Für unsere 44. Reise im südlichen Afrika planen wir eine Route ab/bis Windhoek in den Westen und Nordwesten von Namibia. Auf dem Plan stehen das Khomas-Hochland, der Ostrand der Namib, das Erongo-Gebirge, der Ugab-Trockenfluss mit seinen Wüstenelefanten, der Westteil des Etosha-Nationalparks. Wir planen Camping, ein paar Selbstversorgerhäuser auf Farmen und Lodges in privaten Naturschutzgebieten.
Einige Bilder sind am Ende des Blogs
So - 17.10.2021
Abflug
Stine fährt uns zur S-Bahn mit Christie, die gerade in Deutschland zu Besuch ist. Am Westkreuz hält die Bahn länger, bis die Durchsage kommt, dass die Stammstrecke wegen eines Polizeieinsatzes gesperrt ist. Zum Glück kann die Bahn ab Pasing oberirdisch direkt zum Ostbahnhof fahren. Wenn wir etwas früher gefahren wären, würden wir vielleicht im Tunnel fest stecken, wer weiß, wie lange. Vom Ostbahnhof geht es fast pünktlich weiter.
Der Flug nach Frankfurt ist ein großer Airbus A350-900, eigentlich ein Langstreckenflugzeug. Er ist sogar ziemlich voll. In Frankfurt ist wieder mehr los, nicht so ausgestorben wegen Corona wie die beiden letzten Male. Der Flug nach Windhoek ist auch recht voll. Wir haben Sitze mit mehr Beinfreiheit gewählt, ganz ok. Komischerweise geht unser mitgebrachter Kopfhörer nur einseitig, obwohl die verkauften genauso aussehen. Wir haben Decken mitgebracht, weil man die sonst für 9,50 € kaufen muss. Abflug um 22 Uhr. Das Essen gibt es erst weit nach 23 Uhr. Es ist sogar essbar, Asiatischer Glasnudelsalat, Chicken asiatisch mit Reis, ein Stück Weichkäse. Bier kostet 3,50 €. Die Getränke kommen leider erst nach dem Essen, es wird also nichts mit einem Gin Tonic als Aperitiv. Ein Plastikfläschen Cognac haben wir mitgebracht.
Mo - 18.10.2021
Windhoek: Eden Chalets
Der Flug ist ereignislos. Zum Frühstück gibt es einen vegetarischen Wrap und wahlweise eine Banane oder ein Joghurt. Wir landen kurz vor 8 Uhr bei blauem Himmel. Es zieht gerade eine Kaltfront durch, gestern hatte es früh nur 4 Grad. Wir hatten alle Formulare vorausgefüllt, Immigration und Covid, und da wir vorn gesessen hatten, sind wir bald beim Gepäck. Da gibt es ein Problem, das Förderband geht nicht, irgendein Computer-Problem. Zuerst werden die Koffer einzeln reingeschoben, und von den Passagieren aufgereiht. Später läuft das Band tatsächlich an, und unsere zwei Koffer sind zeitig dabei. Am ATM keine Schlange, wir ziehen jeder zwei Mal den Maximalbetrag von 3.000 N$ (ca. 180 Euro). An einem Automat vor dem MTC-Shop bekommen wir ohne Wartezeit Voucher für unsere Telefonkarten. Die SIM-Karten haben wir von Deutschland aus regelmäßig verlängert, das kostet nicht viel. Dann rufen wir zum Abholen Manfred Gorn an. Für ihn wartet auch noch ein älteres österreichisches Paar. Sie haben noch aus der Zeit vor der Unabhängigkeit eine Daueraufenthaltserlaubnis und überwintern hier im eigenen Haus, in den Bergen in der Nähe von Kapp’s Farm, wo sie wie wir ihr Auto untergestellt haben.
Leider müssen wir feststellen, dass unser Auto-Wartungsauftrag nicht ausgeführt wurde, es wurde trotz unserer Erinnerung vergessen. Manfred Gorn ist momentan irgendwie überfordert, er hat einfach zu viele Autos und macht alles alleine. Kai, sein Sohn, erklärt uns das auch später. Sie haben aber jetzt jemanden angestellt, der das schrittweise mitübernehmen wird. Nicht einmal die Batterie wurde geladen, das Auto springt nicht an. Die Österreicher stehen glücklicherweise direkt neben uns in der Halle und machen einen Fremdstart, das dauert aber etwas, bis das Auto endlich anspringt. Wir vereinbaren, dass wenigstens das Abschmieren der Antriebswellen später noch gemacht wird.
Dann zu Eden Chalets direkt nebenan. Wir erfahren zu unseren Schreck, dass Maryke, die zusammen mit ihrem Mann Johan das Management macht, vor drei Monaten an Covid gestorben ist. Wir sind ganz entsetzt. Wir hatten ja schon gehört, dass Covid hier irgendwie auch relativ viele Jüngere tödlich erwischt hat. Unklar, was hier der Unterschied zu Europa ist. Momentan ist die Inzidenz mit 9 sehr niedrig. Vielleicht, weil der Winter vorbei ist.
Wir hängen unser Ladegerät an die Batterie. Aber nach einiger Zeit beim Probieren ist sie immer noch zu schwach. Nun muss Plan B her. Normalerweise ist unsere Zweitbatterie für den Kühlschrank von der Starterbatterie über ein Relais getrennt und wird nur verbunden, wenn die Lichtmaschine Ladestrom liefert. Manfred überbrückt das Relais, so dass die beiden Batterien parallel geschaltet sind. Dann springt das Auto gleich an.
So können wir doch in die Stadt zum Einkaufen fahren ohne zu fürchten, dass das Auto nicht mehr anspringt. Außerdem hat Manfred Gorn auch vergessen, unser Road Permit zu holen, also müssen wir das selber machen. Zum Glück kennen wir uns in Windhoek inzwischen gut aus. Nach dem Permit zum Tanken inklusive Reservekanister, dann zum Embassy Liquor Store - tatsächlich steht ein Auto mit einem roten Diplomatennummernschild davor. Gin, Tonic, Brandy, Wein und Bier. Wir sind immer wieder fasziniert, welche Weinauswahl es hier gibt. Paris, London, New York können bestimmt auch nicht viel mehr bieten. Daneben ist ein neuer Spar Supermarkt, den probieren wir gleich aus, und er ist sehr gut sortiert. Dann gibt es noch einen portugiesischen Hühnergrill auf der Straße, den wir auch schon kennen. Manfred nimmt ein halbes Peri-Peri-Huhn mit.
Zurück in Eden laden wir die Batterien weiter und räumen um. Es ist zum Glück nicht so heiß, da fällt die Anpassung leichter, und man schwitzt nicht beim Arbeiten. Pause mit Kaffee und leckerem Apfelkuchen aus dem Supermarkt. Blessböcke, Enten und anderes Getier laufen auf dem Gelände herum. Viele Arbeiter sind zurzeit da, das Restaurant wird gerade umgebaut, es wird von einem professionellen Paar übernommen. Für die wurde auch schon ein Haus gebaut. Platz ist (noch) kein Problem in Namibia. Abends Gin Tonic, Huhn, eine vegetarische Pastete für Beatrix, ein großer Avocado-Salat und Bier.
Di - 19.10.2021
Farm Claratal
Nach 6 Uhr geht die Sonne auf, es hat 8 Grad, für die Jahreszeit kühl. Die Batterie wurde über Nacht geladen und zeigt mit Ladegerät 13,6 V, das schaut gut aus. Wir räumen das Auto fertig ein, lassen einen Koffer bei Johan, und los geht’s. An einem Biltong-Laden am Weg fragen wir nach Gewürz, weil Manfred zu Hause einen selbstgebauten Biltong-Dörrautomaten hat, aber sie verkaufen es leider nicht. Dann suchen wir noch eine Bäckerei, weil uns nur noch ein Brot fehlt, die ist aber nach Auskunft weggezogen.
Raus aus der Stadt ins Khomas Hochland, den Kupferberg Pass hoch. Erst Teer, dann ziemlich schlechter Schotter. Zwei Autos begegnen uns auf dieser Strecke, mehr ist nicht los. Zur Farm Claratal sind es von der Stadt aus nur 35 km, wir kommen kurz vor 12 Uhr an. Annette, die Farmerin, begrüßt uns und erklärt einiges. Sie bietet uns sogar selbstgebackenes Farmerbrot an. Es gibt zwei luxuriöse, schön gelegene Campsites ein paar km weiter im Busch, wir sind die einzigen Camper. Wir könnten auch auf der Farm herumfahren, aber lieber laufen wir morgen früh etwas.
Im Tal vor uns laufen Springböcke herum. Der Wind hebt immer wieder mal in Böen an. Wir legen erst mal die Beine hoch. Eine Boma hat Schatten bis zum Nachmittag, dort ist auch der große Grill, ein Profi-Gerät aus Metall in einem gemauerten Ofen mit diversen Einschüben und einem Aschekasten. Das Waschhaus hat Solarlicht und zwei USB-Ladebuchsen. Warmwasser müssten wir im Donkey machen, aber es ist uns warm genug, so wie es aus der Leitung kommt.
Abends grillen wir Burenwurst und eingelegte Hühnerstücke, und zwei Kartoffeln in der Folie für morgen.
Mi - 20.10.2021
Donkerhuk West
Früh verschlafen wir fast, wachen erst um 7:50 Uhr auf. Am gegenüberliegenden Hügel zieht eine große Herde Oryxe vorbei. Von 8 bis 10 eine Farmwanderung, erst auf einem Fahrweg zu einer meteorologischen Station, die man auch im Internet findet. Zurück querfeldein, das Gras ist jetzt dürr und schütter, so geht es einfach entlang eines kleinen Trockenflusses.
Beim Wegfahren nehmen wir noch unser bestelltes, gut abgehangenes Oryxfleisch mit, 1,6 kg für 160 N$, also 6 € pro Kilo, ein Bruchteil von europäischen Preisen. Heute ist es sogar bewölkt, aus Norden ziehen immer wieder dichte Wolken heran.
Gegen 11 Uhr auf die Piste Richtung Westen in die Namib. Bis zum Us-Pass ist die Piste noch ok. Der Passanstieg führt vom Tiefland ins Hochland, also mit nur einer Steigung, wir fahren abwärts. Fast 100 km ist die Passlänge, von 1900 m auf 1300 m. Die Piste ist rauh und grobschottrig, und es geht nicht nur abwärts, sondern immer wieder durch kleinere Trockenflüsse, auf und ab. Gefühlt fahren wir durch 100 Flüsse. Das drückt massiv auf den Durchschnitt. Letztlich brauchen wir für 177 km über vier Stunden und sind froh, als wir Donkerhuk erreichen. Uns ist kein einziges Auto begegnet, was wir aber verstehen, zwischen der Küste und dem Hochland gibt es bessere Straßen, niemand, der sich auskennt, fährt anscheinend den Us-Pass freiwillig hinauf.
