 in unter zwei Stunden in Windhoek. Es ist noch warm genug für Shorts und kurze Ärmel.
Immigration und Gepäck flott, Abholung dauert länger, weil wir zu bald angekommen sind. Eden Chalets hat schon wieder einen neuen Manager, Dirk, seit August. Karlien hat es nach Johann nur 8 Monate ausgehalten, Hintergründe wissen wir keine. Wir lassen uns von Dirk noch vier Bier geben und gehen bald ins Bett.
Fr - 14.10.2022
Eden Chalets
Mit Sonnenaufgang stehen wir auf und laufen die paar Hundert Meter zu Manfred Gorn. Unser Auto steht bei seinem Haus, nicht in den Hallen, weil der Service gerade gemacht wurde. Die Rechnung hatten wir gestern Abend per E-Mail bekommen. Es sind 211 Euro für alle möglichen Wartungsarbeiten, der Preis ist ok. Die ganze Familie sitzt beim Frühstück, und wir werden eingeladen, uns dazu zu setzten. Wir könnten auch noch mitessen, aber nehmen nur zwei Kaffee. Wir palavern eine halbe Stunde. Dann zahlen wir die Unterstellgebühr, 12x450 N$ für ein Jahr, und 450 N$ für das Road Permit, das Manfred Gorn schon für uns besorgt hat.
Bei seinem Sohn Kai Gorn begleichen wir die Wartungsrechnung, im Büro macht das Kallie, die zweite Hand von Kai. Beim Rausgehen kommt auch Kai ins Office, und wir machen noch ein wenig small talk.
Bei Eden die übliche Prozedur, das Auto auszuladen, damit wir halbwegs leer zum Einkaufen fahren können. Zum Flughafen wird eine neue Autobahn gebaut, wir sehen die Arbeiten in der Ferne. Heute wollen wir zuerst unsere beiden namibischen Mobilfunkkarten des Providers MTC registrieren lassen, die Regierung will das so, sonst werden sie irgendwann Ende des Jahres abgeschaltet. Dazu müssen wir zur Polizei, die uns anhand des Passes bestätigen muss, dass wir die legalen Besitzer sind. Die Klein Windhoek Dienstelle ist am Weg vom Flughafen, und hundert Meter weiter ist ein MTC Office. Bei der Polizei eine Schlange von 6-8 Leuten, aber es geht recht flott. Wir bekommen für jede Karte ein Schreiben ausgehändigt. Damit gehen wir zu MTC und lassen die Registrierung machen. Da ist auch eine Schlange, aber wir merken erst nicht, wie die organisiert ist. Es steht da nämlich ein unscheinbarer Kasten, wir meinen, man kann da Voucher kaufen, aber er ist für die Warteliste. Man trägt seine Telefonnummer ein und einen Betreff und bekommt dann eine Wartenummer auf Papier ausgegeben. Wir fragen uns nur, was man machen soll, wenn man keine Mobilnummer hat? Jedenfalls checken wir das schließlich, und beide Vorgänge sind kostenlos. Wir kaufen dann gleich noch Voucher zum Aufladen der Karten.
Dann beim Kalahari Meat Market nebenan Oryxfleisch und Boerewors am Meter kaufen, Tanken, Embassy Liquor Store, Spar Supermarkt, alles nahe beieinander in Klein Windhoek. In der Stadt herumfahren mögen wir nicht so gerne.
So um 13 Uhr sind wir wieder bei Eden. Erst mal Pause, und dann müssen wir das Auto soweit beladen und fertig machen, dass wir morgen früh nicht mehr so viel zu tun haben. Am Nachmittag nimmt die Bewölkung zu. Abends ein halbes Huhn, eine Quiche mit Salat und einige Biere.
Dirk und einige Nachbarn sitzen abends im Freien am Grill beisammen zu einem „Bring & Braai“. Er hat uns zwar aufgefordert mitzumachen, aber wir sind zu müde, außerdem reden sie Afrikaans, das wir nicht verstehen.
Sa - 15.10.2022
Hexenkessel
Mit Sonnenaufgang nach 7 Uhr werden wir wach. Es dauert doch noch zwei Stunden, bis wir fertig eingeräumt sind und weg kommen. Wir fahren nach Süden über Dordabis Richtung Uhlenhorst. Das dürre, gelbe Gras ist oft noch hoch von der letzten Regenzeit. Die Dornbüsche und Bäume sind recht grün. Kaum Verkehr. Ab Dordabis Schotter, auf dem gerade ein Grader aktiv ist. Es staubt sehr, aber wir haben nur 6 Autos Gegenverkehr.
Nach 160 km und knapp zwei Stunden sehen wir das Schild der Farm Wiese mit der Hexenkessel-Campsite. Die Farm gehört der Familie Bader. Sie betreiben eigentlich eine Firma für Elektroinstallation in Windhoek, wo sie normalerweise unter der Woche wohnen. Und dazu noch die Rinderfarm und den Gästebetrieb, den sie aber nicht groß kommerziell anbieten. Hexenkessel ist eine zur Farm Wiese dazugekaufte Farm mit eigenem Namen. Die beiden erwachsenen Kinder leben derzeit in Deutschland.
Wir treffen hier Matthias und Elsi Gößmann, die zwei Monate in Südafrika unterwegs waren und am Mittwoch zurückfliegen. Wir hatten gehofft, sie treffen zu können, und freuen uns, dass es klappt. Wir palavern, hauptsächlich, was sie so erlebt haben. Die Campsite hat eine tolle Infrastruktur. Am interessantesten ist eine Art Einraumwohnung, gebaut aus einem ehemaligen runden betonierten Wassertank mit mindestens 10 m Durchmesser. Darüber ein Dach und in die Wände Fenster und Tür eingebaut. Innen gibt es eine Küche, einen Esstisch, eine Couchecke und eine Bar. Davor ein überdachter Freisitz mit großem Grillkamin und ein Waschhaus. Der Platz liegt neben einem Flussbett und einem Damm, der jetzt leer ist. Eine Fußgängerbrücke geht drüber. Man könnte sogar ein Boot benutzen. Das Ganze kostet nur 150 N$ ppn. Am Abend grillen wir zusammen bis ein Gewitter aufzieht. Das wird dann ziemlich heftig. In einer Regenpause steigen wir ins Zelt. Nachts regnet es weiter, aber das Zelt bleibt trocken und warm, wir müssen nur die Zeltplane herunterlassen.
In der Nacht hören wir ungewohnte Geräusche. Es ist das Rufen eines Weißschwanzgnus, das sich eher wie ein Quieken anhört, ganz unpassend zu so einem großen Tier.
So - 16.10.2022
Hexenkessel
Früh wird es schöner. Matthias und Elsie fahren gegen 9 Uhr ab. Erst will das Auto nicht anspringen, die Batterie ist ganz leer. Der Mietwagen hat aber ein System, mit dem die Zweitbatterie parallel geschaltet werden kann. Damit funktioniert das Anlassen auf Anhieb. Später melden sie sich aus Windhoek, dass sie vom Autovermieter eine neue Batterie bekommen haben.
500 Meter neben der Campsite gibt es auch ein großes Gästehaus für bis zu 10 Personen, das wir anschauen können. Es ist sehr luxuriös mit ganz viel Platz und mit einem schönen eingezäunten Garten. Ein bekannter Fotograf und Ornithologe, Dirk Heinrich, kommt oft hierher, um auf der Farm Vögel zu beringen. Dafür gibt es viele Nistkästen, auch für größere Vögel wie Tokos.
Von da aus starten wir eine Wanderung auf Farmwegen. Wir kommen zu einem Hide über einem Damm und gehen dann in einem großen Kreis weiter zurück zur Campsite. Unterwegs sehen wir in der Ferne noch eine Herde von ca. 20 Weißschwanzgnus. Es sind dann 6 ½ km und 2 ½ Stunden, das reicht für die erste Wanderung.
Es geht ein starker Ostwind, und ab 14 Uhr entsteht wieder ein heftiges Gewitter. Der Regen hält mit Pausen bis zum Abend an, sehr ungewöhnlich. Wir sind froh, dass wir das tolle Haus haben. Eigentlich hatten wir eine Farmrundfahrt für den Nachmittag vereinbart. Werner und Renate kommen auch vorbei, aber sie meinen, dass das Wetter zu instabil ist. In Windhoek hat es stark gehagelt. So trinken wir nur einen Gin Tonic zusammen. In der Dämmerung fliegt eine große Eule einen Kreis ums Haus.
Da das Wetter so schlecht ist, beschließen wir, im Haus zu schlafen. Die Couchecke hat dicke Polster, aus denen wir eine Matratze auf dem Boden machen. Zusammen mit den Kopfkissen und der Daunendecke aus dem Zelt ist das ganz perfekt. Nachts regnet es immer mal wieder.
Mo - 17.10.2022
Teufelskrallen Lodge
Früh um 6 Uhr kommt erneut ein starkes Gewitter auf. Das ist sehr ungewöhnlich, Gewitter bilden sich typischerweise am Nachmittag. Irgendwas ist unnormal. Nach 7 Uhr stehen wir auf, der Regen lässt nach, nur starker Wind weht. Zum Glück wird es besser, das Zelt trocknet durch den Wind, und später kommt auch die Sonne heraus. So können wir das Zelt wieder zusammenklappen und mit der Plane abdecken, wir brauchen es für einige Tage nicht mehr. Der einzige „Nachteil“ von Hexenkessel ist das fehlende Internet, nur WhatsApp kommt sporadisch durch. Oder man kann auf das nahegelegene Windrad hinaufklettern, oben hat man Empfang.
Gegen Mittag fahren wir los, eigentlich wollten wir nach Kalkrand zur Lodge über Nebenstraßen fahren, aber mit dem vielen Regen wollen wir die Schotterpisten vermeiden, weil es in dem Teil der Kalahari auch viel lehmigen Untergrund gibt, wo das Wasser nicht versickert. Deswegen 35 km Schotterpiste nach Rehoboth und dann 100 km Teer nach Süden. Die Landschaft ist eintönig und flach.
Die Teufelskrallen Lodge besteht aus 6 Luxuszelten, 3 km vom Ort Kalkrand nach Osten auf dem westlichsten roten Dünenkamm der Kalahari gelegen. Dusche und Toilette sind einem kleinen Anbau, den man über einen Plankenweg erreicht. Leider befinden sich die Rezeption und das Restaurant am Ortsrand von Kalkrand, so dass man zum Essen dahin fahren muss. Von den Zelten sieht man über eine weite Ebene, dahinter den Ort und die Teerstraße, abends leuchten die Lichter vom Ort, Lastwagen sind zu hören. Wir hätten die Zelte auf der anderen Seite der Düne mit Blick nach Osten zu dem nächsten Dünenzug gebaut. Für Anfänger ist es wohl trotzdem eindrucksvoll, auf so einer Düne zu wohnen, wir finden es durch die Nähe zur Zivilisation eher etwas überteuert.
Es ist immer noch bewölkt, aber warm, in der Ferne dunkle Wolken. Wir relaxen etwas, machen Internet, und Manfred stellt den ersten Blog ein. Beim Zelt grast ein Trupp Springböcke. Als Manfred zum ersten Mal die Klospülung betätigt, schwemmt er einen fetten Gecko vom Kloschüsselrand ins Wasser, fast wäre er weggespült worden. Er klettert danach einfach heraus und verschwindet, leider zu schnell für ein Foto.
Gegen 18:30 fahren wir zum Restaurant. Es sind noch zwei andere Zelte besetzt. Das Dinner ist eher durchschnittlich, Tuna Salad, Game Steak mit Couscous und etwas Gemüse, Ingwer Pudding mit Vanillesauce, Ingwergeschmack fehlt aber irgendwie. Zurück setzen wir uns noch auf die Terrasse, sind aber bald abgebrochen.
Di - 18.10.2022
Teufelskrallen Lodge
Wir schlafen gut, die Bettdecken haben gerade die richtige Dicke für die kühle Nacht. Moskitos gab es bisher nirgendwo. Auf dem Moskitonetz sammelt sich der Dung von Geckos. Nachts hören wir Geräusche, wahrscheinlich von Mäusen.
Früh 11 Grad, und es ist trocken geblieben, jetzt ist der Himmel wolkenlos. Das Frühstück ist zwar im Preis inbegriffen, aber heute lassen wir es aus, weil wir wandern wollen. Im Zelt ist ein Wasserkocher für Kaffee, und wir haben noch Bananen und Müsli.
Teufelskralle gehört zur Red Dune Lodge nebenan, die ist aber in der letzten Regenzeit abgesoffen und derzeit geschlossen. Dort gibt es Wanderwege und mehr Tiere. Wir haben einen Schlüssel zum Durchqueren des Zauns dorthin. Wir laufen nicht auf dem angelegten Weg unterhalb der Düne - es ist dieselbe Lineardüne, wo die Zelte stehen -, sondern steigen auf den Dünenkamm und laufen oben zwei km auf dem roten Sand entlang. Das ist immer toll, man kann dort gut gehen, obwohl die Düne gut mit Gras bewachsen ist, und sieht ganz viele Spuren, gerade jetzt nach dem Regen. Und man hat Aussicht. Im Tal ganz viele Bäume mit großen Siedelwebernestern. Vierbeiner sind allerdings eher rar, wir sehen nur ein Gnu und Springböcke, einer davon ist ganz dunkel, sowas haben wir noch nicht gesehen. Nach 5 ½ km und knapp drei Stunden sind wir wieder zurück. Die Temperatur ist angenehm, „nur“ 28 Grad.
Mehrere Paare sind beim Abendessen. Unser Rinderfilet bestellen wir medium bzw. medium rare. Kurz nachdem wir das Essen bekommen haben, kommt die Bedienung und entschuldigt sich, dass wir versehentlich die well done Steaks eines anderen Paares bekommen haben. Wir sollen die Fleischstücke auf einen separaten Teller legen, später bekommen wir die richtigen. Die sind aber so dünn und durchgebraten, dass man sie auch als well done ansehen kann. Die Bedienung entschuldigt ihren Fehler damit, dass sie erfahren hat, dass ihre Großmutter gestorben ist.
Mi - 19.10.2022
Burgsdorf Guest Farm
Früh laufen wir ein wenig in den Dünen hinter den Zelten. Der Bereich ist klein, weil bald ein Zaun kommt. Wir sehen, dass die Zelte 1-3 auf der Rückseite auch einen Sitzplatz haben mit Blick auf die Dünen, Zelte 2 und evtl. 3 wären dafür am besten. Für uns wäre die Teufelskrallen Lodge aber kein wünschenswertes Ziel mehr. Danach fahren wir zum Frühstück, von der Auswahl nehmen wir English Breakfast mit Bacon und Rührei. Zurück langsam packen und gegen 10:30 weiter nach Mariental. Am Schluss retten wir noch eine Eidechse aus der Duschwanne, sie kommt nicht alleine heraus so wie die Geckos.
Bei Hexenkessel hatten wir noch ein komisches Erlebnis. Die Hupe ging bei der Ankunft nicht mehr, bei Losfahren war sie ok. Manfred hat an der Verkabelung gesucht, und mit Kriechöl probiert, aber keine Verbesserung. Nach einer Stunde Fahrt hatten wir dann die Hupe spaßeshalber probiert, und sie geht wieder – Selbstheilung!?! Dafür geht der Rückfahrscheinwerfer nicht, da wissen wir aber nicht, ob das von Anfang so war.
Die Hauptstraße nach Keetmanshoop und Südafrika ist erstaunlich leer, es muss an den hohen Benzinpreisen liegen, auch hier über 20 N$/L. In Mariental kurzer Einkauf im großen Spar Supermarkt und getankt. 120 km weiter nach Maltahöhe. Diese Strecke ist die ödeste in ganz Namibia, flach, nur Steine, wenig Gras, Büsche, aber kaum Bäume. Durch Maltahöhe fahren wir nur durch, dann sind es noch 17 km zum Abzweig zur Burgsdorf Guest Farm. Die Piste ist sehr schlecht und rau, aber bald sehen wir einen Grader bei der Arbeit, da wird es besser.
Von der Straße ab durchs Tor dann noch 10 km zur Farm. Auf halber Strecke ein Tor mit einem Keypad, wir haben den Code bekommen. Von Burgsdorf wussten wir wenig, aber sind angenehm überrascht, eine Art Oase in der steinigen, trockenen Landschaft. Auch wenn der Name deutsch ist, die Besitzer sind Englisch oder Afrikaans. Große Anlage mit vielen Gebäuden, 5 Chalets an einem See mit viel Schilf, und noch Zimmer. Ob die Zimmer viel genutzt werden, wissen wir nicht, von den Chalets sind heute drei belegt. Von der Terrasse des Chalets können wir die Wasservögel gut beobachten, Enten, Sumpfhühner, Zwergstrandläufer, Nilgänse etc.
Große Rasenflächen, überdachte Freisitze, ein Restaurantgebäude mit großem Reetdach. Daneben ein Turm, der zu einem Geparden-Gehege gehört. Eine Katze, ein Männchen namens Garfield, läuft herum und steigt manchmal über eine Außentreppe auf den Turm. Das sieht bizarr aus. Am Abend wird gefüttert, und da kommen noch zwei Weibchen dazu, das Gehege ist 300 Ha groß, das ist jedenfalls artgerecht. Am interessantesten sind aber die Rhinos, die auch abends kommen, weil sie mit grünem Heu gefüttert werden, sozusagen als Leckerbissen, ansonsten grasen ist frei das trockene Savannengras. Es sind 5 Stück, ein Bulle, drei Weibchen und ein Kalb von 1 ¼ Jahren, das dauernd Quietschlaute von sich gibt. Sie sind hinter einer Absperrung aus Zaun und Leitplanke. Man kann ganz nah ran, und sie sogar berühren, und mit einem Stein striegeln, das mögen sie. Toll ist, sich in das Gras direkt vor der Absperrung zu setzen, da strecken sie unten ihre Hörner durch und reiben sie am Metall, dass es ganz laut kreischt. Wir bekommen noch drei Jungvögel von Spotted Eagle Owls gezeigt, die schon flügge sind und auf einem Dach sitzen. Das ist schon was Besonderes.
Das Abendessen ist reichhaltig, Kürbissuppe und ein Buffet von Huhn, Straußgulasch (leider etwas zäh), Blätterteigschnecke, darunter Springbockhack, Reis, gebratenes Gemüse, Kartoffel Wedges und Birnensalat, Pudding zum Nachtisch. Wir unterhalten uns mit einem Paar, das die erste Namibia-Reise macht. Ansonsten ist nur noch ein weiteres deutsches Paar zu Gast. Am Chalet trinken wir noch zwei Bier, eine große Eule fliegt vorbei.
Leider stellt sich heraus, dass es im Zimmer zu viele Moskitos gibt, darauf sind wir nicht eingerichtet. Und die Bettdecke ist dick, so dass wir uns nicht zudecken können, es ist warm im Zimmer. Wir lassen die Klimaanlage fast die ganze Nacht laufen. Morgen werden wir unser Moskitozelt aufstellen, für das Netz ist die Decke zu hoch.
Do - 20.10.2022
Burgsdorf Guest Farm
Früh ist es windig, wir stehen erst um 7 Uhr auf. Beim Frühstücke gibt es Eier nach Wunsch, die auf einer heißen Grillplatte zubereitet werden, mit Speck, Würstchen, Käse, Tomaten, Pilzen, Zwiebeln. Dazu Früchte und anderes mehr. Wir wollten eigentlich bald wandern, aber da wir wegen der Moskitos schlecht geschlafen haben und es so windet, verschieben wir das auf nach dem Frühstück.
Entlang einem Trockenfluss mit vielen Vögeln, besonders in einem blühenden Prosopis-Baum, auch zwei Arten von Nektarvögeln und zwei Arten von Mousebirds. Wir sind erstaunt, hier Rhino Spuren zu sehen, wir dachten, die sind nur in einem abgetrennten Bereich, später sehen wir noch viel mehr Spuren. Dann zweigen wir ab auf eine rote Düne, solche hätten wir hier gar nicht erwartet, wir sind ja noch im Hinterland der Namib. Wir finden zwei Teufelskrallen, eine davon schön groß. Hier grasen auch Rinder, dabei ein Gnu. Nach 1:20 Stunden wieder zurück, für eine längere Wanderung wird es schon wieder zu warm.
Nachmittags sind wir erst mal alleine, bis noch ein älteres Schweizer Paar kommt, und zwei Frauen aus der Gegend, die mit der Chefin plaudern, aber gegen Abend abfahren. Abends kommen die Rhinos verspätet, aber sie machen ihre Interaktionen wieder ausgiebig, Schnauben, Stärke messen, manchmal werden sie richtig laut und es staubt.
Beim Abendessen gibt es diesmal kein Buffet für nur vier Personen. Tunasalat mit Birne, Chickenschnitzel, Springbockcurry, gefüllte Kartoffeln, Kürbis gefüllt, Krautsalat, Bananendeko, Side Salat, Apple Crumble mit saurer Sahne. Leider fragt die Bedienung erst das Schweizer Paar, ob es lieber Oryx oder Chicken will. Natürlich nehmen sie Oryx und wir bekommen ungefragt das Chicken.
Wir bauen seit Jahren wieder mal unser Moskitozelt auf dem Bett auf.