Die Farm Donkerhuk („Dunkle Ecke“) liegt am Rand der Namib, 20 km weiter beginnt der Nationalpark. Im Norden sieht man spektakuläre Berge. Man fährt erst zum Farmhaus, der deutschsprachige Manager Chris begrüßt uns und erklärt die Lage. Wegen der Trockenzeit werden keine Tiere mehr gefarmt. Ein Kiste Feuerholz nehmen wir auf dem Dach mit. Wir fahren einige km um einen Hügel ins nächste Tal bis zum Bergrand. Es gibt dort drei Camps: ein Tented Camp, ein größeres Camp für Camper und unser neues kleines Camp „Duiker‘s Den“ am Talschluss. Ein komfortables Waschhaus, eine Freiluftküche und ein Schattendach in einem lichten Wäldchen, so stellt man sich ein gutes Buschcamp vor. Wir zünden den Donkey an, für eine warme Dusche, die Fahrt war ziemlich staubig. Es hat „nur“ 27 Grad und ist bewölkt, immer wieder ziehen Wolkenfronten von Norden durch, ein ungewöhnliches Wetter. Weiter im Osten soll es laut Vorhersage regnen. In der Nähe liegt eine kurze Schlucht, wo auf Bestellung ein „Canyon Dinner“ veranstaltet wird. Die Berge rundherum sind spektakulär, alter Granit in vielen Farben, meist rötlich. Einige Vögel, meist Mountain Wheatear und Chat Flycatcher.
Abends kalte Küche, die Fleischreste vom gestrigen Grillen mit Kartoffel-/Tomatensalat. Der Sternhimmel macht sich wegen der Wolken rar, aber wir sehen die Venus im Skorpion und Jupiter/Saturn im Zenit - was für ein Unterschied zur horizontnahen Position in Europa. Später geht der Vollmond über den Bergen auf, er erleuchtet alles wie ein Spotlight. Es wird recht kühl, 17 Grad um 21 Uhr.
Do - 21.10.2021
Donkerhuk West
Heute wollen wir eine längere Bergtour machen, es ist immer noch bewölkt. Das ist zwiespältig, einerseits kein Fotolicht, andererseits ideal zum Wandern. Ein Aufstieg ein paar hundert Meter von unserem Camp entfernt ist mit weißen Punkten auf den Felsen markiert. Man kann sich an den diversen Felsformationen gar nicht satt sehen. Irgendwann erreichen wir den Endpunkt, von da sieht man auf eine weite Hochfläche der Nachbarfarm Wilsonfontein. Wir wollen natürlich nicht denselben Weg zurückgehen, sondern suchen uns einen weiten Linksbogen zurück. Die Landschaft ist offen, und das Gras ist dürr, so kann man auf Zebrapfaden ganz gut gehen, nur Dornbüsche versuchen manchmal, einen aufzuhalten. Die Pfade zweigen natürlich irgendwann von der gewünschten Richtung ab, dann kommt man mit leichter Kletterei durch die Granitstrukturen, die aussehen wie ein Spielplatz von Riesen. Manchmal stößt man auf einen Abbruch, der nicht begehbar ist, dann muss neu gesucht werden. Nach drei Stunden steigen wir durch eine Kluft ab, ein enges Tal, wo manchmal Wasser fließt, und treffen zufällig genau auf unseren Startpunkt. Wir lassen aber sicherheitshalber immer unsere Tracks auf dem Smartphone mitlaufen.
Tagsüber bleiben wir am Camp, am Nachmittag klärt das Wetter auf. Wir machen noch einen kurzen Spaziergang, während das Grillfeuer brennt. Es gibt 2/3 des Oryx, als Spieße mit Paprika und als Steaks. Dazu Couscous und eine Flasche Rotwein. Es ist immer noch kühl, und durch das Aufklaren fällt die Temperatur schnell. Bald hat es nur noch 15 Grad, das ist uns zu kalt, wir holen die noch heiße Holzkohle aus dem Grill auf die Bodenplatte und machen mit dem restlichen Holz ein ordentliches Feuer. Wenn man davor sitzt, wird der Rücken richtig schön warm.
Fr - 22.10.2021
Tsamadom
Nachts ist es ziemlich frisch, die kälteste Nacht bisher. Wir warten, bis die Sonne ins Zelt scheint. Nochmal ein Spaziergang mit Kraxelei in die Berge, 1 ½ Stunden in Campnähe. Kurz nach 11 fahren wir ab, dabei schauen wir kurz noch an den anderen Plätzen vorbei, andere Gäste waren nicht da. Als wir auf die Hauptstraße kommen, fahren tatsächlich drei Autos vorbei und machen riesige Staubwolken. Zwei der Auto holen wir bald ein, französische Touristen, sie stehen am Straßenrand, und eines hat einen völlig zerfetzten Hinterreifen. Mit ihrem Standard-Wagenheber ist so etwas ziemlich schwierig, man erzeugt für die großen Geländereifen nicht genug Höhe. Wir helfen mit unserem Hi-Lift Jack aus, sie freuen sich sehr darüber.
Unser nächstes Ziel ist nur 30 km weiter an der Straße Richtung Karibib. Es ist unsere erste Airbnb-Unterkunft in Namibia. Die Farm heißt Bethel, die Unterkunft wird aber als Tsamadom vermarktet. Wir wissen, dass uns ein Angestellter, Jakobus, in Empfang nehmen wird. Wir werden im privaten Farmhaus des Besitzers einquartiert, Kevin hat in Walvis Bay ein Business und ist wohl selten hier. Gefarmt werden Schafe und Rinder, und neu ist ein Gemüseanbau. Das Haus ist schon älter und wurde wohl über mehrere Generationen immer wieder vergrößert bzw. umgebaut. Es gibt fünf Schlafzimmer, zwei Badezimmer, eines davon hat ein Fenster zur Küche, die aber nicht mehr benutzt zu werden scheint, dafür gibt es eine große Reetdach-Lapa mit Spüle, Gaskocher und Kühlschrank, daneben ein Pool, und als Gag könnten wir uns einen Jaccuzi füllen lassen, was wir hier aber als Wasserverschwendung ansehen. Ein Billard-Tisch steht auch herum. Es gibt über eine Antenne ein 2G-Internet, mit dem man aber fast nur WhatsApp machen kann, schon Bilder sind schwer zu übertragen. Das Haus ist nicht ganz aufgeräumt, es steht manches so herum wie bewohnt, nur unser Schlafzimmer ist vorbereitet. Hüte und Jacken hängen an Wandbrettern, im Badezimmer steht ein riesiger Safe. Es gibt 220V, wenn der Dieselgenerator läuft, ansonsten Solar 12V, aber keine Steckdosen. Auf so was sind wir aber inzwischen vorbereitet, wir haben Klemmen für die Pole der Solarbatterie, mit Kabeln zu Zigarettenanzünderbuchsen, so können wir Ladegeräte und einen Spannungswandler für 220V anschließen. Unsere Autobatterien haben wir die ganze Zeit tagsüber mit dem Solarpanel geladen.
Irgendwie ist es immer noch kühl, es erreicht zwar 27 Grad, aber ein beständiger leichter Wind lässt es kälter erscheinen. Später stellen wir fest, dass das Wasser nicht mehr läuft. Jakobus findet heraus, dass ein Wasserhahn irgendwo auf dem Gelände nicht geschlossen war, so sind die Tanks auf dem nächsten Hügel versehentlich leer gelaufen, sie müssen erst wieder über eine Solarpumpe befüllt werden. Gegen Abend kommt ein kleines Rinnsal aus dem Wasserhahn. Zum Glück müssen wir heute nicht duschen.
Wir hängen in der Lapa ab. Hühner laufen herum. Am Morgen war eine Ente im Pool. Abends Oryx-Reste und eine Dose Tomaten als Gulasch mit Kartoffelstücken darin, die am Vorabend in Alufolie in der Glut gegart wurden.
Sa - 23.10.2021
Tsamadom
Ausnahmsweise wachen wir vor Sonnenaufgang aus. Das Thermometer draußen zeigt 6 (!) Grad, für hier im Oktober außergewöhnlich kalt. In der Lapa hat sich über Nacht jemand an unserer Tüte mit Biltong zu schaffen gemacht, wahrscheinlich eine Katze, die uns am Morgen hinterherläuft und sich im Haus versteckt, als wir sie verscheuchen wollen, wir müssen sie erst wieder hinausbefördern. Wir frühstücken im Haus, die Lapa ist zu kalt. Danach ein längerer Spaziergang auf der Farm, dabei wird es schnell warm. Zuerst entlang eines Trockenflusses mit größeren Bäumen und einigen Vögeln, ein Geier, eine Gruppe von Shrikes (Würger) sitzt in den Bäumen. Sehr viele Perlhühner. Ganz viele Spuren und Dung von Giraffen, aber leider sehen wir keine.
Nach zwei km kommt ein Zaun, den müssen wir queren, nahebei ist eine Stelle wo einseitig ein Felsblock steht, das erleichtert das Übersteigen enorm, mit etwas Akrobatik kommen wir hinüber. Wir queren ein paar Hügel, einmal scheuchen wir Trappen auf, zum Schluss kommen wir an die Stelle über der Farm, wo die Wassertanks stehen. Hier gibt es mehrere Moringa-Bäume, auch einige jüngere.
Am Haus ist der Wasserdruck immer noch schlecht, aber wir zünden den Donkey an, der schon mit riesigen Holzstücken gefüllt ist. Daneben steht ein Kanister Diesel, das erleichtert das Anzünden. Später kommt das Wasser doch noch mit hohem Druck, und wir können eine heiße Dusche nehmen. Im heißen Donkey garen wir noch zwei Kartoffeln in der Folie. Mittags Käse mit Crackern. Am Nachmittag abhängen, Blog schreiben, Kaffee trinken, lesen. Am Nachmittag wird es wärmer, 29 Grad.
Abends grillen wir nochmal Oryx-Spieße und Steaks.
Als wir in der Dunkelheit im Garten sitzen, fängt ein lautes Summen an. Wir suchen es und finden es nach einer Weile in zwei nebeneinanderstehenden lichten Bäumen neben der Lapa. Als wir hineinleuchten, fallen Käfer herunter. Es müssen Hunderte Käfer sein – so etwas haben wir noch nicht erlebt. Uns ist auch unklar, warum sie das machen. Es ist die Sorte, die mal jemand als Teddy-Käfer bezeichnet hat, ungefähr Maikäfergröße mit flauschigem Rand. Das Summen hält noch länger an.
So - 24.10.2021
Camp Heckel Oubokberg
Manfred fischt die Teddy-Käfer, die in den Swimmingpool gefallen sind, aus dem Wasser. Es dauert nicht lange, bis zwei Hühner sie entdecken und diejenigen verspeisen, die nicht mehr fortfliegen konnten.