Fr - 21.10.2022
Farm Helmeringhausen
Nachts bleiben wir frei von den vielen Moskitos im Zimmer, aber wir sind uns einig, dass uns das Zelt zu schmal ist, wir können darin nicht gut schlafen und werden es mit zurücknehmen. Mit Sonnenaufgang stehen wir auf, nur ein Kaffee im Zimmer, dann laufen wir nochmal am Trockenfluss entlang, diesmal etwas weiter, wo ein Stück mit größeren Bäumen beginnt. Eine jüngere Kuhantilope, noch ganz hell, und in der Ferne drei Oryxe. Ein Rotbauchwürger ruft laut. Viele Schnurrbärtchen und Webervögel.
Die Rhinos sind inzwischen wieder an die Lodge gekommen, haben sich sogar vor dem Zaun hingelegt. Zum Frühstück ein Früchtebecher mit Joghurt, Omelette mit Tomaten, Pilzen und Käse. Wir packen und zahlen, das Dinner ist sehr günstig, wir wissen nicht, ob es ein Fehler ist?
Die Piste nach Helmeringhausen ist gut und glatt, so sollten alle Schotterstraßen sein. Wir fahren über 100 km am Schwarzrand entlang, einer Randstufe, die schon vor ein paar Hundert Millionen Jahren entstanden ist. Dahinter im Osten ist das Land höher, es ist kein Bergzug. Um 12:30 Ankunft im winzigen Örtchen Helmeringshausen: eine Tankstelle, ein Hotel mit Restaurant, ein Tante-Emma-Laden. Wir tanken erst noch, aber es gehen nur 20 L rein statt 40, das Auto müsste erst etwas stehen, oder es ist generell so, dass das Auto schlecht betankt werden kann, wenn der 60 L Zusatztank nicht ganz leer ist. Im Restaurant-Garten essen gerade die Schweizer, die vor uns losgefahren sind.
Im Helmeringhausen Hotel begrüßt uns Katja, die Besitzerin. Gebucht haben wir allerdings nicht das Hotel, sondern eines der beiden Chalets auf dem Farmgelände, 4.5 km entfernt auf einem Hügel, die sich etwas hochtrabend „Boutique Apartments“ nennen. Ein Angestellter, Stevie, fährt voraus und zeigt uns das Haus. Recht luxuriös, mit großer Terrasse über Eck, ein großer Wohn-, Schlaf- und Küchenraum, und ein separates Bad. Wenn man in Bett liegt, wird man von einem ausgestopften Leopard in Lebensgröße angestarrt. Es fehlt nur ein Wasserkessel, aber wir haben ja einen in unserer Campingausrüstung.
Das Duschwasser kommt ganz heiß, auch aus dem Kaltwasserhahn, viel zu heiß zum Duschen. Das haben wir früher schon einmal erlebt. Später gibt es wieder kaltes Wasser. Dafür kommt am nächsten Vormittag kein warmes Wasser bis Manfred entdeckt, dass die Gasflasche für den Durchlauferhitzer nicht aufgedreht war.
Es hat vor einer Woche 10 mm geregnet, und es soll hier die ersten Moskitos geben. Wir hängen unser Moskitonetz übers Bett, die Zimmerdecke ist dafür geeignet. Es ist heiß (35 Grad) und windig. Die Terrasse ist zum Glück windgeschützt und im Schatten. Tolle Aussicht auf ein Trockenflusstal mit vielen großen Bäumen, in der Ferne der Schwarzrand. Abhängen ist angesagt. In der Ebene grasen viele Springböcke. Am späten Nachmittag wird es durch den Wind immer dunstiger, die fernen Berge sind fast nicht mehr zu sehen. Wir sind froh, dass wir heute bei diesem Wind nicht campen.
Es gibt einen fassförmigen Grill, den man mit einem Deckel voll verschließen kann. Die Folienkartoffeln kommen auf den Rost, nicht in die Glut, die Hitze im geschlossenen Grill ist stark genug. Dazu kommt das bis jetzt eingeschweißte Rinderfilet aus Windhoek als Ganzes. Mit unserem Solarpanel können wir den Kühlschrank immer auf < 10 Grad halten, so kann man sogar Fleisch eine Zeitlang lagern. Dazu gibt es Creamed Mushrooms aus der Dose und Weißwein/Bier. Lekker Dinner.
Abends ein Wetterleuchten irgendwo im Südosten, ansonsten kein künstliches Licht soweit man blicken kann – und das ist sehr weit - außer einem beleuchteten Wasserloch in der Ebene, zu dem Springböcke kommen.
Sa - 22.10.202
Farm Helmeringhausen
Nachts ist es im Haus erst noch warm, zwei offene Fenster sorgen für etwas Durchzug. Morgens im Haus 25 Grad, draußen 17. Wir wollen bald dran sein zum Wandern, es wird immer so schnell heiß. Runter in die Ebene und zum Helmering-Trockenfluss, erstaunlich breit. Er muss in der letzten Regenzeit mal ganz stark geflossen sein, die Spuren von angeschwemmtem Busch und Bäumen sind eindrucksvoll. Der Fluss ist gesäumt von vielen alten, großen Kameldornbäumen. Im Flusssand auch viele Steine, einige hübsche würden wir gerne mitnehmen. Wir gehen langsam, es gibt immer wieder was zu sehen. Die Vogelstimmen-Erkennungsapp hat in Europa so gut funktioniert, hier versagt sie leider. Es sind wohl zu wenige afrikanische Stimmen hinterlegt – schade. Wir gehen über die Savanne zurück. Manfred meint, zwei Löffelhunde gesehen zu haben. Wir folgen ihrer Richtung und sehen etwas, das aussieht wie ein Hörnchen, eine Manguste oder ein Erdmännchen. Bald kommt eine Fläche mit gegrabenen Bauten. Vor den Eingängen lauter Dung, zylindrisch, fast schwarz, und ein paar Zentimeter lang. So was haben wir noch nie gesehen. Nach zwei Stunden und 3.4 km zurück am Haus. Von dort geht ein kurzer, mit Steinen gesäumter Weg in die Felsen, der mit vielen zerbrochenen weißen und grünen Flaschenscherben bedeckt ist. Er führt zu einer Freiluftbadewanne! Sehr bizarr. Ein Gecko hat es nicht mehr heraus geschafft und ist völlig vertrocknet.
Am Nachmittag 37 Grad im Schatten. Wir räkeln uns auf dem Bett bei einer leichten Ventilator-Brise und lesen und dösen.
Am Abend entwickeln sich im Osten über dem Schwarzrand starke Gewitter. Von unserem Hügel aus können wir das Panorama toll beobachten. Grelle Blitze schlagen senkrecht ein. Der Donner kommt so spät, dass der Abstand mindestens 20 km ist. An einer Stelle entsteht ein großes Feuer, bestimmt durch Blitzschlag, weithin sichtbar.
Resteessen: Pfanne aus gerösteten Brotscheiben, Fleischstückchen, Kartoffeln, Käse, Eier.
So - 23.10.2022
Greenfire Desert Lodge
Am Morgen lösen sich alle Wolken schnell auf. Wir brechen wieder zum Wandern auf, diesmal den Fluss in die andere Richtung. Viele Bäume, die mit Streichholzmisteln bewachsen sind, dort sind immer viele Vögel, auch Nektarvögel. Auf der Savanne neben dem Fluss zwei Riesentrappen. Eine Manguste läuft am Flussrand, und drei Warzenschweine queren. Wir scheuchen eine Herde von 50 Springböcken auf. Im Fluss liegt eine dunkle Struktur, die müssen wir ansehen. Es ist ein ganzer Warzenschweinkopf, noch nicht so alt. Das muss ein Leopard gewesen sind. Das abgenagte Rückgrat liegt daneben. Leider sind die Hauer noch ganz fest, sonst hätten wir sie vielleicht mitgenommen.
Nach 10 Uhr fahren wir zum Hotel. Leider geraten wir dort in den Zahlungsstau einer Hummeldumm-Reisegruppe (Insider wissen, was Hummeldumm ist).
Die Piste geht nach Norden via Aubures Camping und Sinclair Gästefarm. Letztere scheint es nicht mehr zu geben, dafür steht am Eingang ausgesprüht „Sinclair Development Site“, früher war da mal eine Mine, wir waren 1992 dort Gäste.
Kurz hinter der Barby-Gästefarm sehen wir abseits der Straße viele Geier, zum Teil fliegen, die meisten am Boden versammelt, zwei Arten. Bestimmt liegt da ein Kadaver. Nach der Einmündung der D707, der Touristenstraße durch die Namib, wird die Piste schlecht und wellig, sie führt auch Richtung Sossusvlei, wo alle hinfahren. Beim Ort Betta der Abzweig nach Westen, wo auch der Eingang von Namibrand Nature Reserve ist.
Vor Namibrand, südlich davon, ist der Eingang zur Greenfire Desert Lodge, für die Gegend eher noch niedrigpreisig, mit 150 € ppn VP und einem Gamedrive pro Tag. Die Lodge liegt 7 km von der Straße, in dem typischen Namib Gebiet mit weiten grasbewachsenen Ebenen, darin kleine Baumgruppen entlang an Senken, schwarzen Inselbergen als Aufwölbungen von Vulkanismus, und größere Berge teilweise mit Dünensand bedeckt. Was fehlt, sind die roten, niedrigen Dünen wie bei Namibrand. In den Ebenen viele Oryx und Strauße - und überall Lerchen. Man kommt zuerst zu einem Farmhaus, wo die Manager (Etienne und Sanet) und das Personal wohnen. Die Lodge ist noch einen km entfernt am Rand eines Hügels aus rotbraunen Felsen. 6 Zimmer, in der Mitte ein Zentralbereich und ein Pool, davor ein Wasserloch. Die Anlage ist eher zweckmäßig als chic, und die Zimmer sind klein. Außer uns ist noch eine nette französische Vierergruppe da. Es gibt Lunch, und wir schwitzen wie bisher noch nicht, obwohl es nur 33 Grad hat. Am nächsten Tag erklärt uns Etienne, dass die Luftfeuchtigkeit sehr hoch war, eine Tropical Depression ist durchgezogen.
Um 17:30 ein Gamedrive mit Isaac, 2 Stunden und 17 km durch das Gelände. Es grenzt an Namibrand und hat keinen Zaun dazwischen. 50 Meter neben dem Weg sehen wir eine gelbe Kapkobra kriechen. Es ist erst das zweite Mal, dass Isaac hier eine sieht. 5 Giraffen stehen unter Bäumen. Es hat vor einer Woche 22 mm geregnet, für hier sehr viel, seitdem kommen mehr Tiere aus anderen Gegenden. Der Wind weht heftig aus Westen und hat die aufziehenden Regenwolken wieder weggeblasen. Sundowner an einer Stelle, wo uns der Guide ein Pärchen Löffelhunde gezeigt hat. Er erklärt uns die Klicklaute seiner Nama-Sprache.