Früh noch ein kurzer Spaziergang um die Farm, wir suchen etwas namibischen Sand zum Mitnehmen für unsere Lithops zu Hause. Nach 9 Uhr Abfahrt nach Norden Richtung Karibib. Die Schotterpiste ist ok, wieder kein Verkehr. Zum Swakoptal geht es eine lange Abfahrt hinunter und genauso wieder hinauf. Die letzten 10 km sind ganz schlecht, hier gibt es mehrere Marmor-Minen, die Lkws machen die Straße kaputt. Ab Karibib Teer bis Omaruru, hier ist mehr Verkehr. Nach Omaruru fahren wir nur kurz rein, kaufen Semmeln für die kalten Steaks zum Lunch, und Autoöl. Es ist Sonntag und deswegen wenig los im Ort.
Dann geht es in den Erongo-Krater. Es sind nur 45 km, aber wir brauchen zwei Stunden. Die Hauptstraße ist schon schlecht, aber die Stichstraße in den Krater ist noch schlechter. Wir kennen sie schon von früher. Sie ist keine öffentliche Straße, und die Farmer können sich nicht einigen, wie sie den Unterhalt finanzieren sollen. So wird sie immer schlechter. In der Ferne eine Giraffe. Erst nach dem Abzweig zur Koedoeberg-Lodge und zu unserer Gästefarm Oubokberg wird es etwas besser. Das Farmhaus liegt spektakulär auf einem Hügelrücken auf 1.500 m Höhe. Sie wird von einem jüngeren deutschen Paar mit zwei kleineren Kindern betrieben, die ausgewandert sind und sich hier 1.200 ha gekauft haben. Micha war Förster bei Mindelheim und möchte hier hauptsächlich mit Jagdgästen Geld verdienen. Es gibt Ziegen, drei Pferde, einen Esel, mehrere Hunde. Keine Hühner, weil die Schlangen anziehen. Zu Fuß kann man das Gelände kaum begehen, wegen dichtem Busch und zu vielen Steinen. Abenteuerliche Wege werden mit einer Raupe geschoben. Es gibt drei Chalets, zwei davon aus zusammengeschweißten Containern. Das Camp stammt noch vom Vorbesitzer, wurde aber komplett renoviert. Toller Blick in die Berglandschaft. Leider wird der Balkon am Nachmittag zu stark besonnt, wir setzen uns hinter das Haus in den Schatten.
Dinner - wegen der Kinder schon um 18 Uhr - mit einer Vorspeisenplatte (u.a. Ziegenkäse, Oryx geräuchert), dann Zebraschnitzel mit verschiedenen Beilagen, Nachtisch. Den restlichen Abend verbringen wir auf unserem Aussichtsbalkon.
Mo - 25.10.2021
Camp Heckel Oubokberg
Das Frühstück soll es in den Bergen geben. Eine Tasse Kaffee kurz am Haus, dann mit der ganzen Familie auf den Geländewagen und 1 ½ Stunden auf einer wilden Piste zu einer künstlichen Wasserstelle weit oben auf 1.800 m. Unterwegs drei Kudus und zwei Klipspringer. Blicke zurück in den Krater und auf die weite Ebene zwischen Omaruru und Karibib. Belegte Brote mit Wurst, Schinken und Gurke, hartgekochte Eier, frisch gebackene süße Hörnchen.
Tagsüber wieder abhängen, heute über 30 Grad bei typisch wolkenlosem Himmel. Michi schießt ein Gewehr ein, morgen will er etwas für den Fleischbedarf schießen. Der Knall ist sehr laut und hallt in den Bergen. Dinner mit frischem Brot, Potije mit Kudu, Creme als Nachtisch.
Michael Heckel hat eine neue Corona-Theorie, warum relativ viele mittelalte Weiße in Namibia gestorben sind. Niemand macht hier Vorsorgeuntersuchungen, und es mag sein, dass schwerere Krankheiten vorhanden sind, die noch nicht sichtbar geworden sind, das Immunsystem aber schon geschädigt haben. Dann sterben die Betroffenen mit Corona.
Vor dem Zubettgehen entdecken wir im Chalet an der Decke, mitten über dem Bett, eine sehr große Spinne mit gestreiften haarigen Beinen, die leider umgebracht werden muss.
Di - 26.10.2021
EHRA Basecamp
Früh machen wir eine kurze Wanderung auf einem neu geschobenen Farmweg. Einer der Hunde begleitet uns – das merken die Hunde sofort, wenn wir wandern gehen, dann lassen sie sich nicht zurück schicken. Bald wird uns der Weg aber zu steil. Das ist generell der Nachteil hier, laufen ist schwierig, und sonst kann man nicht so viel machen. Micha legt gerade einen Bogenparcours in der Nähe des Hauses an, mit diversen Tierobjekten. Ausgiebiges Frühstück mit toller Aussicht. Wurst, Salami, frische Semmeln, Spiegeleier, Frischkäse, Marmeladen.
Um 9 Uhr fahren wir ab, 1 ¾ Stunden schlechte Erongo-Piste zurück bis Omaruru. Spar-Supermarkt, wie immer gut bestückt: für heute Abend Burenwurst und Springbock-Sirloin. Bottle Store, Erongo Wholesale: dort können wir unsere Gasflasche nachfüllen lassen, ATM (erst beim dritten sind keine Schlangen davor), bei Agra kaufen wir Biltong-Gewürz, und am Schluss noch Volltanken (95 Liter).
Wir sind ganz flott mit den Erledigungen im Ort durch und fahren kurz nach 12 Uhr weiter. 130 km nach Nordwesten zum Ugab River. Es geht meistens durch ein Kommunalgebiet mit dem Hauptort Omatjete. Das sind so Gegenden, wo man nicht tot über dem Zaun hängen möchte. Die Landschaft wird dann spektakulärer, mit den Bergen, durch die sich der Ugab gegraben hat. In der Ferne taucht das mächtige Brandberg-Massiv auf.
Von der Hauptstraße geht es einige km zwischen Hügeln entlang. Zuerst kommt ein kommerzielles Tented Camp, spektakulär auf einem Hügelkamm gelegen, dann geht es hinunter in den Trockenfluss. Direkt am Rand des Flussbetts liegt das Base Camp von EHRA – Elephant Human Relations Aid. Eine Organisation, die versucht, den Konflikt zwischen Elefanten und Menschen zu entschärfen, sie bauen Mauern um Wasserstellen und Tränken, machen Education, und Elefanten Tracking und Monitoring. Sie arbeiten hauptsächlich mit Volunteers, die da richtig zupacken müssen, einschließlich Zement mischen. Die Volunteers sind normalerweise eine Woche mit Bauen beschäftigt und kampieren dort, wo sie bauen, und in der zweiten Woche mit Tracking. An den Tagen, wo das Camp leer ist, kann man es exklusiv zum Campen buchen. Es ist sehr rustikal, Buschküche, ein großes Baumhaus in einem Ana Tree, Lager und Werkstatt, Zelte für die Volunteers. An der Zufahrt ein paar hundert Meter zurück entsteht gerade ein Education Center.
Fabio, der Camp-Manager empfängt uns und führt uns herum. Manfred ist begeistert von einem lehmgemauerten Sofa mit dicken Kissen. 100 m weiter gibt es eine Elefantentränke. In diesem Abschnitt des Ugab leben 21 Elefanten in drei Gruppen. Wenn sie vorbeikommen, laufen sie schon mal mitten durchs Camp. Das Tal des Ugab ist hier nur 580 m hoch, und es hat hier 36 Grad, bisher am wärmsten, was uns nicht stört, es war vorher abends/nachts zu kalt. Auf einer großen Grillfläche kokeln zwei dicke Mopane-Hölzer, die wir später mit Holz für ein Grillfeuer ergänzen. Vier Staff-Leute sind vor Ort, sie wohnen in eigenen Hütten, nach je zwei Wochen sind sie für ein Wochenende in Swakopmund, wo sie wohnen und wo auch das Hauptquartier ist.
Die Toiletten sind Trockentoiletten, das Klopapier wird in ein Metallrohr gesteckt, um später verbrannt zu werden, und nach dem Geschäft schüttet man Sägespäne hinein.
Nachmittags Windböen mit Staub im Flusstal. Das Camp schirmt den Staub halbwegs ab. Lästig sind hier wie fast überall in der weiteren nördlichen Gegend, in der Mopane wächst, die kleinen Mopane-Bienen. Wie kleine Fliegen umschwirren sie den Kopf und schweißige Haut auf der Suche nach Feuchtigkeit. Unsere Tüllschleier helfen etwas.
Abends grillen wir Wurst und Fleisch, mit Gurken-/Tomatensalat.
Mi - 27.10.2021
EHRA Basecamp
Nachts tröpfelt es ein paar Mal, und früh ist es bewölkt. Früh 20 Grad! Beim Weggehen sehen wir einen frischen Elefantendung direkt vor dem Camp. Erst dann fällt uns an den großen Spuren auf, dass nachts ein Elefant im Camp war! Wir hatten zwar frisch gerupfte Akazienzweige am Boden gesehen, aber dachten an Wind. Der Eli hat die Bäume abgeäst und ist lautlos nur zwei Meter neben unserem Auto vorbeigegangen.
Wir machen eine längere Wanderung, zuerst zu einer Quelle in einem Nebental, dort sind ganz viele Vögel, meist unscheinbare, und Tauben. Auf einem hohen Kliff darüber sitzt in einem Baum ein Paar Afrikanische Habichtsadler, sie sind auf die Jagd auf Vögel spezialisiert. Weiter durch die Felslandschaft über dem Fluss, viele bizarre, faszinierende Strukturen, leider haben wir ohne Sonne kein gutes Fotolicht. Drei Klipspringer vor uns, man sieht sie erst wenn sie sich bewegen, so perfekt ist ihre farbliche Tarnung. Wir steigen hoch, bis wir von weit oben wieder den Ugab sehen. Und unser Elefant steht dort ca. 1km entfernt unter den Flussbäumen. Abstieg zum Fluss, und auf der anderen Seite nochmal ein Stück hoch. Nach drei Stunden sind wir zurück, haben aber nur 6 km zurückgelegt. Bei heißer Sonne wäre das Auf und Ab durch die Berge zu anstrengend gewesen. Zurück im Camp einmal ein lautes Vogelgezeter: die Habichtsadler machen über dem Camp einen Jagdversuch.
Am Camp treffen wir über Mittag kurz Christin Winter, die seit fünf Jahren für EHRA arbeitet. Wir kennen sie vom Eco Training Vogelkurs in Krüger-Makuleke, den sie mit uns 2014 im Rahmen ihrer Field Guide-Ausbildung gemacht hat. Sie macht hauptsächlich Büro- und Wissenschaftsarbeit und ist gerade unterwegs, um im Oberlauf des Ugab Wildkameras zu installieren, um die Elefantenpopulation genauer zu zählen. Es soll der Bestand südlich von Etosha bis zum Ugab erfasst werden. Südlich des Ugab gibt es keine freilebenden Elefanten mehr.
Abends Eintopf aus dem kleingeschnittenen Springbock, Kartoffeln und cremiger Pilzsoße.
Do - 28.10.2021
Orpheus Inn
Früh tröpfelt es mal wieder. Um 7 Uhr Aufbruch zur Wanderung im Ugab flussabwärts. Beatrix gefällt das nicht so, sie will lieber zu den Felsformationen. So biegen wir in die Berge ab, müssen aber erst über einen größeren kahlen Hügel, bis wir das Gebiet von gestern erreichen. Die Sonne kommt sogar heraus, so wirken die Felsen noch besser. Nach 7 km und drei Stunden sind wir zurück. Bald danach kommt ein Touristenauto mit einer italienischen Familie, sie sind eigentlich zu früh, aber wir packen langsam ein und fahren um 11 Uhr ab.
Die C35 Hauptstraße nach Kamanjab ist in schlechtem Zustand, besonders bis zum Abzweig, der nach Tweyfelfontein mit den berühmten Felsgravuren führt. Kommunalland mit viel Degradation, und am Weg der kleine Ort Fransfontein. Wir sind froh, dass es heute nur 105 km sind.
Die Farm Orpheus haben wir über Airbnb gebucht. Die Farm ist auch eine Wildfarm, der Besitzer Danie van Vuuren ist ein Professional Hunter. Die Besitzer kommen erst morgen zurück, wir werden vom Personal hereingelassen. Wir haben ein schick eingerichtetes Chalet mit zwei Schlafzimmern, daneben steht noch ein größeres zweites Chalet. Ein überdachter Freisitz mit Tisch und Stühlen. Es gibt 220 V Solarstrom. Am Farmhaus soll es Wifi geben, aber wir bekommen kein Signal. Auf Nachfrage schließt uns das Personal den Porch am Farmhaus auf, einen überdachten Freisitz mit großem Fliegengitter, dort funktioniert der Empfang. Es gibt einen großen Hund und drei kleine, die sind sehr anschmiegsam bis aufdringlich. An das permanente Gegurre einer Voliere mit weißen Tauben muss man sich erst gewöhnen, genauso wie an die extrem lauten Pfaue. Ein kleiner Nachteil ist, dass Arbeiter direkt vor unserem Häuschen gerade eine neue Versitzgrube bauen, so sind wir nicht ungestört. Der Donkey war schon angeschürt, wir können gleich duschen.
Am Nachmittag bilden sich Gewitter aus, und plötzlich kommt ein Staubsturm heran, alles wird eingehüllt und kratzig. Donner und ein paar Tropfen, mehr nicht. Der Regen war in den östlichen Landesteilen schon gut, aber so weit im Westen ist noch nichts angekommen. Der Staub kommt daher, dass die Farm am Rand des Gebietes liegt, wo sich überhaupt Farmerei lohnt, westlicher ist es zu trocken. Durch die jahrelange Dürre fehlt aber hier das Gras noch mehr als in den feuchteren Gebieten. Der Tierbestand hat bestimmt stark gelitten.
Abends Nudeln mit Kabanossi, Tomate, Käse und Ei. Am Horizont Wetterleuchten der abziehenden Gewitter.
Fr - 29.10.2021
Orpheus Inn
Ohne Klimaanlage ist das Chalet ziemlich warm, zumindest für Manfred. Früh hat es im Zimmer noch 26 Grad. Nachts einiges Hundegebell, und die Pfauen rufen laut. Zum Frühstück mal Filterkaffee aus dem Automat.
Zwei Stunden Rundgang auf der Farm. Weil die Besitzer nicht da sind, können sie uns keine Wege empfehlen. Eine Einschränkung sind die vielen Zäune, durch die einfachen kann man noch klettern, die höheren Wildzäune sind unpassierbar. So wird unser Track ein Zickzack. Ein paar Tokos und ein Zwergfalke und viele kleinere Vögel. An Vierbeinern in der Nähe nur Ziegen, Schafe und Rinder. Eine Rappenantilope hinter einem Wildzaun wird mit Heu gefüttert.
Mittags kommt der Chef aus Windhoek an, seine Frau holt noch von unterwegs die Kinder in Outjo fürs Wochenende ab, heute ist Freitag. Um 18 Uhr fährt der Farmer einige Ziegenkrals und Wasserstellen ab, wir springen mit in den Wagen. Er hat hier drei Farmen mit insgesamt 15.000 ha. Auf der Hauptstraße geht es einige km zur Farm seines verstorbenen Vaters, die Mutter lebt noch dort. Gestern ist ein schwarzes Kälbchen geboren worden. Über Farmwege zurück, entlang eines großen Wildzaunes, der die Grenze zu Ohorongo ist, einer 45.000 ha großen ehemaligen Jagdfarm, wo wir später noch in der Lodge sein werden. Der Besitzer ist ein wohl ziemlich reicher Deutscher. An einer Stelle noch Pfützen, hier hat es gestern bei dem Gewitter wohl einige mm geregnet, und es haben sich hunderte von Blutschnabelweber gesammelt, die in Formationen herumfliegen. Viele Springböcke, Gnus, Oryx. Der Farmer erzählt, Gefahren für die Lämmer sind Schakale, Geparden, Leoparden und Paviane. Die letzteren reißen den Kitzen den Magen heraus, um hauptsächlich an die Milch darin zu gelangen. Jeden Abend werden die vielen Ziegen und Schafe in ihren Kral getrieben.
Wir kommen erst in der Dunkelheit wieder zurück. Abendessen am Grillplatz mit der Familie. Lammscheiben, Rindergulasch, Süßkartoffeln, Reis, gemischtes Gemüse. Zum Nachtisch einen süßen Apfelauflauf.
Sa - 30.10.2021
Ondundu Etosha Lodge
Früh wieder ein Rundgang für zwei Stunden. Jetzt wissen wir besser, wo wir ohne Zäune in einem Wildcamp herumlaufen können. Der große Farmhund will uns begleiten, aber wir lassen ihn nicht durch Tor. Da sucht er sich einfach ein Loch im Zaun. Er begleitet uns aber brav. Drei trächtige Rappenantilopen und ihr Chef halten Abstand zu uns. Außerdem sehen wir Springböcke und ein Gnu. Rundweg über einen Hügel.
Die Farm ist ziemlich vielseitig, womit Geld verdient wird. Früher, ab 2005, war es hauptsächlich Trophäenjagd, jetzt ist wegen der langen Dürre der Wildtierbestand stark reduziert, heute gibt es mehr Schafe, Ziegen. Sie verarbeiten kommerziell Fleisch selbst, was sie hauptsächlich nach Swakopmund liefern. Die Farm beschäftigt 20 Arbeiter und zur Zeit 7 Köhler, die Holzkohle erzeugen. Und Touristen via Airbnb.
Wir nehmen noch Burenwurst und Rinderfilet mit, dann fahren wir nur 40 km weiter zur Ondundu Lodge am Oberlauf des Huab Trockenflusses. Die Zufahrt ab der Schotterstraße ist 8 km Piste. Danie kennt natürlich dort den Besitzer Johan Veldsman und hat uns telefonisch schon angekündigt. Ondundu war bis Anfang 2020 auch eine reine Jagdfarm, wurde aber auf Tourismus umgestellt. Johan meint, dass Trophäenjagd keine große Zukunft mehr hat, weil es weltweit zu viele Widerstände gibt. Johan sprich auch deutsch, er war mit einer deutschstämmigen Namibierin verheiratet, ist aber geschieden. Er lebt jetzt mit seiner Freundin Ilona zusammen. Die Lodge besteht aus einem großen Haupthaus mit Restaurant, Bar und Schwimmbad, drei Luxus-Chalets und fünf großen Selbstversorger-Zelten mit angebautem Waschhaus, alles mit Blick auf das Flussbett mit großen Bäumen. Die Lodge ist leer, für die Zelte wird heute noch ein Paar erwartet. Wir hatten nur eine Nacht fest gebucht, aber es gefällt uns so gut, dass wir gleich verlängern. Die Umgebung ist echter ursprünglicher Busch. Es gibt hier ab und zu durchziehende Elefanten. Am Nachmittag sitzen wir auf der Veranda vor dem Zelt und schauen in die Landschaft. Mal kurz zur Lodge zum Wifi, Manfred springt ausnahmsweise in den Pool. Am Zelt wieder mal Vogelgezeter, und wir sehen die Ursache, einen Perlkauz nah in einem Baum.
Abends grillen wir die aus Orpheus mitgebrachte Burenwurst, sie wird mit Senf bestrichen und in Tortillas eingerollt. Dazu Avocado-Feta-Salat. Das Bier fließt reichlich, der Tag war heiß. In der Dämmerung zieht eine Herde von über 20 Kudus vorbei.
So - 31.10.2021
Ondundu Etosha Lodge
Nachts hören wir eine Schleiereule, und zum ersten Mal Zwergohreulen (Scops). Am Morgen hatten wir ausnahmsweise den Wecker gestellt, weil wir länger wandern wollen. Wir werden aber vorher vom Duett von Giant (Verreaux) Eagle Owls (Blassuhus) geweckt, sehr eindrucksvoll. Es hat nur 13 Grad, wir haben im Zelt sogar die dickeren Decken benutzt, aber zum Schlafen ist so ein großes Zelt viel angenehmer als ein warmes Haus.
Johan hat uns erklärt, dass wir das Huab Tal aufwärts laufen können, bis zu einer Wasserstelle, wenn uns der Weg nicht zu weit ist. Wir konnten ihn überzeugen, dass wir buscherfahren sind, und keine Begleitung brauchen. Bald sehen wir die ersten frischen Elefantenspuren, erst nur von einem einzelnen Bullen, danach viele andere, auch von Familien. Sie sind uns aber alle früher entgegengekommen, und in ein Seitental gezogen. Vor uns flüchten vier Giraffen, das ist leider nicht zu verhindern. Wir gehen meistens im lichten Wald am Rand des Flussbetts auf Tierpfaden, im Flusssand kommt man nur schwer voran. Einzelne Kudus, Grauducker, Steinböckchen und mal ein Paar Klipspringer. In den Felsen weiter oben viele Dassies. Man sieht, dass hier nie etwas durch Farmerei verändert wurde. Vor hunderten von Jahren hat es bestimmt genauso ausgesehen. Es gibt von dem, was wir kennen, nur wenige Stellen in Namibia, die so sehr noch nach ursprünglichem afrikanischem Busch aussehen. Wir sind ganz begeistert. Es ist ein richtig dichter Flusswald mit vielen alten Leadwood Bäumen.
Nach 5 km und fast drei Stunden erreichen wir die Wasserstelle, ein Böckchen und viele Vögel, darunter Rosenköpfchen und ein Rüppelpapagei. Hier sind auch wieder viele Elefantenspuren, wegen der Tränke. Zurück benutzen wir ein Piste, so dass wir nach 10 km und mehr als vier Stunden wieder zurück sind, gerade als es beginnt, heiß zu werden.
Das andere Paar ist abgereist, neue Gäste kommen nicht. Während der Mittagshitze am Zelt.
Mit Johan machen wir einen längeren Gamedrive am späten Nachmittag. Am Anfang entlang des Tals ähnlich wie wir früh gelaufen sind, dann in eine weite Savannenebene. Wir treffen auf eine große Gruppe von Giraffen, die wir eine Zeitlang beobachten. Einen Vogel identifizieren wir als Kaptriel, Johan ist erstaunt, ihn zum ersten Mal hier zu finden. Zum Schluss zeigt er uns noch zwei besondere Bäume im Flusstal, einen riesigen Leadwood und einen Mopane-Baum besonderer Größe. Mopane, wie wir es kennen, hat nie wirklich dicke Stämme.