Nach zwei Stunden zurück, Abendessen mit Tomatensuppe (zu pappig), gemischter Salat, dickes Rinderfilet (sehr gut), mit Krautsalat (seltsamerweise als Sauerkraut angekündigt), Möhrengemüse, Pommes. Nachtisch Carrot Cake. Leider hat das Zimmer ein Problem, es hat zwar zwei größere Fliegengitter, die für Durchzug sorgen sollten, das tun sie aber nicht, es ist einfach zu heiß, ohne Klimaanlage und Ventilator. Beim Zubettgehen 31 Grad im Zimmer, morgens noch 28 Grad. Außerdem gibt es noch einige Moskitos, und man kann kein Netz aufhängen. Wir schlafen schlecht.
Einschub: Wir haben ja ganz verschiedene Unterkünfte. Irgendwas passt aber fast immer nicht, wenn es nicht ein reines Selbstversorgerhaus ist, wo wir selber kochen und unser Moskitonetz aufhängen können:
Teufelskralle: 115 € ppn DBB, schönes, großes wohltemperiertes Zelt, eher schlechtes Essen, keine organisierten Aktivitäten.
Burgsdorf: 80 € DBB ppn, verkauft als Gästefarm, aber eigentlich eine tolle Lodge, gutes Essen, Rhinos, Geparden. Sie könnten mehr verlangen. Das Zimmer hat zwar Klimaanlage, ist aber nicht schnakendicht und hat kein Moskitonetz.
Greenfire Lodge: 150 € ppn VP, tolle Lage, Gamdrives im Preis dabei, Essen ok, Zimmer ungenügend.
Fazit ist irgendwie, dass Lodges in Namibia inzwischen wohl sehr teuer sein müssen, um keine Abstriche zu haben. Die Preise, die wir dafür sehen, liegen aber locker bei 300 € ppn bis wesentlich mehr. Wir glauben, dass dann das Preis-/Leistungsverhältnis schnell problematisch wird, wieviel mehr bekommt man dafür? Das richtet sich dann nur noch an reiche, internationale Touristen, die überall auf der Welt die gleichen Standards haben wollen. Die Selbstversorgerhäuser liegen oft um die 50 € ppn und sind meist sehr schön.
Mo - 24.10.2022
Greenfire Desert Lodge
Nach 5 Uhr wachen wir auf, weil immer noch ein Moskito unterwegs ist. Wir wollten eh sehr früh los, 5:50 Uhr starten wir mit der Morgendämmerung. In den Ebenen mit dem trockenen, dürren Gras kann man gut laufen, der Boden ist ganz eben und fest. Man muss nur aufpassen, nicht in eines der vielen Löcher im Boden zu stolpern. In der Ferne die üblichen Oryx und Strauße. Wir laufen grob auf Baumlinien zu, da sollte mehr Tierleben sein. Bald sehen wir viele Trappen, die beim Näherkommen auffliegen. In der Nähe eines großen Baums erspähen wir eine Familie von Kapfüchsen, 6-8 Stück, darunter einige Junge. Diese haben wir noch kaum gesehen. Drei Paare von Löffelhunden bei der Futtersuche, sie graben nach Insekten und Ameisen, der Sand fliegt nach hinten raus. Durch den Regen gibt es schon grüne Flächen, wo sich Wasser gesammelt hatte. Zwei kleine Hügel sehen auf Google Earth so aus, als könne man dazwischen durch gehen. Dazu müssen wir erst einen steinigen Abhang hochsteigen. Tatsächlich geht es oben flach weiter, und eine Fahrspur führt zu einem Aussichtspunkt. Wir machen uns dann direkt auf den Weg zurück zur Lodge, ab 9 Uhr wird es zu heiß, 6 km und 2 ½ Stunden, die Landschaft hier ist einzigartig.
Nach dem Frühstück haben wir die ganze Lodge für uns alleine, die Franzosen sind abgereist, und andere Gäste kommen erst morgen. So können wir den Freisitz am Pool alleine in Beschlag nehmen. Auf dem grünen Gras um den Pool herum sind dauernd viele Siedelweber und andere Lerchenartige, die an dem Gras zerren und beständig quietschen, das ist lustig anzusehen. Sie sind gar nicht scheu.
Zum Lunch gibt es Thunfischsalat und Speckbrot. Das Personal ist nur zum Kochen und Servieren da, und kommt dafür vom Farmhaus hergefahren. Etienne kommt mal vorbei, wir können ihn aber nicht so recht überzeugen, dass das Zimmer zu heiß ist. Es kann auch daran liegen, dass es das östlichste Zimmer ist, und ab dem Sonnenaufgang aufgeheizt wird. Besser wären wahrscheinlich die Innenzimmer 2,3,4. Wir werden heute im Dachzelt schlafen, das Wetter ist stabil trocken. Der Pool ist sehr kalt, es reicht, die Füße hineinzuhängen, das wirkt auf den ganzen Körper.
Der Abenddrive ist für uns zusammengestellt, wir fahren erst zum Anschauen der Campsite hinter unserem Berg, es ist eine große Site mit viel Platz für Gruppen. Drifters Tours kommen hier öfter vorbei, ansonsten wird die Campsite nicht vermarktet. Sie liegt so, dass sie ab Nachmittag im Schatten ist, das ist hier ein großer Vorteil. Dann zu dem Hügel, den wir am Morgen hochgestiegen sind, dort gibt es „Musical Stones“, sie klingen wie eine Glocke, wenn mit einem Hammer darauf geschlagen wird. Es liegt am Metallgehalt des Gesteins. Weiter in den Südwesten des Gebiets, hier halten wir an einer „echten“ Lineardüne, schade, dass es hier nicht so viele gibt. In der Ferne sieht man die Lichter einer anderen teuren Lodge, die nicht zu Greenfire gehört. Beim Sundowner-Stop ist die Sonne schon untergegangen, macht nichts. Die Barking Geckos fangen an zu klicken.
Abendessen mit Pilzsuppe, Hake Fisch (Seehecht), natürlich aufgetaut, Zitronenmajonnaise, halber Kürbis mit Zimt, Couscous mit Erbsen (zu viel), Möhrenjulienne-Gemüse, Rote Bete-Salat, zum Nachtisch Apple Tart mit einem Spritzer Sahne. Um 21:45 ins Zelt, das ist eher spät für uns.
Di - 25.10.2022
Kronenhof Lodge
Früh wieder gegen 6 Uhr zum Wandern. Diesmal um den Berg herum, an dem die Lodge liegt, ein Kreis von 6 km. Mehrere Trappen, eine Stelle mit Bushman Pits aus rund gelegten Steinen. Ein Oryx sieht uns erst, als wir schon recht nah sind. Nicht weit weg in der Ebene „Chocolate Mountain“, ein schwarzer Vulkankegel. Ein Fahrweg führt zu einem Farmdamm, dahinter ein kleiner Pass, nur zu Fuß passierbar, oben sehen wir das Tal mit der Campsite, nach 2 Stunden. Wir hätten jetzt noch eine halb Stunde zu gehen, aber Isaac kommt uns mit dem Auto entgegen. Das Trinkgeld gestern Abend war anscheinend gut genug. Frühstück wie gestern, Kaffee, Saft, Müsli mit Joghurt und frischen Früchten, Toast mit Käse und Schinken, Trockenfrüchte, Eier und Bacon nach Wunsch.
Etwa 10:40 los, Getränke am Farmhaus bezahlt, und auf den Weg nach Kronenhof. Es sind nur 45 km, aber wir wollten vor dem nächsten Selfcatering-Farmhaus, das etwas weiter weg ist, noch einen Camping-Stop einlegen. Die Kronenhof Campsite kennen wir schon vom April 2021. Die vier privaten Campsites dort sind ganz ausgezeichnet, betonierter Freisitz mit Blick nach Osten, also Schatten am Nachmittag, großes Schattendach, 220 Volt, großes schickes Waschhaus, besser geht es kaum. An der Rezeption mit Wifi das Internet abgewickelt, Mails, Blog, etc. Manfred liest dann immer noch ein paar Weltnachrichten, aber nur die Überschriften. Der Manager erinnert sich noch an uns und schenkt uns eine Oryx-Bratwurst.
Auf der Campsite sind ein paar Sachen zu reparieren. Bald kommen ein paar Vögel, wir streuen ihnen ein paar Keksbrösel hin. Einer der Vögel ist uninteressiert an den Bröseln, aber pickt alle die Ameisen auf, die anfangen, die Kekse wegzuschleppen. In der Ferne eine Giraffe, sie kommt aber nicht näher. Abends Vegetable Curry und die Oryx-Bratwurst, damit es nicht zu vegetarisch ist. Der Abend ist angenehm, gar nicht mehr heiß. Und hier auch keine Moskitos.
Mi - 26.10.2022
Gamis Farm
Früh eine kleine Wanderung zuerst in dem Trockenfluss, der an den Campsites vorbeiführt. Viele frische Giraffenspuren im Sand. Viele Eidechsen. Eine kleine Gottesanbeterin, die täuschend ähnlich wie gelbe Grasstengel aussieht. Zurück durch die Grasebene: Blessböcke, Springböcke, Strauße. Viele Vögel, aber hauptsächlich kleine braune. Auch mehrere größere Schwärme von Blutschnabelwebern, die das Synchron-Fliegen so gut beherrschen. Ein Vogel fliegt vor uns kurz auf, wir sind gleich an dieser Stelle, aber er ist verschwunden! Wir fragen uns, ob sich Wachteln in einem der vielen Erdlöcher hier verstecken können.
Wir fahren zum kleinen Ort Betta zum Tanken. Mobilfunk hat der Ort nicht – oder er ist wieder mal ausgefallen. An der Tankstelle wird Wifi nach Volumen verkauft. Aber direkt am Tankstellen-Shop gibt es auch Mobilfunk.
Vorbei am Schloss Duwisib geht es Richtung Maltahöhe. Hinter Duwisib wird die Landschaft eintönig, flach, baumlos und bleibt so bis zur Gamis Farm, nur unterbrochen vom Fish River. In Maltahöhe einkaufen - bis Windhoek gibt es auf 650 km und für unsere restlichen 14 Tage nur noch den kleinen Laden im Wüstennest Solitaire. Deswegen haben wir bei den nächsten Unterkünften einige Barbecue-Packs vorbestellt und wo möglich Dinner.
Das Gamis-Famhaus liegt oben auf einem Hügel über einem Trockenfluss, in der weiten Ferne sieht man die Naukluftberge. Wir werden von Susanne begrüßt, einer Schweizerin, die seit 17 Jahren in Namibia lebt, vorher was mit Software gemacht hat, und nun das Projekt „Childrens Camp Namibia“ hier auf der Farm betreibt. Schwarze Jugendliche, auch behinderte, sollen eine praktische Ausbildung in Agriculture, Handcraft, Household, etc. bekommen. Es sind über 20 hier. Die Situation erscheint etwas kompliziert. Die Farm gehört der Familie Diekmann, wohl schon älter, die inzwischen in Deutschland leben. Es gibt auch einen Sohn, Status und Aufenthalt für uns unbekannt. Die Farm wurde Anfang dieses Jahres für 25 Jahre von dem Projekt gepachtet, aber der Pachtvertrag ist inzwischen wieder vom Besitzer gekündigt worden. Wir fragen aber nicht weiter nach, welche Schwierigkeiten es gegeben hat. Es gibt Hühner und Gemüseanbau unter einem großen Netz für den Eigenbedarf. Bis vor einigen Jahren gab es hier eine Tankstelle und einen Laden.