Das Dinner ist im großen Zentralgebäude. Wir leisten uns anlässlich von Beatrix Geburtstag mal einen kalten Weißwein, sonst ist es meistens Bier wegen dem großen Durst bei Hitze. Der Küchenchef Philemon ist weiß gekleidet. Er hat vor 20 Jahren schon mal für Johan gekocht, als der ein Restaurant in Henties Bay hatte, sie sind sich vor einiger Zeit wieder begegnet. Spinatsuppe mit Croutons, Kudusteaks paniert und gefüllt mit Käse, Speck und Gürkchen, wie Cordon Bleue, dazu Käsesoße. Als Beilagen Reis, Karottengemüse und eine große Schüssel gemischter Salat. Zum Nachtisch warmer Schokokuchen mit Vanilleeis. Wir platzen fast.
Mo - 1.11.2021
Hobatere Roadside Camp
Früh kommt Johan vorbei und zeigt uns die frischen Elefantenspuren vor den Zelten. Eine größere Gruppe ist früh flussaufwärts gezogen. Er ermuntert uns, sie alleine zu tracken. Sie gehen nicht direkt im Fluss, das ist im Sand zu anstrengend, wenn sie nicht langsam fressend ziehen. Bevorzugt sind Wildpfade oder die Pisten. Wir folgen ihnen auf Wildpfaden, mit frischen Dunghaufen, verlieren sie aber nach einiger Zeit. Sie können ja nicht einfach verschwunden sein, so müssen wir zum einen Ende der Talseite, und dann quer zum Tal bis zum anderen Ende. Und tatsächlich sind sie von ihren Pfaden auf eine seitliche Piste flussaufwärts ausgewichen, so können wir wieder folgen. Wir merken aber bald, dass sie entlang des Weges nicht gefressen haben, sondern zügig gezogen sind. So haben wir keine Chance, sie einzuholen. Das ist schade, aber das Tracking war sehr interessant.
Wir bleiben noch bis gegen Mittag und fahren dann Richtung Kamanjab. Der kleine Ort ist immer noch eine „Frontier Town“, von hier geht es über den Grootberg Pass ins wilde Kaokoveld. Das haben wir schon oft gemacht, aber so viel Anstrengung wollen wir nicht mehr. Neben der Tankstelle gibt es einen neuen Spar Markt, aber die Auswahl ist hier doch recht bescheiden. Manfred kauft die letzten zwei Fruchtjoghurts und drei Tomaten. Und natürlich Bier und Tonic. Barbusige Himbas und einige Bettler.
Nach dem Tanken geht es nach Norden, die erste Teerstraße seit Omaruru, das ist doch wieder eine Wohltat statt dem ewigen Rütteln. Es gibt sie schon lange, sie führt an die angolanische Grenze zum Kraftwerk am Ruacana-Stausee des Kunene. So weit wollen wir nicht, nur 70 km zum Galton Gate am westlichen Etosha-Eingang (Francis Galton, 1822-1911, britischer Naturforscher und Schriftsteller, Cousin von Charles Darwin. Er kartierte 1850 das Damaraland und das Ovamboland).
Gegenüber dem Gate gibt es eine Campsite, die zur Hobatere Concession gehört. Wir waren schon öfter da, mit jeweils völlig verschiedenem Bauzustand. Diesmal sieht es auch wieder anders aus. Alle alten Strukturen sind abgerissen, und es gibt 9 neue Campsites, gut angelegt, mit Betonboden, eigenem Waschhaus, Schattendach und Grillstelle. Es gibt einen weißen Manager, der uns erzählt, dass es einen amerikanischen Investor gibt, und es sollen auch noch Zelte kommen. Eigentlich alles gut, aber Corona hat den Bau gebremst, und es gab keinen Elektriker, weil wir Licht und USB-Lademöglichkeit vermissen, die es vorher hier gab. Für den ultimativen Luxus würden auch noch Haken in der Dusche fehlen, ein Spiegel, und dass der Donkey beheizt würde. Es liegt auch kein Holz zum Selbst-Befeuern da. Wir lassen uns ein Bündel Holz für den Grill bringen. In einem Tal unterhalb des Platzes ist eine Wasserstelle, aber diesmal haben wir kein Glück, kein Vierbeiner zeigt sich, obwohl wir zu drei verschiedenen Zeiten den Berg hoch zum Hide steigen.
Das Grillholz ist Mopane, und es erzeugt eine unglaublich heiße Glut. Auf den Rost kommt das Rinderfilet von Orpheus, und es schmeckt ganz lecker. Wir werden noch zwei Tage weiter daran essen, so viel ist es.
Di - 2.11.2021
Etosha: Olifantsrus
Die Nacht ist ruhig und fast windstill. Um 8 Uhr sind wir am Etosha Gate. Wir haben eine Camping Reservierung für Olifantsrus, die will aber niemand sehen. Die Polizei nimmt unsere Daten auf, den Eintritt müssen wir noch nicht bezahlen, weil wir hier wieder rausfahren. Aus Erfahrung wissen wir, dass man die ersten 20 km kaum Tiere sieht, und das ist auch diesmal so, außer vier Kudus. Der Busch ist grün von den frisch ausgetriebenen Mopane-Bäumen und -Büschen, sonst wäre er braun und unattraktiv. Das Tierleben ändert sich schlagartig am ersten Wasserloch Renostervlei. Mengen von Zebras (Berg und Steppe), Oryx, Kudus, Giraffen, Springböcke. Und dann kommen Elefanten aus dem Busch, im Lauf der Zeit drei Familien, die alle bleiben, so dass dann bestimmt 30 Elefanten am Wasser sind. Wir bleiben von 9 bis fast 12 Uhr stehen, und schauen dem Treiben zu.
Es war gut, so lange zu bleiben, denn die weiteren Wasserlöcher Rateldraai, Klippan, Dolomite, Nomab sind wenig ergiebig. Die Straße nach Olifantsrus via Dolomite Camp wird gerade neu gemacht, und wo sie schon fertig ist, gut zu befahren, ein paar kurze Baustellen, aber die letzten 20 km sind alt und schlecht, und wir sind froh, als wir gegen 14 Uhr einlaufen. 2017 waren wir schon mal hier, es hat sich nichts verändert. An der Rezeption gibt es manchmal Wifi, der Day Visitor-Bereich liegt um die große Zementplatte, auf der früher Elefanten geschlachtet wurden. Architektonisch interessant ist der große erhöhte Hide am Wasserloch, der über einen langen Boardwalk erreicht wird, man schaut von oben auf die Tiere. Das Camp liegt in einer flachen Savannenlandschaft, und die Sonne brennt unbarmherzig herunter. Bis 18 Uhr ist nur Schatten suchen angesagt. Jede Campsite hat ein kleines Schattendach, aber nur mit Gaze. Sobald das Auto Schatten macht, setzen wir uns dahin. Von unserem Platz am Rand der Campsite aus sehen wir, dass sich am Wasserloch wenig tut. Ein paar hübsche Vögel zeigen sich bei uns.
Wir machen eine Art Gulasch vom gegrillten Filet mit einer Dose Tomaten, auf Tortillas, mit Käseraspeln, mal etwas innovativer als sonst.
Danach in der Dunkelheit zum Hide, und tatsächlich ist wie beim letzten Mal ein Black Rhino am Wasserloch. Es trinkt längere Zeit und verschwindet dann. Fledermäuse fliegen um die Rotlicht-Scheinwerfer.
Mi - 3.11.2021
Farm Weissbrunn
Nachts heult eine Hyäne mehrmals laut und schön. Beim Frühstück sehen wir vier große Hyänen am Wasserloch, aber sie sind bald weg, es lohnt nicht, noch hin zu eilen. Später gehen wir noch mal zum Hide, ein einzelnes Zebra, ein Schakal und Queleas und Tauben. Ein Falke sitzt auf dem Dach des Hide und macht von dort einen Jagdversuch.
Zurück zum Gate nehmen wir den direkten Weg, und der ist komplett neu gemacht, so kann auch der Fahrer mal rechts und links schauen, und es hat kein Wellblech. Am Weg die Wasserlöcher Okawao und Jakkalswater. Die sind nicht leer, aber auch nicht besonders ergiebig, Oryx, Kuhantilopen, Zebras. Erst an Renostervlei ist wieder mehr los, diesmal aber ohne Elefanten. Es kommen viele Zebras, Berg- und Steppenzebras. Die beiden Arten verhalten sich ganz unterschiedlich. Die Steppenzebras scheinen oft zu streiten, sich gegenseitig zu beißen und treten und jagen. Das machen die Bergzebras hier nicht. Im Gegenteil: eine Gruppe Neuankömmlinge wird von einigen, die schon da sind, offensichtlich freundlich begrüßt. Sie legen gegenseitig den Kopf auf die Schenkel und reiben sich aneinander. Die Bergzebras beobachten uns auch aus irgendeinem Grund viel interessierter.
Während gestern immer mehrere Autos hier standen, kommt heute nur kurz eines vorbei.
Nett ist auch unterwegs die Beobachtung des Nests eines Paars von Kapkrähen. Ein Vogel sitzt brütend auf dem Nest, der zweite steht daneben und beschattet ihn mit ausgebreiteten Flügeln.
Am Gate zahlen wir um 13 Uhr 700 N$ Parkeintritt für zwei Tage, der Eintritt gilt für jeweils 24 Stunden, für einen Tag hätten wir schon früh um 8 Uhr raus gemusst.
50 km bis Weissbrunn, wieder eine Farm, die wir via Airbnb gebucht haben. Von der Straße sieht sie nicht sehr attraktiv aus, flaches, nicht sehr dichtes Buschland, man sieht ein großes Lager mit Holzkohlesäcken. Es begrüßt uns Detlev, ein Namibier mit deutschen Vorfahren. Er ist erst seit August hier der neue Farmmanager. Die Farm gehört Björn Wilschke, der jetzt wohl in Deutschland lebt. Er war hier Chef der Firma HopSol Africa, die große Solaranlagen für Firmen gebaut hat. Im Gemeindebrief der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Windhoek vom Juni 2018 lesen wir im Internet, dass Bianca und Björn Wilschke mit zwei Söhnen in die Schweiz ausgewandert sind. Im Schweizer Handelsregister ist er als Chef der Jakewi AG geführt, die ebenfalls im Solarbereich aktiv ist. Der weitere Werdegang scheint ihn aber aktuell nach Kleinostheim-Hafenlohr in Unterfranken geführt zu haben. Das Internet findet alles.
Unser Farmhaus ist sehr schön und großzügig. Große Wohnküche, Schlafzimmer, Bad, Freisitz. Wifi im Haus. In der Küche ein frisch gebackenes Farmbrot. Zwei Farmhunde sind wieder anhänglich. Detlevs Frau/Partnerin Stefanie ist burisch und spricht wenig deutsch. Im Farmgarten und in den Mopane-Bäumen bei unserem Haus gibt es unglaublich viele Webervögel, sie zwitschern zeitweise ohrenbetäubend.
Am späten Nachmittag nimmt uns Detlev auf eine Kontrollfahrt zu einigen Wasserstellen mit. Wegen der Dürre sind alle Rinder abgeschafft, es gibt nur noch Schafe und aktuell Holzkohleerzeugung. Die Farm ist nicht wildsicher eingezäunt, so wandert das Wild einfach durch. Wir sehen aber erstaunlich viel. Giraffen, 5 große Elande, Oryx, Zebras. Teile der Farm liegen in schönem Gelände mit Koppies und kleinen Tälern. Die Wasserstellen werden betrieben, um das Wild zu halten. Bei einer Wildkamera wird die Speicherkarte ausgetauscht.
Abends Ravioli mit dem dritten Teil des Rinderfilets. Später unterhalten wir uns noch zu viert mit einer Flasche Rotwein. Es gibt keine Moskitos, wie auf dieser Reise zum Glück fast überall.
Do - 4.11.2021
Farm Weissbrunn
Detlev ist schon vor 5 Uhr weggefahren zu einer Fortbildungsveranstaltung zur Holzkohleerzeugung 300 km südlich. Wir werden ihn nicht mehr sehen. Manfred wacht irgendwie auf, weil das Haus für ca. 10 Sekunden vibriert. Er denkt sich erst mal nichts dabei, bis Stefanie später erzählt, dass es ein Erdbeben gegeben hat!
Wir machen wieder eine Wanderung, erst zu einem Hügel nahe der Farm, wo der große Wassertank steht. Drumherum ist ein Gewirr von Felsblöcken, einige haben Felsgravuren und -zeichnungen, von gar nicht so schlechter Qualität, wir erkennen Giraffen und einen Elefant. Danach auf Farmwegen durch den Busch, es werden schließlich gut 10 km, zum Teil durch ein schönes Flusstal. Am Schluss schwächelt Manfred etwas, heute ist es heißer, ein paar Fliegen sind lästig, und wir trinken hinterher beständig.
Auch ins Haus gehen gerne Fliegen, und wir sind froh um unsere elektrische Fliegenklatsche.
Heute ist ein heißer Tag, 36 Grad, wir trinken dauernd. Manfred schreibt für die letzten vier Tage Blog. Detlev kommt überraschend doch schon abends zurück, er bringt seine Mutter aus Otjiwarongo mit. Heute Kartoffelbrei und Ratatouille mit Kabanossi.
Fr - 5.11.2021
Ohorongo Safari Lodge
Wir stehen wie üblich kurz nach 6 Uhr auf, kurz danach geht die Sonne auf. Detlev will seiner Mutter die Farm zeigen, sie war noch nicht hier gewesen, so können wir noch von 8 bis 10 Uhr mitfahren. Es ist kein richtiger Gamedrive mit Fotostopps, aber das kann man auch nicht erwarten. Wieder jede Menge Giraffen, ihnen scheint die Dürre wenig ausgemacht zu haben. Eine größere Oryxherde rennt vor uns einige Zeit. Viele Ducker, Dikdiks und Steinböckchen, ein paar Paviane. Und zwei Warzenschweine, diese sind Hauptopfer der Dürre.
Kurz nach 10 Uhr fahren wir 80 km Teer Richtung Outjo. An der Straßenkreuzung in Karmajab steht eine Polizeikontrolle. Sie wollen den Führerschein sehen und schauen, ob die südafrikanische Auto-License aktuell ist. Wir hatten unsere Abfahrt per SMS an die Lodge gemeldet, damit sie unsere Ankunftszeit einschätzen können und damit das Gate aufgeschlossen werden kann. Ohorongo ist mit 45.000 ha eine sehr große Wildfarm. Bis letztes Jahr eine reine Jagdfarm, wird gerade auf Tourismus umgestellt. Sie gehört seit langem Axel Henniges, einem jetzt 80jährigen Deutschen, der in Österreich lebt und sehr reich zu sein scheint. Zur Lodge sind es noch 24 km Farmpiste, für die wir eine Stunde brauchen. Zuerst geht sie durch andere Farmen mit so exotischen Namen wie Saratoga, Leicester, Paxton. Dann kommt das Ohorongo Gate. Unterwegs ist uns Silke, die Frau des Farmmanagers Torsten begegnet. Sie holt Kinder von Angestellten an der Hauptstraße ab, die in Outjo im Internat sind. Die Lodge liegt in einem breiten Tal in einem grünen Wäldchen. Es gibt 5 große reetgedeckte Luxusbungalows mit einem zimmergroßen Marmorbad. Halbpension 280 € pro Nacht für uns zwei, ohne Aktivitäten. Torsten begrüßt uns mit einem Eistee, den der Barmann Lucas bringt. Dann gibt es noch Ronel (abgeleitet von Petronella), die die Küche und die Kommunikation macht. Ihr Mann Wilfried kümmert sich um den Fahrzeugpark. Wir besprechen die geplanten Aktivitäten und ziehen in unseren Bungalow ein. Andere Gäste sind nicht da. Wieder heiß, im schattigen, überdachten Freisitz vor dem Bungalow hat es 36,5 Grad. Drinnen ist es angenehm kühl.
Es gibt seit kurzem zwei Black Rhinos, die Regierung möchte sie in Etosha und anderswo ausdünnen und sucht große, geeignete Farmen. Wie hier, oder Kuzikus und Sandfontein, wo wir im Frühjahr waren. Wahrscheinlich auch, weil die Wilderei bei der Größe von Etosha nicht so leicht zu kontrollieren ist. Demnächst sollen Weibchen dazukommen.
Die Anlage ist sehr schön, mit blühenden Büschen und exotischen Bäumen. Neben den Bungalows ein kleiner Teich mit Seerosen und Fischen. In der Regenzeit kommen die Fische in die großen Dämme, um sich dort zu vermehren und Wasservögel anzuziehen. Vor einer überdachten Terrasse mit Bar ist ein Pool mit Blick auf ein Wasserloch.
Um 16 Uhr Kaffee und eine kleiner Kuchen mit Pecannüssen. Gleisch anschließend macht Torsten mit uns einen drei Stunden langen Gamdrive über 25 km. Die Farm ist landschaftlich sehr vielfältig, mit Savannen, Tälern, Bergen, Koppies und einem größeren Trockenfluss, dem Klein Omaruru, der in den Huab übergeht. Einige Teile sind nur zu Fuß zugänglich. Nahe der Lodge eine Herde Schwarzfersenantilopen. Oryx, Springböcke und Giraffen gibt es überall. Ein großer Damm hat noch Reste von Wasser, mit vielen Welsen, die das Wasser aufpeitschen. Darauf warten zwei Schwarzstörche, die leider wegfliegen, mehrere Hammerköpfe, Nilgänse, und eine Menge Watvögel. Das hätten wir im trockenen Damaraland nicht erwartet. Elefanten kommen manchmal durch und sind sehr zerstörerisch unter den großen Leadwood- und Kameldornbäumen.
Bei zwei großen Kakteenständen ist das Grab von Eduard Möller 1872-1909, der hier mal farmte, gestorben an Malaria. Nahebei ein großer Brunnen mit bestimmt 5 Meter Durchmesser und bestimmt 20 Meter Tiefe, aus der Zeit bevor es Bohrlöcher gab. Diese Brunnen wurden weiter unten mit Dynamit herausgesprengt. Man möchte sich die Umstände der Arbeit gar nicht vorstellen. Als wir hineinschauen will eine Schleiereule herausfliegen, setzt sich aber wieder. Wir können sie kurz beobachten, dann fliegt sie ab. Unsere zweite nahe Begegnung mit einer Schleiereule. Es ist schön, herumzufahren, auch wenn es kein Zoo ist, und man nicht dauernd Tiere sieht.
Erst in der beginnenden Dunkelheit kommen wir zurück. Neben dem Garten ist eine freie Fläche mit einer Feuerstelle und Stühlen, mit Blick zum Wasserloch. Ein großes Feuer prasselt. Gin Tonic bei einer kurzen Unterhaltung mit Silke und Torsten. Eine Scops-Eule ruft. Zum Dinner dann Bruschetta mit Pesto, kleine Gnusteaks mit Reis und Gemüse, warmer Apple Crumble. Wie auch in Ondundu ist das Essen ok, aber nicht so raffiniert, wie wir es erwartet hätten. Die Lodge hat eine ziemlich stilvolle, altkoloniale Atmosphäre, mit dunklem Holz, Jagdtrophäen, Stoßzähnen, westafrikanischer Kunst, Masken. Ist wahrscheinlich nicht jedermanns Sache, uns gefällt es.
Ungewohnt für uns ist, dass das Zimmer „aufgeräumt“ wird, wenn wir zum Beispiel beim Essen oder auf dem Game Drive sind. Die Betten werden natürlich gemacht, abends werden die Lichter innen angemacht, aber dann werden auch die Handtücher neu gefaltet, der Klodeckel geschlossen, das Waschbecken ausgewischt und das letzte Klopapierblatt zu einer Spitze gefaltet – das mögen wir gar nicht.
Sa - 6.11.2021
Ohorongo Safari Lodge
Vor 6 Uhr stehen wir für den Morgendrive auf, es gibt einen schnellen Kaffee mit Rusks, und einen Brunch wenn wir zurück sind. Der Drive wird sich auf 53 km und 5 Stunden bis Mittag ausdehnen. Torsten will uns das Tented Camp zeigen, das 25 km weiter im Südwesten liegt. Es ist derzeit geschlossen, weil es renoviert und umgebaut wird. Unterwegs ein flacher, glatter Fels mit leichter Neigung, in den realistische Tierspuren eingeritzt sind, wie in einem Spurenbuch. Das muss eine Art Schule von Ureinwohnern gewesen sein. Die Landschaft kann man auf Fotos gar nicht einfangen, man müsste dauernd Panoramabilder machen. Das Camp liegt um einen Felshügel über einer großen Savanne. 5 Luxuszelte, innen weiß/sandfarben mit Innendekor. Ein Swimmingpool und ein neues, großes Restaurantgebäude sind im Bau, das wird bestimmt gut aussehen. Die Preise werden aber entsprechend sein. Durch die frühere Jagd gibt es wohl einige Beziehungen zu reichen Leuten. Auf dem Rückweg immer wieder kleine Herden, eine schöne Rappenantilope, einzelne Warzenschweine, Pfedeantilopen, Streifen- und Weißschwanzgnus, Schakale, Böckchen und viele Giraffen. Es gibt einfach zu viele Giraffen, sie fressen die Sheperd Trees, die vor dem Austreiben der Mopane das einzige Grün haben, so ab, dass nur noch hohe Kronen stehen bleiben, wo sie nicht hinkommen. Die Bäume sehen dann komisch aus.