Die Lage ist fantastisch, toller Blick in die endlose Weite. Wir sind eine Etage tiefer auf halber Höhe im alten Farmhaus. Da könnte eine Großfamilie wohnen. Das Farmhaus ist wirklich „historisch“, allerdings gibt es nicht mehr viele Möbel. Teile der Stromschalter sehen aus wie vor hundert Jahren. Unser Schlafzimmer hat ein ganz neu renoviertes Badezimmer dabei. Es gibt eine Art geschlossene Veranda mit großen Gazefenstern. Das ist gut, weil den ganzen Nachmittag ein starker Wind weht.
Heute essen wir abends oben beim Projekthaus. Orangeroter Sonnenuntergang. Wir sitzen zusammen mit Susanne und Annette, einer Schweizer Praktikantin, die vorher bei Eco Training in Südafrika eine Game Guide Ausbildung gemacht hat. Es gibt Kudu Filet (etwas zu zäh für Filet), Corn Fritters und Kürbisgemüse, zum Nachtische eine fette, leckere Creme. Nach dem Essen gibt es noch eine halbstündige Konzert-Performance von einer fünfköpfigen Vokalgruppe, die auch zum Projekt gehört, und nebenbei Musik macht. Sie waren wohl auch schon in Europa aufgetreten, wollen demnächst eine CD herausbringen, und sind wirklich ganz gut. Blöde nur, dass Beatrix unter dem Tisch von Moskitos gestochen wird.
Wir haben wieder unser Moskitonetz aufgehängt, diesmal am Deckenlampenkabel, weil wir am Nachmittag einige gefunden hatten. Dass es überall Moskitos gibt, ist eher überraschend, wir hatten auch schon Urlaube vor der Regenzeit, wo es praktisch keine gab. Es muss an dem untypisch starken Regen von vor 10 Tagen liegen.
Ein Stück vom alten Farmhaus entfernt ist eine Grabstelle eines Ehepaars, wahrscheinlich die ersten Farmbesitzer, gestorben 1951 bzw. 1983. Eine heroische Inschrift ist auch da:
Besitz stirbt
Sippen sterben
Du selbst stirbst wie sie
Eins weiß ich das ewig lebt:
Des Toten Tatenruhm
Do - 27.10.2022
Gamis Farm
Die Nachttemperatur ist erträglich niedrig, wir lassen Fenster und Tür auf, weil wir das Netz haben. Früh hat es draußen nur 16 Grad, die bisher „kälteste“ Nacht. In den Eukalyptusbäumen vor uns sitzen etwa 10 kleine Greifvögel. Wir meinen zuerst, es sind Pygmy Falcons, aber später erkennen wir, dass es Black-winged Kites sind. So viele zusammen haben wir noch nicht gesehen. Wir lesen aber nach, dass sie sich abends in größeren Gruppen zum Schlafen zusammenfinden und tags wieder zerstreuen.
Wir wandern im Fluss. Eine Kuhherde kommt uns entgegen, ganz schöne Tiere mit Hörnern, alles Kühe bis auf einen riesigen Brahman-Bull. Sie sind sehr misstrauisch, verhalten sich etwas unberechenbar, und beäugen uns dauernd. Eine Kuh schüttelt ihren Kopf als Drohgebärde, genauso wie es Elefanten tun. Wir gehen vorsichtig an ihnen vorbei. Im Fluss ist noch ein Wassertümpel, an dem Hunderte von kleinen Vögeln trinken, alle braun und nicht so einfach zu identifizieren. Die Kühe kommen dann auch dahin zum Trinken, während wir die Vögel beobachten. Auch mehrere Trupps Flughühner kommen hierher. Zurück über eine Fahrspur, die den Fluss kreuzt, so müssen wir nicht durchs Gestrüpp zurück, zwei Stunden und vier km. Inzwischen ist der Strom im Haus ausgefallen, die Batterien der Solaranlage sind wohl nicht mehr gut genug, um über Nacht genug Kapazität zu halten. Über ein Walkie-Talkie fordern wir Wartung an, das klappt dann auch.
Tagsüber abhängen. Wir wollten eigentlich das Barbecue-Pack, das wir von Susanne bekommen haben, grillen, aber es lohnt sich nicht, dafür den Grill anzuwerfen, die Pfanne reicht. Es sind ein Brötchen, zwei Bratwürste, ein kleines Stück Spareribs und ein fettes Kotelett (Schaf?). In der Dämmerung landen zwei Reiher in den Bäumen – sehr seltsam, was die hier wollen? Abends setzen wir uns in den „Garten“ und schauen dem jungen Mond zu, wie er sich durch den Skorpion bewegt. Leider mit einigen Moskitos.
Fr - 28.10.2022
Camp Gecko
Roter Sonnenaufgang. Die Kites sitzen wieder in den Bäumen, es müssen mindestens 15 sein. Wir wandern im Fluss in die andere Richtung, sehen die Reiher jetzt besser, es sind zwei Graureiher. Und dann fliegt ein Pelikan herum, wir glauben es kaum. Irgendwann sehen wir die Erklärung, es gibt nicht nur den Tümpel von gestern, sondern an einem Damm im Fluss noch zwei weitere Wasserstellen. Deswegen sind die Wasservögel hier, auch ein Regenpfeifer, wohl auf der Durchreise. Beim Weiterlaufen sehen wir, dass der ganze Fluss hier auf einem halben km eine Art Senke bildet und deswegen oft Wasser hat, in einer ansonsten trockenen Umgebung. Das erklärt auch die Moskitos. Beatrix hört Bienenfresser, wir sehen sie aber nicht. An den Tümpeln ganz viele kleine Vögel, deswegen auch die Kites in so großer Zahl, sie müssen hier ein Festessen haben.
Gegen 10 Uhr brechen wir auf, vorbei an Büllsport durch die Naukluft hinab in die Namib. Ababis Farm, wo wir schon öfter waren. 15 km weiter das „berühmte“ Solitaire, mit Tankstelle, Shop und Apfelkuchen-Cafe. Da stehen immer mindestens ein Dutzend 4x4 auf dem Weg von Swakopmund oder anderen nördlichen Richtungen nach Süden zum Sossusvlei. Wir tanken und bekommen immerhin Wasser, Bier, und Milch (auf Nachfrage). Kleiner Lunch mit Käsegriller in der Blätterteigpastete, Apfelkuchen und Kaffee.
Die nächsten 10 km auf der Hauptpiste sind wie üblich schlechtes Wellblech, dann der Abzweig zum Spreetshoogte Pass - an dieser Piste liegt nach 18 km das Camp Gecko. Um 13:10 Uhr an der Rezeption, wir klingeln, später kommt ein schwarzer Arbeiter und erklärt uns, dass die Manager bei den Nachbarn sind. Er weiß aber nicht, welches Zelt wir haben. Nach einem Anruf von ihm bei Björn sind wir in #4. Björn meint aber, Check-In sei erst ab 14 Uhr, und wir sollten noch eine halbe Stunde warten, damit er „uns alles erklären kann“. Wir sagen, dass wir schon mehrmals hier waren und uns auskennen. Irgendwie dürfen wir dann los, weil der Arbeiter weiß, dass das Zelt schon fertig gemacht wurde. Alles etwas zu preußisch, vor allem die Check-In-Zeit von 14 bis 16 (!) Uhr. Und wenn man den Check-Out von 10 Uhr überzieht, muss man 50 % aufzahlen.
Die Zelte sind ein paar km hinter einem Berg, mit Blick auf eine weite Savannenebene. Am Horizont der Gamsberg. Es gibt zwei einfache Zelte und drei doppelstöckige, wo man oben schlafen kann. So eines haben wir, wir wollen da aber gar nicht schlafen, sondern den Raum unten als Aufenthaltsraum und Schatten nutzen. Oben vor dem Schlafzelt ist eine Plattform mit zwei Sesseln, das ist schön für den Abend, nur den ganzen Tag über brennt die Sonne zu sehr darauf.
Schwach ist, dass es kein Licht gibt, für den Preis von 66 Euro die Nacht sollte so was dabei sein. Es gibt ein Klappsofa unten, Manfred macht ein Schläfchen. Es gibt ein Wasserloch, da ist aber nur eine kleine Pferdegruppe.
Abends machen wir Gnocchi mit Tomatensoße, Biltongstückchen und Käse in der Pfanne. Leider wird der Abend etwas gestört, weil bei Sonnenuntergang noch Gäste für zwei Zelte ankommen. Etwas mit denen stimmt nicht, der Chef kommt noch mehrfach zu ihnen angefahren. Und um 20:40 Uhr kommt noch ein Auto für ein weiteres Zelt, das anscheinend erst noch geputzt und vorbereitet werden muss. Es scheinen insgesamt mindestens 5 Leute mit nur einem Auto zu sein, vielleicht haben sie ein Problem.
Leider auch hier Moskitos, so oft kennen wir das von den letzten Reisen nicht. Wir hören Schakale, längere Zeit eine Nachtschwalbe und eine Eule rufen.
Sa - 29.10.2022
Namibgrens Gästefarm
Wir stehen bald auf und sind unterwegs als die Sonne aufgeht. Wir laufen in die Savanne hinaus, bis wir einen kleinen Trockenfluss erreichen, an dem wir entlang gehen. Leider gibt es keine Vierbeiner und wenig Vögel, das ist enttäuschend. Wir haben keine Erklärung, weil es Gras im Überfluss gibt.
Wir bleiben länger, weil es nur 30 km zur nächsten Unterkunft sind und wir nicht zu früh kommen können. Der Chef und ein Angestellter reparieren und reinigen das nächste Zelt, aber er fährt wieder ab, ohne bei uns vorbeigeschaut zu haben, finden wir komisch. Um 12:30 fahren wir zur Rezeption, aber da ist wieder niemand. Die Manager hier sind nicht unser Fall.
Die Piste geht weiter Richtung Spreetshoogte Pass, hinauf ins zentrale Hochland, von 1100 m auf 1800 m auf kurzer Strecke, mit bis zu 22% Steigung. Das Steilstück ist geteert oder gepflastert, mit engen Kehren. Wir schaffen das nur im ersten Gang. Ein wirklich spektakulärer Aufstieg. Oben ein Parkplatz mit immensem Weitblick. Zwei andere Autos stehen da, die Leute möchten sich von uns vor diesem Hintergrund fotografieren lassen.