Torsten war in Windhoek wegen eines Abschusspermits für etwa 50 Giraffen. Ein Highlight ist noch ein Weißbürzelsinghabicht, der aus einem Nest direkt am Weg auffliegt. Wir fahren zurück und können zwei ganz kleine Junge sehen, die uns anschauen. Super für uns ist, dass Torsten sich so gut mit Vögeln auskennt. Normalerweise ist Daniel, ein Herero, der Game Guide, aber der ist zurzeit nicht da. Der Zaun um die Farm ist 150 km lang (!), und wird permanent fünf Tage die Woche abschnittweise von einem Angestellten über Stock und Stein abgefahren und auf Schäden geprüft. Am Samstag wird das Auto dafür gewartet, Sonntag ist frei, und man Montag geht es wieder von vorne los.
Der Brunch ist dann zeitlich ein Lunch, Kaffee, Saft, Oryxfiletsteaks, Brot, Salami, Käse, Rührei mit Speck, Joghurt, Banane, Müsli, Obst.
Wir sind ganz schlaff und ruhen am Nachmittag. Den Abenddrive lassen wir ausfallen.
In der Dämmerung fliegt eine Giant Eagle Owl zum Wasserloch und trinkt dort. Am Nachmittag gibt es wieder Kaffee, diesmal mit einem frisch gebackenen Obstkuchen. Mit Torsten und seinem Sohn Jan tauschen wir uns über Birding-Seiten im Internet aus.
Abendessen: Filoteig-Pastete, Springbockfilet, …
So - 7.11.2021
Ombundja Game Ranch – Sophienhof Lodge
Ab 7 Uhr nochmal ein Game Drive in die Berge nördlich der Lodge. Es ist bedeckt, so bleiben die Vögel länger aktiv. Immer wieder kleine Gruppen von Vierbeinern. An mehreren Stellen sieht man Schürfungen von Kupfer. Nach drei Stunden zurück zum Brunch. Wir packen ganz langsam und fahren gegen Mittag ab. Zum Abschiednehmen sind außer Torsten und Silke auch Lukas, Ronel und das Zimmermädchen aufgereiht. Mit den Aktivitäten haben wir 350 € pro Tag bezahlt, angesichts der Qualität (und dass wir die einzigen Gäste waren) aber voll in Ordnung.
Wieder eine Stunde bis zur Hauptstraße. Wir fahren nach 60 km zu Ombundja rein, einer Farm mit Camping und Chalets. Das ist aber gar nicht ansprechend, die Webseite hat besser ausgesehen. Die Campsite muss erst gereinigt werden, das zieht sich hin. Manfred gefällt es nicht. Wir fahren wieder weg und 60 km weiter zur Sophienhof Lodge bei Outjo um dort zu campen. Wir waren schon öfter dort auf der zugehörigen Farm Belina im Farmhaus. Werner Raddatz, der Besitzer, begrüßt uns, und wir plaudern ein wenig. Wir erfahren, dass der Hippobulle von Ovita jetzt hier ist, aber dass es beim Einfangen in Ovita einen schweren Unfall gegeben hat. Bei der Betäubung gab es ein Problem, und das Hippo machte einen Angriff, bei dem Heiko Emmel gebissen und schwer verletzt wurde. Zum Glück hat er überlebt und keine bleibenden Schäden.
Ab und zu tröpfelt es, aber harmlos. Auf der Campsite laufen dauernd zwei große Kudubullen herum und drei Nayalas, sie sind halbzahm.
Wir gehen zum Buffet-Dinner, Elandbraten, panierte Schweineschnitzel, Bratkartoffeln, Mixed Vegetables.
Mo - 8.11.2021
Mount Etjo Safari Lodge
Früh laufen wir nur ein wenig um das Lodge-Gelände herum und lassen es langsam angehen. Heute ist es wieder fast wolkenlos.
Um 10 Uhr nach Outjo, kurzer Einkauf und Tanken. Die Makalani-Nussverkäufer und Souvenirverkäuferinnen sind wieder lästig. Über Kalkfeld zur Mount Ejo Safari Lodge. Nähe Outjo größere abgebrannte Flächen. Die D-Straße durch das Mt. Etjo Gelände hat ein Gate, wo man registriert wird. Mt. Etjo Lodge ist ein Hotel im Busch. Eigentlich nichts für uns, aber wir haben einen guten Preis bekommen, und es liegt passend auf der Route. Wir kennen es schon, weil wir mal auf der Campsite waren und einen Gamdrive mitgemacht haben. Große Grasfläche mit alten Palmen, darum sind auf einer Seite die Zimmer gruppiert, auf der anderen Seite liegt ein Damm mit Wasser und einem Hippo. Ein kleiner Pool mit Flamingos, ansonsten ist die Grasfläche von Nilgänsen in Beschlag genommen. Wir haben einen Family Room mit zwei großen Betten, großzügigen Ablagen und offen dazu Bad und Dusche. Sogar mit Kühlschrank, obwohl es ja Vollverpflegung gibt. So können wir unser Abendbier kühlen. Der Raum ist bestimmt mehr als 10 Meter lang. Von 14-17 Uhr gibt es unter Bäumen Kaffee und Torten. Abendessen ab 20 Uhr. Es gibt überall auf dem Gelände schnelles WiFi, ein guter Service.
Am Damm Löffler, Zwergtaucher und andere kleinere Wasservögel. Es tauchen auch mal zwei Pelikane auf. In der Dämmerung steigt das Hippo zum Grasen aus dem Wasser. Die vielen Palm Swifts schießen durch die Luft. Zufällig ist eine Gruppe deutscher Musiker hier, die von 19 bis 20 Uhr ein Bläserkonzert gibt. So eine Art Barmusik, etwas zu seicht für unseren Geschmack.
Das Dinner ist nicht neben der Rezeption, wie wir vermuteten, wo Tische gedeckt sind, das ist nur für das Frühstück. Stattdessen gibt es ein rundes Lehmgebäude mit einem kugeligen Dach mit einer Öffnung in der Mitte, die Tische sind im Kreis außen platziert, dazu ein großer Grill mit Theke. Auf den Tischen jeweils ein Schild mit Name und Zimmernummer, alles gut organisiert. Es sind etwa 40 Gäste da. Als Vorspeise gebratene Auberginenscheiben mit Dressing und gehobeltem Käse. An der Theke Schüsseln mit Pap, Reis, Süsskartoffeln, Brokkoli, dahinter der Grill, auf dem zwei ganze Oryxfilets liegen, von denen Scheiben abgeschnitten werden, sowie Bratwürste vom Springbock und Hühnerteile. Außerdem in einer großen Kasserole ein Potjie vom Blesbok, mit viel Rotweinsauce und Gewürzen. Pfeffersoße, Chilisoße, Knoblauchbutter, und andere Zutaten. Das ist wirklich ein klasse Buffet. Dazu ein großer Krug Fassbier. Manfred platzt fast. Auf einer Sitzgruppe vor unserem Zimmer trinken wir noch ein Bier.
Die Lodge hat eine interessante Historie. Im April 1989 fanden hier abgeschieden Verhandlungen hochrangiger Politiker aus USA, Russland, Südafrika, Kuba etc. über die Zukunft von Südwestafrika/Namibia statt. Aus Deutschland war wohl auch der damalige Außenminister Genscher dabei. Gegründet wurde Mt. Etjo 1975 von Jan Oelefse (1934-2012), mit einer langen Karriere als Tierfänger, in Tanganjika und Natal in Südafrika. Er fing und trainierte alle Tiere für den Film Hatari mit John Wayne und Hardy Krüger.
Di - 9.11.2021
Mount Etjo Safari Lodge
Ganz früh sind die Nilgänse eine Zeitlang lautstark, dann wird es ruhiger. Frühstück gibt es ab 7 Uhr, wir sind die ersten, es ist halt ein Hotel und kein Buschcamp. Ein übliches, gutsortiertes Buffet, warme Pilze, Bratkartoffeln, Speck, lustig sind Spiegeleier, die mit Speck ummantelt fertig gebraten dastehen. Sie müssen in einem Förmchen gebraten worden sein. Dazu Rauchfleisch und Wurst, Käse, Obst, Müsli, Joghurt, Kaffee, Saft.
Wir wollen die Dinosaurierspuren in der Nähe anschauen. Man fährt 3 km dorthin, wo die Campsite ist, und dann noch 3 km bergauf zu einem Parkplatz. Von dort ein schmaler Fußpfad von 1,5 km durch die Berge. Leider sind die Spuren eher enttäuschend. Es gibt nebenan eine Farm, wo wir schon waren und bessere Spuren gesehen haben.
Tagsüber auf dem Lodge-Gelände abhängen. Es gibt immer was zu sehen, wenn man an Vögeln interessiert ist, das ist sehr schön für uns und unterhaltsam. Kormorane und Zwergtaucher fangen im Wasser Frösche und längliche Nacktschnecken. Unglaublich, wie die kleinen Zwergtaucher ganze Frösche verschlingen.
Um 16 Uhr startet der Gamedrive, mit drei Fahrzeugen. Unsres hat zwei Reihen mit je drei Sitzen. Das ist ganz ok. Natürlich werden hier die üblichen Tiere gezeigt, aber wir hatten schon schlechtere Fahrer, wir haben Orlando. Gesucht werden natürlich Elefanten und Rhinos, aber es sind etwa 40.000 ha, so einfach ist es nicht. An einem großen Damm mehrere Giraffen. Nach einiger Zeit stoßen wir auf eine kleine Elefantenherde, Kühe mit Jungen, ein sehr großer alter Bulle und ein jüngerer Bulle. Wir können sie gut ziemlich nah beobachten, sie sind entspannt. Der große Bulle bricht laut knackend einen großen Ast einer Akazie ab. Bei der Weiterfahrt haben wir einen Platten, der Radwechsel ist aber in 10 Minuten erledigt. Zwei Ohrengeier auf einem Baum. An einer großen wassergefüllten Pfanne halten wir länger, auf einem Baum ein Schreiseeadler. Als wir in der beginnenden Dämmerung zurückfahren, finden wir noch drei Breitmaulnashörner, darunter eine Kuh mit einem Jungen. Sie sind auch nicht scheu und haben noch ihre Hörner. In der Lodge vor unserem Zimmer ruft eine Scops Owl.
Das Dinner ist im gleichen Stil wie gestern, großes Buffet mit Elandbraten, Springbockfilet, Kuduwurst, Rosmarinkartoffeln, … Wieder sehr lecker.
Mi - 10.11.2021
Gelbes Haus bei Ovita
Frühstück kurz nach 7 Uhr, danach sitzen wir länger am Damm und beobachten Vögel. Angenehme Temperatur, wir genießen es, keinen Stress zu haben. Kurz nach 10 Uhr Abfahrt. Der Weg führt uns 25 km durch das Erindi Private Game Reserve, inzwischen von einem mexikanischen Multimilliardär gekauft. Gut ist, dass kurz vorher ein Grader gefahren ist und auch auf der ganzen Strecke durch Erindi. So macht das Fahren auf Pisten Spaß. In Erindi sind wenig Tiere zu sehen, ein paar Impalas, Gnus, Oryx, Wasserbock, Giraffen, Paviane. An den Gates haben die Ranger Schnellfeuergewehre umhängen.
10 km nach Erindi kommen wir zu unserer Airbnb-Unterkunft. Wir nennen es Gelbes Haus, weil es ein modernes, gelb gestrichenes Haus ist, an dem wir früher schon mehrmals vorbeigefahren sind, am Rand eines kleinen Hügels. Offiziell heißt es „The Farmhouse“. Es ist das frühere Wohnhaus der Farmerfamilie, aber sie ist in das 300 Meter entfernte ältere Haus zurückgezogen, weil es für die Farmaktivitäten zu umständlich wurde. Sie sind Rinder und Schaffarmer. Für hiesige Verhältnisse ein tolles dreistöckiges Haus, man kann sich leicht verlaufen, so groß ist es. Das „Wohnzimmer“ ist offen bis zum Dach, bestimmt 7 Meter hoch. Elmarie Tromp begrüßt uns. Es gibt eine Waschmaschine, mit der wir unsere Zeltbettwäsche waschen können. Es gibt zwei kleinere Nachteile: die staubige Straße nach Erindi geht relativ nahe vorbei, aber da ist zum Glück wenig Verkehr. Und es gibt zwar WiFi von einem Router, aber nur via MTC-Mast, und die Verbindung ist sehr instabil.
Am späten Nachmittag laufen wir kurz zum nächsten Damm, der noch etwas Wasser hat. Mehrere Stelzenläufer (Black-winged Stilt), die wir bisher noch nicht hatten, sowie zwei große Warzenschweine. Abends haben wir keine Hunger nach der Mt. Etjo-Völlerei, nur etwas Salami, Droewors, Gouda, Camembert und Bier.
Heute war es teilweise bewölkt, und als wir uns abends auf eine große Freifläche vor dem Haus setzen, sehen wir von Nord über Ost bis Südost Wetterleuchten, mehrmals hören wir Donner. Später bricht der Mond durch die Wolken.
Do - 11.11.2021
Gelbes Haus bei Ovita
Früh Morgenrotwölkchen im Osten. Manfred verlegt den Autoschlüssel und findet ihn erst nach längerem Suchen in einer mit ihm versehentlich zusammengefalteten Trainingshose.
Wir machen auf eigene Faust eine kleine Farmrundfahrt über 14 km, dafür haben wir Zaunschlüssel bekommen, brauchen sie aber nicht. Die glatte Piste ist frisch mit hinterhergezogenen Reifen geplättet. Ein Abstecher zu einem Damm, der aber trocken ist. Dort eine kleine Gruppe von Klipspringern. Vorher eine Kuhantilope und ein Oryx.
Den Rest des Tages nur am Haus. Von der Terrasse aus sehen wir eine Giraffe. Elamarie kommt am Nachmittag für eine halbe Stunde zum Erzählen vorbei.
Heute geht das Internet. Abends Nudeln mit Kabanossi, mit Käse überbacken, Spargel, kalter Weißwein.
Fr - 12.11.2021
Ozongwindi Lodge
Früh versuchen wir, etwas in den Hügeln neben dem Haus zu laufen, aber das geht nicht wirklich. Zu viel stachliges Gestrüpp und Steine.
Nach 10 Uhr fahren wir nach Ovita Wildfarm nebenan. Wir hatten Heiko angefragt, ob wir mal zur Aussichtsplattform fahren können. Der Damm ist von der letzten guten Regenzeit voller als wir ihn kennen, aber keine Hippos zu sehen. Beim Weiterfahren sehen wir sie in einem weiteren Damm in Straßennähe.
Nach Ozongwindi sind es nur 52 km über Nebenstraßen, kein anderes Auto. Wir wissen nicht viel darüber, wir hatten nur einen Kontakt mit Martina Marbach, die dort als Managerin arbeitet. Auf der Webseite sieht man ein großes Selbstversorger-Farmhaus. Das Tor wird per Funk geöffnet nach Anruf per Gegensprechanlage. Um das Managerhaus mehrere Gebäude, darunter zwei Selbstversorger-Häuser, ein großes und unser kleines, am Südufer des Khan River. Die Lodge mit 10 Chalets ist einen halben km entfernt in einem Wäldchen am Rand des Khan. Ein paar liegen direkt am Trockenfluss.
Es gibt noch Martin, einen Freund des Besitzers, der hier einen Flugbetrieb aufbauen wird und gerade eine Cessna auf der Landepiste stehen hat. Er muss heute das Flugzeug nach Swakopmund bringen, es ist von der dortigen Flugschule seit 10 Tagen gechartert, damit er eine namibische Fluglizenz erwerben konnte. Und er bietet uns an, dass wir gegen Kostenbeteiligung mitfliegen können. Sein Auto steht am Flugplatz in Swakopmund, und er wird damit nachmittags zur Lodge zurückfahren. Da sind wir natürlich sofort dabei.
Es stellt sich heraus, dass die Farm Ende 2019 von einem jagd- und flugbegeisterten deutschen Zahnarzt gekauft wurde. Der vorherige Besitzer war verstorben, und seine Frau wollte Farm und Lodge nicht alleine weiter betreiben. Die Lodge hat gerade keine Gäste, es ist wohl auch noch nicht ganz klar, mit welchem Marketingkonzept sie weiter betrieben werden soll, Jagd oder Tourismus.
Um 13:40 Uhr steigen wir in die Cessna 182 und starten auf einer neuen, einen km langen Sandpiste. Es ist toll, die Landschaft unter sich aus der Vogelperspektive zu sehen. Wir fliegen nach Südwesten, nach einiger Zeit darf Manfred das Steuerhorn für 20 Minuten übernehmen, und er kann noch ganz gut fliegen, ist wohl wie Radfahren, man verlernt es nicht. Martin übernimmt dann wieder, und wir fliegen eine Zeitlang den Canyon des Khan River in Tiefflug entlang, das ist wirklich spektakulär. Später biegen wir ab, lassen die Rössing Uranmine links liegen, hier sind wir schon mal selber im Khan mit dem Auto gefahren. Wir folgen grob der Straße und der Bahnlinie nach Swakopmund. Durch den Dunst und Staub sieht man die Sandpiste des Flugplatzes Swakopmund erst kurz vor der Landung. Die Flugzeit ist ziemlich genau eine Stunde für 210 km. Es ist merklich kühler hier mit gut 20 Grad. Der Flugplatz ist nur für Kleinflugzeuge und Hubschrauber geeignet, der nächste richtige Flughafen ist in Walvis Bay. Betankung und Abwicklung der Rückgabe zieht sich etwas hin, wir trinken noch einen Kaffee, und dann geht es zurück zur Farm. Der Freitagabendverkehr ist ziemlich heftig, das Problem sind die vielen langsamen Lkw. Die Strecke ist wegen der Überholvorgänge ziemlich gefährlich, man muss defensiv fahren.
Die Piste von Wilhelmstal zu Farm zieht sich hin, 40 Minuten, mit unserem Auto werden wir eine Stunde brauchen. Kurz vor Sonnenuntergang sind wir zurück, rechtzeitig zum Gin&Tonic. Zum Essen nur eine Bratwurst aus der Pfanne und genug Bier.
Sa - 13.11.2021
Ozongwindi Lodge
Leider gibt es hier Schnaken, auch im Schlafzimmer, und Manfred muss erst mal einige umbringen. Wir schauen uns die Lodge an, und laufen dann 2x5 km entlang des Khan hin und zurück, meist im Flusswald, teilweise auch im Fluss, wo der Sand fest genug ist. Einmal meinen wir, kurz den Kopf eines Erdmännchens an einem Bau zu sehen. Plötzlich sieht Manfred eine große schwarze Schlange vor uns, sie ist bestimmt zwei Meter lang, windet sich aber schnell von uns weg, sehr eindrucksvoll. Es reicht nicht für ein Foto. Hinterher bestimmen wir sie als Black-necked spitting Cobra, eine der größten Giftschlangen.
Abends ein kurzes Gewitter, der erste Regen hier. Zum Essen Gnu-Steaks und Couscous.
So - 14.11.2021
Windhoek: Eden Chalets
Martin fliegt heute Nachmittag mit Ethiopian Airlines von Windhoek zurück, und wir nehmen ihn mit zum Flughafen. Die Fahrt ist ereignislos, es ist Sonntag und hat deswegen wenig Verkehr. Am Ortsausgang von Windhoek eine Umleitung: ein Lkw liegt quer über der Straße. Martin braucht noch für einen Freund einen Straußenledergürtel, deswegen halten wir beim Taxidermy Souvenirladen neben Gorns. Zufällig sind auch Manfred und Kai gerade vorm Haus. Auf Naankuse 20 km nördlich ist ein größerer Brand ausgebrochen, Kai soll dort hin zum Helfen. Das Feuer werden wir noch bis zum Abend am Horizont sehen. Wir setzten Martin ab und fahren zurück zu Eden Chalets. Auto entladen, außerdem streichen wir die Plane, die über unserer eigentlichen Dachzeltplane während des Abstellens draufkommt, mit einem dickflüssigen Schutzüberzug, sie war morsch geworden.
Um 19 Uhr ein Gewitterschauer. Abends essen wir im neuen Restaurant von Eden, panierter Schrimp und Seafood Salad mit Surimi u.a. in Mayonnaise als Vorspeise, Huhn mit Reis und Gemüse, eine Creme als Nachtisch. Eher nichts Besonderes, kostet auch nur 180 N$.
Mo - 15.11.2021
Abflug
Früh fahren wir zur Grove Mall im Süden von Windhoek, die neueste der Malls der Stadt. Große Anlage mit viel Platz und großzügigen Parkplätzen, auch unterirdisch. Manfred kauft zwei Shorts und Beatrix ein Paar Sandalen. Leider ist die Qualität der Bekleidung immer schlechter geworden, vor vielen Jahren konnte man in Südafrika noch echt gute Bekleidung kaufen, heute kommt alles aus China.
Wir wollen das Auto um 16 Uhr zurückgeben, eine halbe Stunde vorher geht ein starker Gewitterregen los. Zum Glück hört er gerade rechtzeitig auf.
Um 17 Uhr fährt uns Johan zum Flughafen, er will dann weiter nach Gobabis, wo er heute übernachtet, es gibt keine Gäste, und das Restaurant ist montags geschlossen. Am Roadblock ein paar Hundert Meter weiter wird er kontrolliert, das passiert eher selten, und es wird festgestellt, dass seine Auto-License abgelaufen ist. Das dauert 15 Minuten, und er erhält eine schriftliche Warnung, sie hätten ihm auch ein Bußgeld verpassen können.
Der Flug ist ereignislos, in Frankfurt aber völliges Chaos an den Passkontrollen, mit riesigen Schlagen. Deutschland ist inzwischen manchmal auf Drittem Welt-Niveau angekommen, so was kannten wir nur von Johannesburg zu seinen schlechteren Zeiten. Zusätzlich ist die Gepäckkontrolle stressig und extrem unfreundlich. Dann nach München, mit der S-Bahn bis Steinebach, Stine holt uns wieder ab.