Nach der eigentlichen Passhöhe steigt das Land immer noch etwas an bis nach 5 km der Eingang zur Namibgrens Farm kommt auf 1840 m. Hier haben wir vor vielen Jahren mal gecampt. Es gibt Campingplätze, Zimmer im Farmhaus, und Villen. Wir haben für zwei Tage eine Reetdach-Villa gemietet, mit drei Schlafzimmern, zwei davon in separaten Bungalows, die gar nicht aufgeschlossen sind für uns zwei. Es gibt 6 solcher Villen, und sie sind alle spektakulär, riesig groß und in die Felsen eingebaut, mit großen Felsblöcken als Teil der Zimmer. Unser Aufenthaltsraum mit Küche, Esstisch, zwei Sitzecken, Kamin, ist bestimmt 150 qm groß, mit einer riesigen Fensterfront, das offene Dach 10 m hoch. Kann man nicht beschreiben, nur über Fotos. Genauso das Schlafzimmer mit Bad. Eine Terrasse mit Grill und eine Terrasse vor dem Schlafzimmer.
Es gibt ein kleines Problem, als wir ankommen: der Kaltwasserhahn an der Spüle ist undicht und vibriert laut. Wir suchen erst mal das Absperrventil und drehen es zu. Später ersetzt die Maintenance die ganze Armatur. Die Villa kostet nur 135 Euro für uns zwei pro Nacht.
Fantastischer Ausblick auf die Hochebene und die Berge herum. Ein großer Farmdamm ist voll Wasser in der Ferne. Hier oben ist es im Durchschnitt 10 Grad kälter als in der Namib und 5 Grad kälter als in Windhoek. Es ist Wochenende, und die meisten Villen sind belegt. Das sieht man aber nur abends an den Lichtern, tags bekommt man nichts von den anderen Villen mit.
Wir haben Dinner bestellt, das um 19 Uhr angeliefert wird (für nur 300 N$ pp):
Roasted Butternut soup with al light malay curry
Beef fillet medium-rare with a portebilini mushroom sauce
Broccoli and rosemary and garlic baby potatoes
Chocolate brownies
Alles perfekt, dazu ein guter Dutoitskloof Cabernet Sauvignon Shiraz.
Abends setzten wir uns auf die große Veranda vor dem Schlafzimmer und bewundern den südlichen Sternenhimmel, inklusive Satelliten und Sternschnuppen.
So - 30.10.2022
Namibgrens Gästefarm
Nachts sind wir mal wach und schauen raus, am Horizont im Nordosten der Lichtkegel von Windhoek, 145 km Luftlinie entfernt. Zum Frühstück besuchen uns zwei Hörnchen, die irgendwie durch das Dach hereinkommen. Eines packt ein großes Messer, mit dem Manfred Trockenfrüchte geschnitten hat, und schleift es ein Stück mit. Wir verpacken alles Essbare sicher, sehen aber später, dass am Plastikverschluss der Ölflasche und Saftflasche genagt ist.
Es ist bewölkt, und irgendwo in der Ferne fällt auch etwas Regen. Ideal zum Wandern durch die Felslandschaft, gemischt mit breiten Tälern dazwischen. Einige Trupps von Pavianen rennen von uns weg. Wir laufen eine große Schleife, steigen durch zwei Zäune, und kommen zum Schluss zu dem großen Farmdamm, der seit zwei Jahren wieder voll ist, nachdem er 8 Jahre trocken war. Viele Enten, Nilgänse, einige Kormorane, ein Graureiher, Ibise, Säbelschnäbler - und sogar 15 Pelikane, die hierher gefunden haben. 10 km und 3 ½ Stunden, das ging nur wegen der Bewölkung.
Am Farmhaus nehmen wir noch Bratwurst und Lamm-Kotelettes mit, wir grillen heute selbst. Das letzte Stück Weg nehmen uns die Besitzer, die auch übers Wochenende hier sind, noch einen halben km mit, weil wir sie gerade treffen, als sie von ihren Haus zu einem Farmdrive rausfahren. Ihr Haus ist noch größer als die Villen, aus mehreren Gebäudeteilen. Die Tochter erzählt uns, dass sie mal die Farm erbt und dann die fünfte Generation hier ist.
Nachmittags wieder Abhängen, später ziehen mehr Wolken auf, und es fallen gegen Abend ein paar wenige Tropfen. Die Grillbriketts brauchen etwas Nachhilfe, bis sie richtig brennen. Alufolienkartoffeln rein für den nächsten Tag. Die Bratwurst ist ganz ok, aber mit den stark durchwachsenen Lamb Chops können wir einfach nichts anfangen, wir werden nie verstehen, wie man davon begeistert sein kann. Zum Dinner noch Reste von Gnocchi, Couscous, Paprika, Brokkoli, Rinderfilet von gestern. Abends wieder auf der Veranda, diesmal ohne Sterne.
Mo - 31.10.2022
Barkhan Dune Retreat: Okanti
Früh ein oranger Sonnenaufgang mit Wolken. Die Baumratten besuchen uns wieder zum Frühstück (wir haben im Farmhaus gefragt, was das genau ist). 5 km Wanderung entlang einer Piste in die Berge mit schönen Ausblicken. Eine größere Katzenspur auf dem Weg, wahrscheinlich ein Leopard. Es gibt hier sehr viele Kühe, wahrscheinlich Nguni-Rinder aus Ostafrika - und viel von ihrem Dung. Ein paar Aloen und Elephant Foot Pflanzen.
Um 10 Uhr fahren wir zum Check-out, es sind noch einige Gäste beim Frühstück, das man am Farmhaus auch bekommen könnte. Bei der Pass-Runterfahrt halten wir nochmal an zwei Aussichtspunkten. Runter geht es auch teilweise im ersten Gang, damit die Bremsen nicht heiß werden. Unten wird die Luft wieder heiß.
Nach 35 km erreichen wir Barkhan Dune Retreat, eine Lodge 3 km von der Piste in einem Talschluss. Es gibt 6 Chalets, ein Honeymoon Haus abseits und unser Selbstversorgerhaus Okanti 500m von der Lodge in das Tal eines kleinen Trockenflusses gebaut. An der Rezeption begrüßt uns Gerda (afrikaanse Aussprache: Cherda), sowie zwei zahme Erdmännchen, Maja und ihre Schwester.
Unser Haus ist großzügig, großer Aufenthaltsraum mit Küche, daneben Bad und Schlafzimmer, davor auf der ganzen Länge ein Balkon mit schönem Blick zu den Bergen im Osten. Es gibt sogar Aircondition und Wlan.
Um 18:15 gehen wir die 500 m zur Lodge zum Sundowner Drive mit Nicky, Gerdas Mann (Gerdas Sklave laut seiner Aussage), der sehr humorvoll ist. Noch zwei andere deutsche Gäste, ein jung verheiratetes Paar, sind auf dem Drive. Sie erzählen uns, dass sie eigentlich das luxuriöse separat gelegene Häuschen Kuangukuangu gebucht haben. Als sie gestern Abend nach dem Dinner dorthin zurückgekommen sind, waren da mehrere große Spinnen, wahrscheinlich Flatties (wall spiders). Sie haben sie gejagt, aber die Spinnen sind so schnell, dass sie sie nicht bekommen haben. Entsetzt sind sie dann zur Lodge gefahren und haben darum gebeten, eines der Lodge-Häuschen zu bekommen.
Die ganze Gegend hier gehört, soweit das Auge reicht, einem reichen Windhoeker, der immer mehr Farmen aufgekauft hat, zuletzt die Farm am Fuß des Passes, die früher die Campsite am Pass betrieben hatte, wo wir schon gecampt haben. Sie mussten wegen der jahrelangen Dürre aufgeben. Ansonsten gibt es hier in der weiten Umgebung nur noch Camp Gecko und das Privatgebiet eines reichen Franzosen, sowie die Farm von Bushman und Yuri, wo wir übermorgen hinfahren werden, es sind etwa 25 Leute auf 500 qkm. Wir fahren auf das Gebiet auf der gegenüberliegenden Seite der Straße, auf den Abhang eines Berges zum Sundowner. Tiere gibt es nicht mehr viele hier, seit den letzten zwei guten Regenzeiten sind sie in die Namib migriert, weil es dort gute Weide gibt. Beatrix entdeckt trotzdem eine kleine Herde von etwa 15 Bergzebras mit Fohlen.
Nach dem Drive direkt zum Abendessen in der Lodge, Kürbissuppe, Kudu-Fleischbällchen mit Linguine und Blattspinat, Wackelpudding-Dessert. Der Weg zu uns von der Lodge ist schön beleuchtet, fast an jedem Licht sitzt ein Gecko und wartet auf Beute. Später am Abend sitzen wir auf unserer Terrasse, es gibt keine Moskitos und kaum Insekten. Eine Wohltat. Deswegen schlafen wir auch mit geöffneter Schiebetür und hoffen, dass der residente Leopard, der hier manchmal herumstreift, nicht auf die Idee kommt, mal vorbeizuschauen.
Di - 1.11.2022
Barkhan Dune Retreat: Okanti
Früh nur eine kurze Wanderung zu einem kleinen Hügel, auf dem gerade ein neues Honeymoon-Chalet gebaut wird. Die Lage ist phantastisch, aber wir meinen, es hat zu viel Nachmittagssonne und liegt zu exponiert. Nachdem die anderen Gäste abgereist sind, laufen wir um 10:30 zur Lodge und setzen uns an den Pool, um den vielen Vögeln zuzuschauen. Unterwegs ist ein Bäumchen an einer Tränke übervoll von Queleas (Blutschnabelwebern), es müssen hunderte sein, die ganz laut zwitschern und abwechselnd trinken. Als wir zurücklaufen, ist das Bäumchen nur ein dürres Skelett, vorher meinte man, es sei dicht belaubt, aber es waren nur Vögel, die das vorgetäuscht haben. Die Vögel am Pool und daneben an einem Vogelbad sind nur unscheinbar, die meisten sind Lark-like Buntings, dann noch Spatzen, Lerchen und ähnliche kleine braune.
Nachmittags abhängen. Um 16:30 holen wir an der Lodge unsere Barbecue-Packs: hausgemachte Bratwurst, je ein Stück Kudu- und Oryxfilet, Kartoffelsalat und ein Nachtisch. Dazu ein frisch gebackenes Brot. Der Grill wird angeworfen. Das Fleisch ist perfekt, beste Qualität. Es wird hier gejagt und vermetzgert. An der Lodge ist nochmal Gelegenheit, die Erdmännchen ganz nah zu sehen. Meist sitzt eines in Wächterposition und passt auf Greifvögel auf. Das andere wühlt emsig, deswegen ist die Lodge mit vielen Löchern angegraben.
Mi - 2.11.2022
Barkhan Dune Retreat: Okanti
In der Küche ertappen wir eine Maus, die nachts ihre Hinterlassenschaft verteilt hat, aber keinen Schaden angerichtet hat.
Heute ist ein Bergwandern angesagt. Von der Lodge gibt es einen angelegten Aufstieg 30 Minuten zu einem Sattel, ca. 150 Höhenmeter, tolle Ausblicke oben. Das reicht uns aber nicht, wir gehen auf die höchste Erhebung weiter, nochmal 50 Höhenmeter, mit noch überwältigenderen Weitblicken. Dann ohne Pfade weiter, um in einem großen Kreis den Berg möglichst weit oben zu umrunden und näher bei dem Honeymoon-Chalet abzusteigen. Leichte bis mittelschwere Kletterei über Felsblöcke und steinige Hänge, erst später etwas weiter unten treffen wir auf alte Tierpfade. Durch das Auf und Ab bei der Umrundung summieren sich die Höhenmeter auf 400, auch wenn der Gipfel nur 200 m über dem Startpunkt liegt. Die Knie werden irgendwann etwas weich, und nach mehr als 3 Stunden sind wir am Haus zurück. Eine tolle Bergwanderung.
Ein Geräusch in der Küche führt uns zum Dosen-Abfalleimer. Dort steckt eine Maus in unserer leeren Obstdose. Später erzählt uns Gerda, dass sie zur Zeit jeden Tag drei bis vier Mäuse bei sich fängt. Wegen der letzten beiden guten Regenzeiten gibt es viel Gras und deswegen viele Mäuse.
Den Rest des Tages bleiben wir am Haus. Manfred fotografiert ein kleines Ölleck am Getriebe, wo ein Elektroanschluss für die 4x4-Anzeige oder den Rückwärtsgang ist. Am Auspuff ist eine Gummimanschette gerissen, aber wir haben einen Ersatz. Am späten Nachmittag sehen wir dutzende Dassies aus dem Tal den Berg neben dem Haus hochsteigen, vorher haben wir sie gar nicht bemerkt. Und dann kommen noch zwei Mal je drei Klippspringer recht nah vorbei, sehr schön zu sehen. Resteessen aus Fleisch, Paprika, Kartoffelsalat, Couscous, Spaghetti und der Hälfte des Nachtisches von gestern. Der Mond im ersten Viertel steht im Zenit über uns. Es ist kühler geworden, nur knapp 30 Grad.
Do - 3.11.2022
Bushman's Desert Camp
Früh eine kurze Wanderung zum KuanguKuangu-Honeymoon Chalet und weiter zur Lodge, wo wir noch mal am Pool den Vögeln zuschauen. Die beiden Erdmännchen ziehen gerade ab. Wir zahlen und fahren gegen 10 Uhr los. Auf der Hauptstraße Swakopmund-Sossusvlei ist gerade ein Grader unterwegs, so sind die 30 km, die wir bis zum Bushman’s Desert Camp darauf fahren, besser als erwartet. Gestern hatten wir mit der Besitzerin Yuri Davies Kontakt. Sie schrieb, dass ihre Familie nicht da ist, aber dass Frans, der schwarze Manager, tagsüber in Swakopmund ist und heute Abend zurückkommen soll. Der Besitzer „Bushman“ und Yuri, seine japanische Frau, kommen wohl erst am Freitag oder Samstag mit den Kindern aus Swakopmund zurück. Ein Caretaker, der aber fast nur Afrikaans kann, zeigt uns etwas herum. Es gibt vier Campsites mit gutem Schatten und eigener Spüle und Toilette, die Duschen sind gemeinsam. Außerdem ein Hauptgebäude mit Bar und eine Anzahl aufgereihter Chalets. Die Campsites liegen etwas erhöht am Hang, mit Blick auf ein Trockenflusstal, dahinter ein naher Tafelberg und am Horizont weit weg mehr Bergketten. Blick auf ein Wasserloch vor dem Hauptgebäude mit vielen Queleas, die von einem Falken gejagt werden. Später kommen drei Oryx kurz zum Trinken. Die Temperatur bleibt unter 30 Grad, zwei kühlere Tage sind angesagt, ganz untypisch für die Namib.
Am Nachmittag kommt Frans zurück, wir klären, wo wir morgen früh auf dem Gelände herumfahren können (gegen Gebühr). Der Ausblick von der Campsite ist toll, am Wasserloch immer wieder Tausende von Queleas, die auch in den Bäumen um unsere Campsite sitzen und immer wieder mal alle auf einmal mit einem Brausen kurz auffliegen. Aus der Ferne sehen sie aus wie Schwärme von Insekten. Die Campsites haben sogar ein Schattendach fürs Auto und einen großen betonierten Aufenthaltsbereich mit Blechdach. Gegen Abend fahren wir das Auto aus dem Schattendach und stellen das Dachzelt auf. In der Dämmerung kommt ein Schakal zum beleuchteten Wasserloch.
Fr - 4.11.2022
Bushman's Desert Camp
Die Nacht ist ziemlich kalt - und früh ein Schock, nur 9 Grad! Gestern früh noch 15 Grad und vorher meist um 20 Grad. An unserer Campsite sind viele frische Schakalspuren. Beim Frühstück fliegen ununterbrochen Queleas zum Wasserloch und dann nach Süden ab. Es müssen tausende pro Minute sein.
Wir fahren einen Loop entlang zweier Trockenflüsse, dem Spaarwater, an dem das Camp steht, und dem größeren Ubib. Vorher aber zum Fuß eines Berghangs, wo wir parken. Von hier kann man auf einen Tafelberg steigen, davor ein kleiner roter Dünenzug. Fantastische Ausblicke auf Terrassen, die diese beiden Flüsse gebildet haben. Die Landschaft hier ist extrem vielfältig. Die Pisten sind gut, nur manchmal brauchen wir 4x4. Bevor wir in den Flüssen weiterfahren, noch ein Abstecher Richtung Berge, dort stehen einige Zebras am Hang, und später schauen uns fünf Oryx an. Der Spaarwater mündet in den Ubib, an dem wir entlang fahren und ihn zwei Mal queren. Zum Teil verläuft der Fluss als Canyon, mit einigen roten Steilwänden. Bei einem Ausstieg ist ein einfaches Bushcamp mit Longdrop-Toilette aufgebaut. Von dort fahren wir zurück zum Camp, insgesamt 15 km.
Abends kommen noch zwei Camper, einer schon in der Dunkelheit, der erst mal ohne Orientierung die besetzen Campsites abfährt, bevor er seine findet. Wir grillen Fleisch und Wurst von hier, Oryxhüfte, Lammscheibe, Bratwurst, dazu Couscous und Gurkensalat.
Sa - 5.11.2022
Bushman's Desert Camp
Heute hatten wir keine Übernachtung reserviert, aber bleiben noch eine dritte Nacht hier, weil es uns so gut gefällt. Früh 12 Grad, nicht so kalt wie gestern, die Nacht war trotzdem frisch. Wir wandern den Spaarwater Fluss entlang, erst vorbei am „Desert Garden“, einem mit großen Netzen gesicherten Gemüseanbau, Paprika, Zwiebeln, Limetten, etwas Spinatartiges, davor laufen Hühner herum. Später ganz einsam im Trockenflussbett, bis wir zurück müssen, sonst würde der Weg zu weit. Wir verlassen den Fluss und folgen einem Tierpfad auf die Höhe, der zum Glück genau in Richtung des Camps geht. Wir erreichen den Steilabbruch, unter dem auch unsere Campsite liegt. 7 km und 2 ½ Stunden, das reicht, weil es schon heiß wird. Die beiden Trockenflüsse sind nach vielen Jahren heuer zum ersten Mal wieder geflossen, der Spaarwater soll 1950 zum letzten Mal geflossen sein, viele der Kameldornbäume sind verdorrt, weil sie das Grundwasser nicht mehr erreichen konnten. Ohne Regen ist hier tatsächlich Wüste. Jetzt gibt es Bilder vom April mit ganz vielen blühenden Blumen, nach 220 mm Regen.
Mittags kommt ein Overlander Truck, wir befürchten schon, dass die Ruhe vorbei ist, aber sie machen hier nur Mittagspause. Am Nachmittag ziehen Wolken auf, und es ist wärmer als die letzten Tage. Manfred empfindet es als drückend, vielleicht nimmt die Luftfeuchtigkeit zu. Nach 16 Uhr kommen Bushman und Yuri mit den Kindern. Bushman ist ein Weißer, der früher ein Businessmann war, keiner scheint seinen richtigen Vornamen zu kennen. Er ist berühmt dafür, dass er nie Schuhe an hat. Nach einiger Zeit sehen wir einen Schakal am Wasserloch, was ungewöhnlich ist bei vollem Sonnenschein. Bushman nähert sich, und wir hören einen Schuss, der Schakal fällt tot um. Bushman kommt her und erklärt uns, dass es ein Problemtier war, das seit Wochen zu nahe zum Haus kommt, bei den Campsites Schuhe mitnimmt, und sich unnatürlich verhält. Zu seinen Gästen sagt er: If you feed them, I shoot them. Er, Yuri und die Kinder fahren noch zum Desert Garden und nehmen uns mit. Wegen der Blutschnabelweber, die ihren schönen Garten zerstören, die es früher hier kaum gab, muss das Gelände jetzt auch von oben mit Netzen gesichert werden, bisher haben die seitlichen Netze gereicht. Der Schakal wird zu einem Futterplatz für Geier gebracht, da können wir auch mitfahren. Wir erfahren, dass Geier 3-4 Nestern bewohnen, weil sie beim Fressen an Wildtieren Zecken aufnehmen. Diese sind voller Blut, und können davon zwei Jahre überleben, aber dann brauchen sie frisches Blut und können die Geierküken töten, wenn diese im alten Nest geboren wären. Und dann erklärt uns Bushman noch, wie wir morgen zu größeren Dünen auf seiner Farm fahren können. Die Wüste verträgt nicht zu viel Regen, erklärt uns Bushman. Wenn es regelmäßig so viel regnen würde, würden sich die Sanddünen an der Oberfläche verfestigen, und die Käfer, Geckos, Spinnen, Eidechsen könnten sich nicht mehr eingraben. Abendessen mit Fleisch von gestern, Couscous und grünen Bohnen.
So - 6.11.2022
Farm Donkerhoek West
Früh ist es stark bewölkt. Wir fahren 6 km zu den Dünen, es gibt zwei Aufstiege zum Parkplatz, den ersten schaffen wir zweimal nicht, die Auffahrt ist zu steil, der zweite Weg ist einfacher. Die Dünen sind toll, aber es ist stark bewölkt, also kein Fotolicht. Wir wandern lange herum. Es führt auch eine andere Piste hin, zu einem Picknickplatz unterhalb der Dünen, wo Bushman wohl mit Gästen hinfährt, wenn sie eine Tour gebucht haben.
Wir fahren ab nach Norden, auf der Hauptstraße Sossusvlei-Swakopmund/Walvis Bay. Bis zum Gaub Pass ist sie ok, danach schlecht und holprig bis hinter den Kuiseb Pass, wo wir auf eine Nebenstraße nach Norden abbiegen, wir wollen ja nicht zur Küste. Die „Pässe“ haben eigentlich den falschen Namen, es sind Ab- und Aufstiege durch große Flusstäler, den Gaub und den Kuiseb. Unterwegs an Aussichtspunkten „Rudel“ von Touristen, wir zählen vier große Reisebusse.
Der Himmel wird immer grauer, und es fängt an zu nieseln, später richtiger Regen, sehr ungewöhnlich. 7 km vor dem Ziel haben wir einen platten Reifen im Nieselregen. Der Wechsel mit dem Ersatzreifen vom Dach ist zum Glück problemlos, 30 Minuten Verzug. Ein anderes Auto kommt nicht vorbei. Wir erreichen die Farm Donkerhuk West, am Bergrand, bevor die flache Namib beginnt. Chris Baas begrüßt uns, er schimpft über das Wetter, es ist richtig kalt. Wir nehmen eine große Kiste Feuerholz mit und fahren zur Campsite, die wir schon kennen. Zum Glück hat sie eine überdachte Küche und ein Blechdach, unter dem man sitzen kann, denn bald beginnt es wieder zu regnen, und es hört bis weit in die Nacht nicht auf, insgesamt 17 mm, das ist sehr viel für hier. Es hat nur 16 Grad, völlig falsch für den November. Wir stellen fest, dass von dem Ersatzreifen der Ventilgummi porös ist, er wird mit 2-Komponentenkleber verklebt, wir hoffen, dass das genügt. Ansonsten müssten wir den zweiten Ersatzreifen aufziehen. Mit Mühe können wir das Feuer entfachen, später stellen wir uns ab und zu mit dem Regenschirm ans Feuer zum Aufwärmen.
Mo - 7.11.2022
Eagle Rock Lodge
Früh ist die Schlechtwetterfront zum Glück abgezogen. Wir pumpen der Ersatzreifen auf, legen einiges zum Trocknen aus, und prüfen, ob der zweite Ersatzreifen unter dem Auto, der an einer Kette hängt, gelöst werden kann. Manchmal ist die Kette eingerostet oder verklemmt. Sie ist aber frei und beweglich, so sind wir auf der sicheren Seite.
Von 9 bis 11 wandern wir durch die Berge, mit spektakulären Felsformationen. Wir sehen eine kurze, recht dicke Schlange, so ca. 30 cm mit Querstreifen, die müssen wir noch identifizieren. Der Aufstieg ist einfach, der Abstieg geht teilweise durch ein enges Bachbett, aber wir schaffen das.
Gegen 12 Uhr fahren wir weg, über den Bosua Pass Richtung Windhoek. Es sind nur 160 km, und wir planen, nach 14 Uhr anzukommen. Das wird aber nichts. Der Bosua ist noch steiler als der Spreetshoogte, aber mit mehr Schotterstücken. Den eigentlichen Pass haben wir schnell bewältigt, es kommen uns auf der ganzen Strecke nur zwei Autos entgegen, und ein Reiter, der zwei Kühe vor sich hertreibt. Danach sind es aber noch 100 km Gebirgsstraße durch das Khomas Hochland, und unser Schnitt liegt nur bei weniger als 40 km/h. Man meint, man fährt auf dem Dach der Welt, mit enormen Weitblicken, das ist die Entschädigung für die Piste. Wir verstehen, warum diese Strecke niemand benutzt, um von Windhoek nach Swakopmund zu fahren. Erst nach 16 Uhr und 4 ½ Stunden kommen wir bei der Eagle Rock Lodge an, im Hochland 30 km von Windhoek auf 1800 m.
Bei Eagle Rock hatten wir drei Nächte gebucht, weil es ein Angebot 3 für 2 gab. Uns war aber nicht ganz klar, welche Unterkünfte es eigentlich gibt. Wir hatten die Honeymoon Suite bekommen, und wir dachten, da wäre auch self-catering möglich. Letztlich war es aber so: Es gibt 5 Zimmer in einer Reihe, unattraktiv ohne Schatten davor. In derselben Reihe am Rand zurückgesetzt ist die Honeymoon Suite angebaut, mit etwas mehr Privatsphäre, aber ohne Küche und ohne Schattendach. Dazu vier Häuser, zwei davon aber dauervermietet an deutsche Überwinterer, das dritte Haus mit Küche hat unklaren Status, aber wir können nicht dort wohnen, und das vierte Haus hat keine Küche, nur eine Außenküche im Aufbau. Deswegen bekommen wir wie die beiden anderen Überwinterer auch Frühstück und Abendessen, was aber sehr gut ist. Das Essen ist im Zentralgebäude, mit Bar und Bibliothek. Große Gartenanlage mit (sonnigen) Sitzgelegenheiten und Pool. Die Chefin Ariane wohnt 50 Meter weiter in einem separaten großen Haus. 100 Meter weiter wird gerade ein neues Self-catering-Haus gebaut. Es gibt auch zwei Campingplätze etwas abseits an der Zufahrt. Auf dem Farmgelände sind auch noch zwei bewohnte Privathäuser.
Die Farm hat eine Geschichte: der ehemaliger deutscher Stahlmanager Helmut Bleks hat die Farm 1972 gekauft, als er krankheitsbedingt nach Namibia gekommen war. Daneben auf einem anderen Teil der Farm hat er über eine Stiftung ein großes soziales Projekt begonnen, Baumgartsbrunn, mit Schule, Schuldorf und Berufsschule. Gewohnt hat er auf der jetzigen Lodge, daher auch die große Bibliothek. Er ist 2005 verstorben, kurz zuvor hat er die Schule dem namibischen Staat geschenkt. Der Staat hat sich aber nicht um den Unterhalt gekümmert, irgendwie ging es aber mit Spenden von Rotary Clubs in Deutschland und anderen Förderern weiter. Der Teil der Farm mit der Lodge wurde 2011 an die jetzigen Eigentümer verkauft und hat mit Baumgartsbrunn nichts mehr zu tun.
In Sichtweite der Häuser gibt es eine Vogeltränke mit Hide, wo angeblich nachts diverse Nachttiere vorbei kommen können, wir haben aber kein Glück. Auch die Vögel sind eher rar, weil es genügend andere Wasserstellen gibt. In den Bäumen am Lodgegelände viele Nektarvögel, Weber und Go-Away Birds. Es ist hier viel kühler als im Tiefland.
Di - 8.11.2022
Eagle Rock Lodge
Am Morgen machen wir einen Spaziergang am Außenzaun der Farm entlang. Das Khomas Hochland an dieser Stelle ist aber eher langweilig, und die Farm ist nicht so groß, dass man mehrfach auf verschiedenen Wegen gehen könnte, für die restlichen zwei Tage sind wir einfach faul.
Mi - 9.11.2022
Eagle Rock Lodge
Der Ersatzreifen hat uns zwar gut hierher gebracht, aber er leckt leicht, trotz der Klebung am Ventil. Wir suchen im Internet eine passende Reifenreparatur in Windhoek am Weg. Vor der Abfahrt muss er nochmal aufgepumpt werden.
Abends gibt es Springbock-Rouladen mit Rotkraut und Klößen, Manfred hätte das nicht gebraucht, lieber ein gutes Wildsteak.
Do - 10.11.2022
Windhoek: Eden Chalets
Früh lassen wir uns noch Rauchfleisch zum Mitnehmen von der Nachbarfarm besorgen. Die drei Tage waren ok, aber auf die Dauer wäre es uns zu langweilig, weil das Farmgebiet zu klein ist und es keine Wildtiere oder interessante Trockenflüsse oder Felsen gibt. Wir möchten auch nicht immer bekocht werden.
Nach Windhoek sind es noch 30 km, langsam fängt die Straße an, aus dem Hochland abzusinken, ab dem Dan Viljoen Park ist es Teer. Die Reifenreparatur ist flott und billig, nur 9 Euro für zwei Reifen, hier in Deutschland wären es 15-40 € pro Reifen. Der platte Reifen hat ein Loch von einem Dorn und noch ein kleineres Leck. Der Ersatzreifen hatte nur das undichte Ventil, der Kleber hatte nicht richtig abgedichtet.
Dann die nächste Etappe mit der Telefonkartenregistrierung, unterwegs hat uns nämlich die MTC-App gesagt, dass wir nicht registriert sind. Wieder zum Office in Klein Windhoek und in die Warteschlange. Schließlich erfahren wir, dass wir zwar namentlich in der Datenbank eingetragen sind, aber um vollständig registriert zu sein, Fingerprints und ein Foto brauchen. Warum das vor vier Wochen niemand gesagt hat, bleibt unklar. Also machen wir das – denkste, die Geräte dazu gehen heute nicht. Wir sollen morgen zur Maerua Mall, dort ginge es.
Noch ein kurzer Einkauf, und dann zu Eden Chalets. Auto ausräumen, umpacken, etc.
Fr - 11.11.2022
Abflug
Beim Herausfahren aus Windhoek hatten wir eine Vibration am Lenkrad gemerkt, von der Vorderachse. Die Vermutung ist, dass der reparierte Reifen nicht gut ausgewuchtet ist. Also erst nochmal zum Reifengeschäft, dort wird neu ausgewuchtet, für nur 40 N$=2,50 €, in Deutschland kann das leicht 10 € kosten. Danach fühlt es sich besser an.
Die Maerua Mall ist neben der neueren Grove Mall die größte Mall in Windhoek. Gut ist, dass es unter Dach eigene Abstellplätze für höhere 4x4 gibt. Bei MTC wieder dieselbe Warteprozedur. Am Ende kommt heraus, dass hier heute die Fingerprints auch nicht gehen. Man braucht sie aber wohl nur für Zusatzleistungen, die mit der eigentlichen Registrierung nichts zu tun haben. Alles sehr undurchsichtig und verwirrend, manche Angestellten wissen das wohl selber nicht.
Wir kaufen noch ein wenig ein, Manfred ein Shirt und eine Buschhose, Beatrix ein paar Schuhe, und noch Biltong zum Mitnehmen.
Um 15 Uhr geben wir das Auto an der Halle neben Eden ab, und um 17 Uhr fährt uns Dirk zum Flughafen. Wir reden über die Bauarbeiten auf dem Gelände, und er erzählt, dass sein Haus gerade gebaut wird, und es wird nur 4 Wochen dauern, bis er einziehen kann - unglaublich im Vergleich zu hier.
Die zwei Rückflüge sind ereignislos, nur in München ist S-Bahn Chaos, von Laim zwangsweise mit dem Bus nach Pasing, wir haben die Schnauze voll, und nehmen dort ein Taxi nach Hause.